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Wirecard ohne Testat: Jetzt wird es langsam richtig bitter!

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Foto: Getty Images

Es war gewiss ein Schock, als weitere kritische Berichte aufgetaucht sind (dieses Mal vom Handelsblatt), wonach das Geschäft von Wirecard (WKN: 747206) in Singapur im Geschäftsjahr 2017 nicht testiert werden konnte. Die Aktie brach daraufhin im späten Handel am Dienstagabend im höheren einstelligen Prozentbereich ein. Allerdings konnte die Aktie inzwischen wieder ein wenig Boden gutmachen.

Dennoch nährt auch dieses weitere Kapitel die Zweifel rund um die Geschäftspraktiken des Zahlungsdienstleisters. Zumal ausgerechnet das Singapur-Geschäft in der ersten Episode der Financial Times auf dem Prüfstand stand und diese Thematik in diesen Tagen sowieso in eine neue Runde geht.

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Nun hat sich allerdings das Unternehmen selbst zu diesem neuen Sachverhalt geäußert und sich, wie zuletzt bereits des Öfteren, betont gelassen gegeben. Schauen wir im Folgenden einmal, was wir hierzu wissen sollten und wo es doch einen bitteren Beigeschmack gibt.

Kein Testat – alles halb so wild

Wie Wirecard in diesem Sinne nun betont hat, sei es eigentlich sinngemäß nicht sonderlich problematisch, dass im Jahr 2017 kein Testat für die Unternehmenstochter in Singapur erteilt werden konnte. Für den Gesamtkonzern Wirecard sei demnach der Konzernabschluss nach IFRS maßgeblich. Und dieser sei durch die Wirtschaftsprüfer Ernst & Young geprüft und uneingeschränkt testiert, wie es in einer Unternehmensmitteilung dazu heißt.

Der lokale Abschluss sei hingegen gemäß der SFRS-Rechnungslegungsstandards geprüft worden, wobei das Unternehmen hier gewisse Einschränkungen einräumt. Demnach hätte es Einschränkungen aufgrund von Ermittlungen gegeben, sodass nicht alle Dokumente zur Verfügung gestanden hätten. Das hätte unterm Strich dazu geführt, dass kein abschließendes Prüfurteil gebildet werden konnte, was das Fehlen eines Testates erklären würde.

Zur Erinnerung: Das Handelsblatt hat im Rahmen dieser aktuellen Wendungen aufgedeckt, dass die Prüfer weder die Angemessenheit noch die Vollständigkeit und Richtigkeit der Unterlagen prüfen konnten. Das sind doch gewaltige Einschränkungen, mit denen sich der DAX-Konzern hier konfrontiert sieht.

Die Stelle, bei der es jetzt wirklich bitter wird

Dass eine Erklärung an dieser Stelle kommen würde, war eigentlich klar. Genauso klar war, dass Wirecard eine Rechtfertigung für diese neuen Vorwürfe aus dem Hut zaubern kann. Wobei es jedem Investor an dieser Stelle selbst überlassen ist, ob man das nun glauben mag oder eben nicht.

Ein wirklich bitterer Beigeschmack ergibt sich aber daraus, dass Wirecard erneut nicht über dieses Defizit berichtet hat. Mal ganz im Ernst: Vorwürfe rund um die Bilanzierung, Jahresabschlüsse und Geschäftspraktiken sind alles andere als neu. Demzufolge wäre es längst an der Zeit gewesen, die Investoren über derartige Defizite aufzuklären. Auch, um ein weiteres bitteres Kapitel – wie nun an dieser Stelle – zu verhindern.

Vermeintlich substanzlose Vorwürfe sind hierbei die eine Sache, das Fehlen eines Testats ist jedoch offensichtlich eine große Angriffsfläche, die gerade in der aktuellen medialen Situation prekär ist. Entsprechend scheint es nicht bloß fraglich, sondern auch fragwürdig, warum das Management und die Verantwortlichen mit einer solchen Bombe nicht schon früher und eigenverantwortlich herausgerückt sind.

Dass hier weiterhin Informationen und Lücken häppchenweise aufgedeckt werden, schafft kein sonderlich großes Vertrauen in das Management und die Verantwortlichen. Und es schürt den Verdacht, dass es hier weitere Dinge gibt, die aufgedeckt werden können, weshalb das Unternehmen wirklich gut damit beraten ist, endlich reinen Tisch zu machen. Dass dies bislang nicht geschehen ist, beweisen wohl die neuen Wendungen.

Wundertüte Wirecard

Dass das Wachstum stimmt und das operative Geschäft weiter ausgebaut werden kann, ist die eine Sache. Auch die Aussichten sind für diesen DAX-Konzern weiterhin interessant und vielversprechend. Hier bin ich gewiss der Letzte, der das bezweifelt.

Nichtsdestoweniger ist es wirklich ärgerlich, wie fahrlässig das Management weiterhin in dieser Situation mit den vorhandenen Informationen umgeht und dass das Handelsblatt nun die Plattform gewesen ist, die auf diese weitere Schwachstelle aufmerksam geworden ist.

Die Verantwortlichen sollten sich hier besser noch einmal in aller Deutlichkeit selbst hinterfragen, damit dieser DAX-Konzern nicht zu einer Wundertüte verkommt, wobei die Überraschungen in letzter Zeit eher selten positiver Natur gewesen sind.

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Vincent besitzt Aktien von Wirecard. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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