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Mit welcher Glücksspielaktie sich besser von den Verlusten anderer profitieren lässt!

Foto: Getty Images

Die Glücksspielbranche hat einen ähnlich guten Ruf wie die Tabak- oder die Waffenindustrie. Es heißt nicht umsonst, dass im Casino immer die Bank gewinnt. Bei allen Spielen hat das Casino einen statistischen Vorteil auf seiner Seite und profitiert davon, dass die Spieler Verluste wieder aufholen wollen oder an eine nie enden wollende Glückssträhne glauben.

Heute möchte ich mit den Unternehmen Betsson (WKN: A2AKBZ) und bet-at-home (WKN: A0DNAY) zwei Unternehmen vorstellen, die zudem noch vom wachsenden Trend zu Online- bzw. Mobile-Glücksspiel profitieren. Hierzu sehen wir uns den Markt, die Kennzahlen und die Bewertung an.

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Der Markt für Online-Glücksspiel

Der globale Markt für Online-Glücksspiel wächst seit 2003 ohne Verschnaufpause durch jede Krise und soll bis 2023 weiterhin mit jährlichen Wachstumsraten von 6,7 % wachsen. Durch ihren Fokus auf Europa profitieren beide Unternehmen davon, dass der Kontinent der stärkste Treiber dieser Entwicklung sein soll. Außerdem hat der Markt noch ein riesiges Potenzial, da noch 88 % der Glücksspielumsätze offline erzielt werden.

Das aktuell beherrschende Thema für die Marktteilnehmer sind die lokalen Regulierungen des Online-Glückspielmarktes in den einzelnen Ländern. Aufgrund der fehlenden Regulierung in den einzelnen EU-Mitgliedsländern konnten die Wettanbieter mit Lizenzen aus Malta den kompletten Raum abdecken. Inzwischen klären allerdings immer mehr Länder diese Thematik, um nicht auf Steuereinnahmen zu verzichten und den Gefahren von Glücksspiel vorzubeugen.

Das größte Risiko für die international tätigen Anbieter ist dabei, dass sie keine lokale Lizenz erhalten und der Zugang zu ihren Seiten gesperrt wird. In Polen ist zum Beispiel durch ein neues Gesetz im Jahr 2017 die Seite von bet-at-home gesperrt worden. In der Folge ist dem Unternehmen über Nacht der drittstärkste Markt weggebrochen. Für die Unternehmen kommt es daher darauf an, möglichst breit international aufgestellt zu sein, um Probleme in einzelnen Ländern auffangen zu können.

Kennzahlenanalyse der Unternehmen

Sprechen die Kennzahlen für einen Wettbewerbsvorteil der beiden Unternehmen?

Hiervon spreche ich, in Anlehnung an Warren Buffett, wenn

  • die Bruttomarge über 60 % liegt,
  • die Nettomarge über 20 % liegt,
  • die Eigenkapitalrendite über 15 % liegt,
  • für die betrachteten Jahre die Summe der Cashflows für Investitionstätigkeit maximal 50 % der aufsummierten Gewinne beträgt,
  • die langfristigen Finanzverbindlichkeiten in maximal vier Jahren zurückgezahlt werden können,
  • der Verschuldungsgrad (Summe Fremdkapital/Summe Eigenkapital) maximal 0,8 beträgt und
  • das Wachstum vom EBIT (Earnings before Interest and Taxes = Gewinn vor Zinsen und Steuern) mindestens 5 % beträgt.
Kennzahl Betsson bet-at-home
Bruttomarge (Ø letzte fünf Jahresabschlüsse) 79,1 % 87,4 %
Nettomarge (Ø letzte fünf Jahresabschlüsse) 21,1 % 23,4 %
Eigenkapitalrendite (Ø letzte fünf Jahresabschlüsse) 26,3 % 37,7 %
Investment/Gewinn (Summe letzte fünf Jahresabschlüsse) 59,5 % -20,1 %
Dauer Rückzahlung Finanzverbindlichkeiten 1,01 0,00
Verschuldungsgrad 0,63 0,49
EBIT Wachstum (Ø letzte fünf Jahresabschlüsse) 10,4 % 6,7 %

