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Börse für Einsteiger: Wieso die Eigenkapitalrendite so wichtig ist und welche Vorteile diese Bewertungskennzahl hat

Dunkle Wolken über der Fresenius-Aktie?
Foto: Ralf Anders

Börsenneulinge haben es zu Beginn oft nicht einfach: Da weiß man noch nicht einmal, woher man zuverlässige Nachrichten rund um Geldanlage und Aktien beziehen soll, da wird man schon mit verschiedensten Bewertungskennzahlen bombardiert. Die einen Investoren schwören auf ein niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis als Maß aller Dinge, andere wiederum sehen ein Kurs-Buch-Verhältnis von unter eins als Anlass für eine Investition. Obendrein ist man noch damit beschäftigt, zu verstehen, was ein Cashflow oder ein operatives Ergebnis ist. Ach, das Investorendasein ist nicht einfach, oder?

Keine Sorge! Jeder von uns Fools hat auch mal klein angefangen und musste sich durch sämtliche Begriffe des Börsenjargons durchkämpfen und sich sein eigenes Wissen und vor allem seine Erfahrung aneignen. Mit unseren Artikeln möchten wir dir helfen, zu einem besseren Investor zu werden. Dazu möchte ich dir heute eine Bewertungskennzahl zeigen, die vor allem Börseneinsteigern zu Beginn ihrer Karriere nicht bekannt ist: die Eigenkapitalrendite.

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Was ist die Eigenkapitalrendite?

Die Eigenkapitalrendite (Englisch: ROE = Return on Equity) beschreibt, wie gut das Management mit dem zur Verfügung stehenden Eigenkapital arbeitet, um einen möglichst hohen Gewinn zu erzielen. Das Ergebnis der Berechnung der Eigenkapitalrendite zeigt uns also an, wie hoch die Rendite auf das Eigenkapital ist. Je höher die Rendite ausfällt, desto effizienter hat das Management das Eigenkapital eingesetzt. Genau das macht die Eigenkapitalrendite auch so wichtig für mögliche Investoren und Aktionäre: Sie liefert mit einer einfachen Berechnung Einblick, ob das Management es schafft, Wert für die Aktionäre zu schaffen. Die Formel für die Berechnung lautet:

Eigenkapitalrendite = (Gewinn nach Steuern/Eigenkapital) x 100

Gewinn nach Steuern Eigenkapital des Unternehmens Eigenkapitalrendite
Unternehmen A 5.000.000 € 15.000.000 € 33,33 %
Unternehmen B 2.800.000 € 5.000.000 € 56,00 %

Wie wir sehen, hat das Unternehmen B die höhere Eigenkapitalrendite. Ein Wert von 56 % ist ziemlich hoch und du wirst so einen Wert vermutlich nicht oft bei einem echten Unternehmen ermitteln können. Auch die Eigenkapitalrendite von Unternehmen A ist ein toller Wert, den man so auch nicht alle Tage sieht. Das Faszinierende an der Tabelle ist jedoch: Das Unternehmen B hat ganze 10 Mio. Euro weniger Eigenkapital zur Verfügung, erwirtschaftet etwas mehr als die Hälfte an Gewinn und erzielt eine traumhafte Eigenkapitalrendite. Wie ist das nur möglich?

Nicht alles was glänzt ist Gold: Der Vergleich zur Gesamtkapitalrendite

Die oben angeführte Berechnung ist ein klassisches Beispiel für den Leverage Effect (Hebelwirkung). Was wir oben bei der Berechnung komplett außer Acht gelassen haben, ist nämlich das vorhandene Fremdkapital, sprich die Schulden des jeweiligen Unternehmens. Bei der Eigenkapitalrendite werden lediglich Gewinn und Eigenkapital miteinander verrechnet, das Fremdkapital bleibt außen vor.

Um es direkt auf den Punkt zu bringen: Das kann für Investoren fatal sein. Ein Unternehmen arbeitet selten ausschließlich mit Eigenkapital, sondern auch mit Fremdkapital, das einschlägigen Einfluss auf die Gewinne haben kann. Da das Fremdkapital bei der Berechnung nicht mit einbezogen wird, verzerrt es die Eigenkapitalrendite erheblich.

