Rezessionen sind unbekannte Gewässer

Apple existiert seit den 1970ern, und das erste iPhone ging 2007, kurz vor dem Beginn der Finanzkrise, an den Start. Apple schaffte es, während der letzten Rezssion seine Umsätze zu steigern, doch das Apple von heute ist ganz anders als das Apple von vor zwölf Jahren. Die aktuelle Version musste noch nie in einer schwachen Wirtschaft operieren

Apple generierte 2007 gerade einmal 24 Milliarden Dollar an Umsätzen. Das Smartphone war eine neue Kategorie und das iPhone war die beste Option am Markt. Das erste Smartphone mit dem Google-Betriebssystem Android darauf startete erst Ende 2008, etwa ein Jahr nach dem Debüt des iPhone. Samsung kündigte seine ersten Android-Smartphones 2009 erst an.

Bis heute haben sich Apples Umsätze mehr als verzehnfacht. Das Unternehmen erzielte im Geschäftsjahr 2018 einen Umsatz von 265,6 Milliarden, wobei das iPhone hiervon mehr als 60 % einbrachte. Der Markt für Smartphones ist in entwickelten Märkten wie den USA gesättigt und es gibt mehr als genug Alternativen zum iPhone.

Loyalität garantiert keine Umsätze

Die Treue von Apples Kunden mag zwar rezessionsresistent sein, doch die iPhone-Verkäufe sind es wahrscheinlich nicht. Smartphone-Besitzer haben bereits begonnen, ihre Handys länger zu behalten als früher – der Upgrade-Zyklus in den USA liegt Strategy Analytics zufolge nun im Schnitt bei 33 Monaten. Derselbe Bericht gibt an, dass das durchschnittliche iPhone derzeit 18 Monate alt ist und dass jüngere Nutzer dazu tendieren, häufiger ein Upgrade durchzuführen.

Diese Zahlen könnten in der nächsten Rezession noch wesentlich höher werden. Vor allem junge Menschen, die in teuren Städten leben und mit Studentenkrediten hoch verschuldet sind, könnte es hart treffen. Smartphones verbessern sich mittlerweile nicht mehr so schnell wie früher, und das 5G-Netz könnte als Katalyst nicht ausreichen, um eine neue große Upgrade-Welle in Gang zu bringen – selbst dann, wenn es gut läuft.

Apples andere Produkte wie die Apple Watch, das iPad und die AirPods hingegen bedienen keine Grundbedürfnisse. Zudem steht ein großer Teil der Serviceumsätze Apples entweder mit iPhone-Verkäufen oder der bestehenden Nutzerbasis in Verbindung. Schwache iPhone-Verkäufe in einer Rezession werden auf dieser Front nachhallende Effekte herbeiführen.

Apple wird es durchstehen

Apples finanzielle Performance wird in der nächsten Rezession mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Schaden nehmen, vielleicht sogar großen. Doch das Unternehmen wird diese Phase überstehen und dabei von seinem Geldberg profitieren, den es in der iPhone-Ära angehäuft hat. Zum Ende des dritten Quartals hatte Apple 210 Milliarden Dollar Cash und kurzfristig veräußerbare Wertpapiere in der Bilanz, denen 108 Milliarden an Schulden gegenüberstanden.

Ein Foolisher Kollege von mir, Matthew Frankel, hat kürzlich aufgezeigt, dass eine Rezession es Apple erlauben wird, seinen unvorstellbar großen Geldberg für günstige Übernahmen zu nutzen. Das würde die Abhängigkeit vom iPhone senken und das Unternehmen darauf vorbereiten, bei der nächsten wirtschaftlichen Erholung wieder durchzustarten.

Es scheint jedoch unwahrscheinlich, dass Apple während einer Rezession ein sicherer Hafen für Investoren ist. Die Umsätze könnten aufgrund von Konsumenten, die länger an ihren alten Handys festhalten, stark fallen. Die Kunden werden Apples Ökosystem zwar weiter treu bleiben, aber Kundentreue ist nicht genug, um ein Unternehmen rezessionssicher zu machen.