Eigene Berechnung, Quelle: morningstar.de

Beide Unternehmen können großartige Kennzahlen vorweisen. bet-at-home ist etwas profitabler, dafür konnte Betsson zuletzt etwas schneller wachsen. Das Wachstum von Betsson war allerdings auch getrieben durch verschiedene Akquisitionen, die den Goodwill (Differenz aus Kaufpreis zu Eigenkapital) in die Höhe getrieben haben. Hier lässt sich ein gewisses Abschreibungsrisiko nicht leugnen.

Bei bet-at-home ist die negative Investitionsquote zu beachten, die aus der Rückführung eines Darlehens durch den beherrschenden Aktionär Betclic Everest resultierte. Allgemein ist das Verhältnis eher kritisch zu sehen, da Betclic Everest mehr an hohen Ausschüttungen als an einem schnellen Wachstum und Konkurrenz durch bet-at-home in neuen Märkten interessiert ist.

Bewertung der Aktien

Um einen schnellen Überblick über die aktuelle Bewertung der Unternehmen zu erhalten, verwende ich das Peter-Lynch-Chart. Hier wird der 15-fache Gewinn je Aktie dem Aktienkurs gegenübergestellt. Ist die Kurslinie höher als die Gewinnlinie, scheint die Aktie eher überbewertet zu sein, und umgekehrt.

Zusätzlich verwende ich noch eine Linie, bei der der Gewinn je Aktie mit dem historischen durchschnittlichen KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) im jeweiligen Betrachtungszeitraum multipliziert wird.

Eigene Darstellung, Quelle: EPS: GB bet-at-home, EPS-Prognose: Marketscreener, Kurse: boerse.de, Stichtag 12.01.2020

Das R² von 0,313 zeigt, dass die Gewinne bei bet-at-home in der Vergangenheit nicht gerade konstant waren. Hier machen sich in meinen Augen auch die fehlenden Investitionen bemerkbar, weshalb das Unternehmen stark von einzelnen Ländern abhängig ist. Der Rückgang 2019 ist hierbei auf rechtliche Unsicherheiten in der Schweiz zurückzuführen. Selbst bei einer Erholung des Ergebnisses 2020, unterstützt durch das Großereignis Fußball-Europameisterschaft, schaut das Unternehmen aktuell nur fair bewertet aus.

Eigene Darstellung, Quelle: EPS: GB bet-at-home, EPS-Prognose: Marketscreener, Kurse: boerse.de, Stichtag 12.01.2020

Bei Betsson deutet das R² von 0,819 auf eine hohe Gewinnstabilität hin. Hier wurde das Ergebnis 2019 durch die Vergabe einer lokalen Glücksspiellizenz in Schweden sowie notwendige Anpassungen in der Niederlande belastet, um auch hier so früh wie möglich eine lokale Lizenz bei der Öffnung des Marktes zu erhalten. Das Unternehmen geht davon aus, in beiden Ländern langfristig von der lokalen Lizenz zu profitieren. Dafür wird die Aktie in meinen Augen aktuell mit einem Abschlag von ca. 40 bis 50 % zum fairen Wert gehandelt.

Es gibt einen klaren Sieger

Bei beiden Unternehmen sind die Kennzahlen äußerst stark und der Markt für Online-Glücksspiel ist außerordentlich interessant. Der klare Favorit nach dem Vergleich ist für mich trotzdem Betsson. Das Unternehmen wird aktuell günstig an der Börse gehandelt und im Gegensatz zu bet-at-home hat man eine Aktionärsstruktur, die zukünftige Investitionen in neue Märkte wesentlich besser ermöglicht. Diesen Punkt sehe ich in der Branche als wesentlich an, da man in der Lage sein sollte, auf die zunehmende Regulierung einzelner Märkte zu reagieren, und sich globaler aufstellen muss.

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Florian Hainzl besitzt Aktien von Betsson. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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