Daher sollten smarte Investoren immer noch, zusätzlich zur Eigenkapitalrendite, die Berechnung der Gesamtkapitalrendite (Englisch: ROA = Return on Assets) durchführen, die bei Börsenneulingen vermutlich noch weniger bekannt und genutzt wird. Wie wir gesehen haben, kann ein bloßer Blick auf die Eigenkapitalrendite tückisch sein und ahnungslose Investoren in ein Messer laufen lassen. Öffnen wir unsere Augen für das große Ganze und führen eine ausführlichere Berechnung durch. Die Formel für die Gesamtkapitalrendite lautet:

Gesamtkapitalrendite = ((Reingewinn + Fremdkapitalzinsen)/Gesamtkapital) x 100

Wir lassen bei unserer Berechnung die Fremdkapitalzinsen zwecks Vereinfachung außen vor.

Gewinn nach Steuern Gesamtkapital Fremdkapital Eigenkapital Eigenkapitalquote Eigenkapitalrendite Gesamtkapitalrendite
Unternehmen A 5.000.000 € 20.000.000 € 5.000.000 € 15.000.000 € 75,00 % 33,33 % 25,00 %
Unternehmen B 2.800.000 € 20.000.000 € 15.000.000 € 5.000.000 € 25,00 % 56,00 % 14,00 %

Ich habe zusätzlich zu den anderen Kennzahlen hier ebenfalls die Eigenkapitalquote eingefügt. Diese Kennzahl gibt uns schnell darüber Auskunft, ob ein Unternehmen über mehr Eigen- als Fremdkapital verfügt. Wie wir sehen, haben beide Unternehmen die gleiche Menge an Gesamtkapital zur Verfügung, das Unternehmen B ist dabei relativ hoch verschuldet – ein klassisches Beispiel für den vorhin erwähnten Leverage Effect.

Mithilfe des Fremdkapitals erzielt das Unternehmen B einen Gewinn, der etwas höher ist als die Hälfte von Unternehmen A, und weist die bessere Eigenkapitalrendite vor. Ohne Betrachtung der Gesamtkapitalrendite könnte man meinen, dass das Unternehmen B die sichere und attraktivere Investitionschance bietet. Erst unter der Betrachtung der Gesamtkapitalrendite, in der die Verzerrung durch die Hebelwirkung der Schulden keine Rolle mehr spielt, kann man erkennen, dass das Unternehmen A mit dem Gesamtkapital effektiver gewirtschaftet hat, da es mit der gleichen Menge an Kapital einen weitaus höheren Gewinn erzielt hat.

Clevere Investoren müssen an dieser Stelle etwas abwägen: Das Unternehmen A hat mit dem gleichen Gesamtkapital einen fast doppelt so hohen Gewinn erwirtschaftet, der den Eigenkapitaleignern zusteht. Im Fall von Unternehmen A wird der Gewinn jedoch auf wesentlich mehr Eigenkapital verteilt als im Fall von Unternehmen B. Dort wird für die Eigenkapitaleigner relativ gesehen (je investiertem Euro Eigenkapital) wesentlich mehr Gewinn erwirtschaftet als beim Unternehmen A. Das Unternehmen B hat jedoch aufgrund der hohen Schuldlast das weitaus höhere Risiko in der Bilanz – das sollten mögliche Investoren auf jeden Fall im Auge behalten.

Für die Watchlist eignen sich im Grunde genommen beide Unternehmen gut. Falls es zu einer Investition kommen sollte, müsste man sich entscheiden zwischen dem Unternehmen A, das eine sehr gute Eigenkapitalrendite und eine vorbildliche Gesamtkapitalrendite erzielt, eine sichere Bilanz hat, aber den Gewinn auf mehr Eigenkapitaleigner verteilen muss, oder dem Unternehmen B, wo eine hervorragende Eigenkapitalrendite winkt, eine solide Gesamtkapitalrendite, aber ein hohes Risiko in Form von der großen Schuldlast. Foolishe Investoren könnten an dieser Stelle die beiden Unternehmen hinsichtlich anderer Bewertungskennzahlen vergleichen, um eventuell weitere entscheidende Kriterien ausfindig zu machen.

Foolishes Fazit

Wir Fools lieben es, tiefer zu graben und Unternehmen genau zu durchleuchten, denn zum einen macht es richtig Spaß, und zum anderen schützt es uns vor Fehlentscheidungen oder -investitionen. Die Eigenkapitalrendite ist durchaus eine wichtige Kennzahl, aber nur, wenn man sie in den richtigen Zusammenhang setzt.

Suche dir am besten gleich zwei Unternehmen aus deiner Watchlist und vergleiche beide, wie wir es soeben getan haben. Wer weiß, vielleicht lauert auf deiner Watchlist bereits ein Kandidat mit einer soliden Gesamtkapitalrendite und weiteren Chancen, die es zu erforschen gilt?

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