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Was ist da bei RIB Software los? Der Nemetschek-Mitbewerber im Auge des Orkans

Nemetschek Gebäude
Bild: Nemetschek

Die Digitalisierung der konservativen Bauwirtschaft wird von Unternehmen wie RIB Software (WKN: A0Z2XN) und Nemetschek (WKN: 645290) mit Nachdruck vorangetrieben. Während allerdings die Nemetschek-Aktie seit Jahren fast unbeeindruckt nach oben zieht, geht es bei der RIB-Aktie deutlich wilder zu. Zuletzt war sie am 3. Januar beispielsweise mal wieder mit starken Abschlägen am Ende des SDAX zu finden. Dabei scheint es operativ prächtig zu laufen. Was ist da also los? Hier ist alles, was wir dazu wissen.

Eine Aktie in Turbulenzen

Am 18. Dezember publizierte RIB eine Aktualisierung der Jahresprognosen. Für 2019 konnte der Zielbereich für den Umsatz angehoben werden und auch für 2020 erwarte man deutlich mehr als der Analystenkonsens, der bei 250 Mio. Euro liegt. Die genannte Spannbreite von 260 bis 300 Mio. Euro sei sogar konservativ und man sehe gute Chancen, die Marke von 300 Mio. Euro übertreffen zu können, wenn es so gut läuft wie erhofft.

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Rückenwind gab es auch durch den massiven Einstieg von ENA Investment Capital, einem aktivistischen Investor aus London. Über den caymanischen Hedgefonds ENA Opportunity Master Fund wurden bereits bis Mai 2019 über 5 % der RIB-Aktien erworben und zum 2. Januar 2020 auf 15,03 % aufgestockt.

Zudem meldete fast gleichzeitig Merrill Lynch International, dass man 7,55 % der Anteile kontrollieren würde, und auch Morgan Stanley ist mit 5,22 % dabei. Zusammen halten die drei Angelsachsen also fast 28 % und damit mehr als die Familie von RIB-Chef Thomas Wolf (16,84 %). Der Streubesitz wird nur noch mit knapp 13 % angegeben.

Offenbar sind aber nicht alle institutionellen Investoren so überzeugt. Der Leerverkäufer Ennismore Fund Management baute zwischen den Jahren seine Position auf 2,81 % aus. Die gemeldeten Leerverkäufe summierten sich zum Jahresende auf 4,69 %. Hinzu kommen sicherlich noch weitere, die unter der Meldeschwelle liegen.

Vor allem kurzfristig orientierte Anleger interessieren sich stark dafür, kommen dabei aber zu entgegengesetzten Schlüssen: Entweder die „Shorties“ wissen etwas Negatives über RIB, das anhaltend auf der Aktie lasten würde – oder sie bringen sich in Probleme, weil sie sich irgendwann eindecken müssen, was bei dem geringen Streubesitz für einen heftigen Kursauftrieb sorgen könnte.

Wie Anleger damit umgehen sollten

RIB Software ist also definitiv ein Unternehmen, an dem sich die Geister scheiden. Die einen halten sie für eine der besten Wachstumsgeschichten in Deutschland und die anderen trauen dem Braten nicht. Die rastlose Umtriebigkeit des Managements erschwert die Meinungsbildung und das spiegelt sich auch in der Kursentwicklung wider: 2017 war es eine der stärksten Aktien, 2018 eine der schwächsten und 2019 folgten wieder tolle Kursgewinne.

Das ist nicht exakt das, was man sich als langfristig orientierter Anleger von seinen Beteiligungen wünscht. Andererseits ist es ein gutes Beispiel dafür, dass man durchaus auch mal Kasse machen kann, wenn der Aktienkurs die kühnsten Erwartungen übertrifft, insbesondere wenn er sich innerhalb von zwölf Monaten verdreifacht wie 2017.

Dabei sollten wir uns in Erinnerung rufen, dass wir nicht bloß in Aktien und ihr Momentum investieren, sondern in echte Unternehmen, die man einschätzen kann. Es ist unheimlich hilfreich, eine Vorstellung vom fairen Wert seiner Beteiligungen zu haben. Dieser faire Wert wächst im Normalfall jährlich zwischen 5 und 10 Prozent. Die rund 30 Euro vom ersten Quartal 2018 kamen da anscheinend noch zu früh, während die 10 Euro vom vierten Quartal dann doch etwas übertrieben waren.

Was die Zukunft bringen könnte

Bleibt die Frage, ob RIB heute bei rund 20 Euro endlich ein faires Niveau erreicht hat. Für eine Antwort müssen wir uns auf die wesentlichen Informationen konzentrieren und den Lärm ausblenden. Was die ganzen Hedgefonds treiben, sollte uns zum Beispiel nur am Rande interessieren.

Viel wichtiger ist die Frage, ob die ambitionierte Wachstumsstrategie aufgeht. RIB hatte sich mit Kapital vollgepumpt, um Investitionsgelegenheiten jederzeit kurzfristig wahrnehmen zu können. Davon wurde viel Gebrauch gemacht in letzter Zeit. RIB braucht internationale Vertriebspartner und setzt dabei auf lokal etablierte Unternehmen, die sich in ihrem Markt auskennen.

Nach meiner Überzeugung handelt es sich dabei um einen durchdachten Weg, auch wenn es einige Zeit dauern kann, bis die an sich gebundenen Partner voll betriebsbereit sind. Aber sobald zum Beispiel die vier indischen Beteiligungen mit Hochdruck auf Kundenakquise gehen, könnten die Nutzerzahlen geradezu hochschnellen.

Zuversichtlich macht mich auch, dass die Zusammenarbeit mit dem Energy-Segment von Siemens (WKN: 723610) ausgebaut werden konnte. Schließlich ist deren Digitalsparte ein Wettbewerber des wichtigen RIB-Partners Autodesk (WKN: 869964). Wenn es jedoch um die Kollaboration etwa bei Strominfrastrukturprojekten geht, erfüllt die RIB-Software offenbar ausgezeichnet die Anforderungen. Spannend ist hier, dass die beiden bereits daran arbeiten, die CAD- und CAM-Software von Siemens besser in iTWO zu integrieren. Auf diese Weise entwickeln sich für RIB mittelfristig vielleicht völlig neue Märkte, wenn es gelingt, tiefer in das Siemens-Ökosystem einzudringen.

Angesichts dieser Chancen und der sich erst noch entfaltenden Potenziale aus den umfangreichen Investitionen der letzten Quartale denke ich, dass die hohen Wachstumsraten auf Jahre hinaus anhalten können. Das Unternehmen ist profitabel, die Bewertung von gut 1 Mrd. Euro (03.01.) fast zur Hälfte mit Eigenkapital unterlegt und es ist absehbar, dass das Kurs-Gewinn-Verhältnis mittelfristig in einen handlichen Bereich kommt.

Im Vergleich zur Nemetschek-Aktie mag RIB eine Achterbahnfahrt darstellen, aber wenn ich den Lärm ausblende, sehe ich hier ein mindestens genauso attraktives Chancen-Risiken-Verhältnis.

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Ralf Anders partizipiert über ein von ihm betreutes Indexzertifikat an der Aktienentwicklung von Siemens. The Motley Fool empfiehlt Autodesk und RIB Software.



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