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Vergiss Infineon! Mit Dialog Semiconductor positionieren sich Aktionäre aussichtsreicher

Ingenieur mit Prozessor-Chip
Foto: Getty Images

In den letzten zehn Jahren hat Infineon (WKN: 623100) seine Aktionäre glücklich gemacht, aber wenn ich mir jetzt eine Halbleiteraktie für das kommende Jahrzehnt aussuchen müsste, dann wäre es eher Dialog Semiconductor (WKN: 927200). Hier sind die Gründe.

Grund Nr. 1: Die Akquisitionsstrategie

Infineon ist eigentlich bereits jetzt ziemlich gut für die Zukunft aufgestellt: Hocheffiziente Leistungshalbleiter für die unterschiedlichsten Anwendungen, fortschrittliche Sicherheitstechnik und eine Vielfalt von Chips für die Automobilindustrie, die von Trends wie Fahrzeugautonomie und Elektromobilität massiv profitieren. Anlass für eine transformative Akquisition bestand daher aus meiner Sicht keineswegs.

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Trotzdem hat sich das Management im Frühjahr dazu verleiten lassen, satte 9 Mrd. Euro dafür einzusetzen, um den deutlich kleineren Mitbewerber Cypress Semiconductor (WKN: 871117) zu übernehmen. Zusammen will man über 10 Mrd. Euro Umsatz machen und sich damit in die Top 10 des Halbleiterrankings katapultieren und im Kfz-Bereich das Feld wieder anführen. Der Abschluss der Transaktion steht nun voraussichtlich unmittelbar bevor.

Nun macht der Deal aus operativer Sicht ja durchaus Sinn, weil sich die Produktkategorien gut ergänzen und das Systemgeschäft einen weiteren kleinen Schub bekommen wird. Aber das Ganze ist teuer erkauft. Wird hier also wirklich Mehrwert für die Aktionäre geschaffen oder geht es primär darum, zu den ganz Großen zu gehören? Überhaupt ist die Frage, ob der Zeitpunkt der Übernahme nicht sehr schlecht gewählt ist, jetzt, wo die Konjunktur auf der Kippe steht und die politischen Feindseligkeiten der USA immer neue Dimensionen erreichen.

Auch bei Dialog kennen wir aus der Vergangenheit Versuche, sich groß in den USA einzukaufen. Anders als Infineon hätte das Unternehmen allerdings aufgrund seiner Abhängigkeit vom Smartphone-Markt einen Befreiungsschlag gut gebrauchen können. Das ist mittlerweile auf anderem Weg ganz gut gelungen und es stehen eher kleinere Ergänzungskäufe auf der Agenda.

Zuletzt wurde im Oktober mit Creative Chips ein Spezialist für Mixed-Signal-Halbleiter ins Boot geholt, die ähnlich wie die Anfang des Jahres übernommene koreanische FCI (Drahtlos- und Mobilfunkchips) und die Ende 2017 zugekaufte Silego Technology aussichtsreiche Technologie einbringt. Zur Finanzierung muss Dialog keine teuren Investmentbanker engagieren, sondern kann das alles bequem aus der gut gefüllten Kasse bezahlen.

Grund Nr. 2: Spannende Innovationen

Dass Infineon eine starke Innovationspipeline hat, lässt sich nicht bestreiten. Bildsensorchips für Augmented Reality auf dem Smartphone, leistungsstarke Siliciumcarbid-Lösungen und aussichtsreiche Entwicklungspartnerschaften dürften für eine weiterhin gute Auftragslage sorgen.

Das sieht schon gut aus, aber Dialog adressiert ebenfalls die attraktiven Endmärkte Unterhaltungselektronik, Industrie 4.0 und vernetztes Auto. Einen gewissen Vorteil sehe ich dabei in der geringeren Unternehmensgröße. Wenn eine der Innovationen von Dialog voll am Markt einschlägt, dann sorgt dies für viel mehr Dynamik als bei einem Dickschiff wie Infineon.

Gerade vor wenigen Wochen wurde ein daumennagelgroßer Chip für die Vernetzung von Kleingeräten eingeführt, der beim Stromverbrauch führend ist und voraussichtlich schon bald in vielen Millionen Produkten verbaut werden wird.

Zuvor wurden neuartige Lösungen zur aktiven Lärmkompensation bei Kopfhörern vorgestellt, die Bemühungen im Bereich der Haptik verstärkt und die revolutionäre konfigurierbare Multifunktionstechnik von Silego auf Anwendungen im Automobilbereich übertragen. Zuletzt wurde bekannt, dass diese hochintegrierte Konfigurierbarkeit durch die Lizenzierung der Technologie von Flex Logix noch weiter ausgebaut werden soll. Rechenintensive Prozesse können so vergleichsweise unkompliziert und stromsparend implementiert werden.

Für mich sieht das so aus, als ob sich Dialog konsequent neue Standbeine aufbaut, die zunehmend zum Ergebnis beitragen werden.

Grund Nr. 3: Die Bewertung

Nachdem sich die Aktie seit den Tiefs von Mitte 2018 mehr als verdreifacht hat, ist Dialog Semiconductor natürlich kein Schnäppchen mehr. Schaut man jedoch etwas länger zurück, dann sieht man, dass wir vor einigen Jahren schon deutlich höhere Kurse hatten. Der Grund dafür ist, dass das zeitweise explosiv wachsende frühere Kerngeschäft ab 2015 stagnierte und die Schaffung von neuen Umsatzströmen mehr Zeit in Anspruch nahm, als vielen Aktionären lieb war.

Nun spricht jedoch vieles dafür, dass das Unternehmen seine intensiv aufgebauten Potenziale auf Jahre hinaus entfalten kann und dabei seine gewohnt hohe Profitabilität – zuletzt wurde eine operative Marge von 25,4 % gemeldet – beibehalten kann. Erfreulich ist dabei, dass Dialog trotz des gut getimten Aktienrückkaufprogramms und der Übernahmen von FCI und Creative Chips noch über rund eine Milliarde Euro trockenes Pulver verfügt.

Im möglichen Fall einer Branchenkrise wird das Unternehmen daher viel geringeren Risiken ausgesetzt sein als die oft hoch verschuldete Konkurrenz – und hätte die Ressourcen, um sich dann noch mehr Hightech günstig einzuverleiben. Fällt die Krise hingegen aus, dann dürfte der Aufwärtstrend ohne größere Delle anhalten.

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Ralf Anders partizipiert über ein von ihm betreutes Indexzertifikat an der Aktienentwicklung von Infineon. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien. 



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