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MercadoPago: Der wahre Grund für MercadoLibres Aktienanstieg

Foto: Getty Images

2007 ging MercadoLibre (WKN: A0MYNP) an die Börse. Als Onlinemarktplatz, wo Käufer und Verkäufer zueinanderfinden, wurde die Plattform als „eBay Lateinamerikas“ bezeichnet. Am Ende des ersten Handelstages lag der Wert bei 1,3 Mrd. US-Dollar.

Mehr als ein Jahrzehnt später – am Heiligabend des letzten Jahres, um genau zu sein – lag die Marktkapitalisierung bei 11 Mrd. US-Dollar. Das ist bereits ein ordentlicher Zuwachs.

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Was in den letzten neun Monaten passierte, ist jedoch noch einmal etwas anderes: MercadoLibre hat seine Bewertung auf über 30 Mrd. US-Dollar fast verdreifacht. Und das könnte gerade mal der Anfang sein.

Der Anstieg des Unternehmenswerts geschah nicht, weil der Markt so floriert (obwohl das durchaus zutrifft) oder weil die Logistik-Power das Unternehmen auf dem Kontinent zum wichtigsten E-Commerce-Player macht (was ebenfalls stimmt).

Die Verdreifachung des Unternehmenswertes hat vielmehr mit MercadoPago zu tun, einer Zahlungsmethode, die das Unternehmen anbietet und die schneller an Popularität gewonnen hat, als man es sich hätte vorstellen können. Schauen wir doch mal, woher dieses Wachstum kommt und was das Unternehmen da noch rausholen kann.

Bescheidene Anfänge

In seinem Prospekt von 2007 hieß es von MercadoLibre:

Wir haben MercadoPago entwickelt, … um den MercadoLibre-Marktplatz zu ergänzen.

Das sollte heißen, dass man den Menschen dabei half, Artikel online kaufen zu können.

Das mag für Menschen in Europa und den USA wie nicht nennenswert erscheinen. Gib doch einfach deine Kreditkartennummer ein! Aber in Lateinamerika sieht die Sache ganz anders aus: Viele Menschen leben dort „ohne Bank“.

Was bedeutet das? Wenn wir uns heute die vier größten Volkswirtschaften der Region ansehen – die Reihenfolge: Brasilien, Mexiko, Argentinien und Kolumbien –, gibt es dort etwa 321 Millionen Erwachsene. Von diesen verfügen 141 Millionen über kein Bankkonto.

Da E-Commerce über das Internet stattfindet, brauchte MercadoLibre einfach einen Weg, damit die Menschen für Artikel bezahlen können. Andernfalls würde es ja keine Geschäftstätigkeit geben. Indem sie ihr Guthaben an verschiedenen Orten mit Bargeld aufladen konnten, hatten die Menschen ohne Bankverbindung die Möglichkeit, Artikel online zu kaufen.

Zwischen 2003 und 2007 wurde MercadoPago in Argentinien, Brasilien, Mexiko, Venezuela, Kolumbien und Chile eingeführt. Das Unternehmen hat in der Regel eine Gebühr von 8 % für die Abwicklung von Zahlungen an MercadoLibre-Anbieter erhoben. Das ist eine hohe Gebühr, aber es handelte sich damals auch um eine wertvolle Dienstleistung.

MercadoLibre bot MercadoPago zunächst nur als Zahlungsmethode für Anbieter an. Als MercadoLibre jedoch immer beliebter wurde, nutzten mehr und mehr Verbraucher MercadoPago und es machte keinen Sinn, dass Händler es nicht akzeptierten.

Bis 2012 wurde ein Drittel des auf dem Marktplatz gekauften Materials über MercadoPago bezahlt. So sah das Wachstum der Gesamtzahlungen in dieser Zeit aus:

Quelle: SEC-Einreichungen

Das Ei des Kolumbus

Das Wachstum von MercadoPago ist beeindruckend. Aber als MercadoLibre sich die verfügbaren Daten ansah, bemerkte es etwas Seltsames. MercadoPago stand auch für die Nutzung „off-platform“ zur Verfügung. Das bedeutet, dass eine Person jemanden bezahlen könnte, der ebenfalls MercadoPago nutzt – ohne etwas auf der Website von MercadoLibre zu kaufen.

Zu dieser Entwicklung hat das Unternehmen in seinem Geschäftsbericht 2018 Stellung genommen:

Wir stellten fest, dass Einzelpersonen, Kleinsthändler und kleine und mittlere Unternehmen in der physischen Welt unterversorgt oder übersehen wurden … und dass eine sehr große Anzahl von Einzelhandelstransaktionen in der gesamten Region in bar abgewickelt wurde.

MercadoPago ist eine Triebfeder für den Marktplatz des Unternehmens geworden. Aber es gibt keinen Grund, warum die Entwicklung nicht über den Marktplatz hinausgehen könnte. Deshalb hat das Unternehmen im Jahr 2015 damit begonnen, kleinen und mittleren Händlern in Brasilien mobile Point of Sale (mPOS)-Geräte anzubieten.

Was ist ein mPOS? Eigentlich nur ein mobiles Gerät, das man mit seiner Karte füttert.

Der Verkauf via mPOS war derart beliebt, dass diese 2016 in Mexiko und Argentinien eingeführt wurden. Heute machen diese Länder über 50 % aller Off-Plattform-Zahlungen aus, die via MercadoPago laufen.

Die Entscheidung, diesen Markt zu erschließen, war weitaus erfolgreicher, als viele gedacht hatten. Während die Daten für Off-Plattform- versus On-Plattform-Ausgaben nur bis 2012 zurückreichen, sieht das Gesamtwachstum seit 2004 wie folgt aus.

Quelle: SEC-Einreichung

Man muss bedenken: In den Zahlen für 2019 sind nur sechs Monate Wachstum berücksichtigt. Die Ausgaben außerhalb der Plattform übertrafen im zweiten Quartal die Ausgaben auf der Plattform selbst und haben sich im ersten Halbjahr mehr als verdoppelt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dies der Grund ist, warum sich die Marktkapitalisierung der Aktie fast verdreifacht hat.

Nur der Anfang?

Aber wie groß könnte diese Chance wirklich sein? Schwer zu sagen. Die meisten Berichterstatter konzentrieren sich auf Nordamerika und den asiatisch-pazifischen Raum, wenn es um Fintechs geht. McKinsey prognostiziert jedoch, dass die globale Zahlungsindustrie bis 2022 300 Mrd. US-Dollar pro Jahr verarbeiten wird.

In den letzten zwölf Monaten hat MercadoPago rund 22 Mrd. US-Dollar verarbeitet. Offensichtlich gibt es noch viel Raum für Wachstum. Das Unternehmen baut auf verschiedene Weise einen Graben um dieses neue Unternehmen herum.

  • MercadoFondo: ein im letzten Jahr eingeführtes Produkt, mit dem MercadoPago-Nutzer ihr Geld auf ein Konto einzahlen können, auf dem das Guthaben anwächst.
  • MercadoCredito: eingeführt als Möglichkeit, Händlern und mPOS-Anbietern Zugang zu Betriebsmittelkrediten zu bieten. Hier werden außerdem Kredite für Endverbraucher angeboten.

Diese Initiativen sind wichtig, weil mehrere Konkurrenten sie zur Kenntnis genommen haben. PagSeguro und StoneCo sind zwei aktuelle Börsengänge, die Zahlungslösungen in Brasilien anbieten. Beide haben ihr Zahlungsvolumen rasant gesteigert.

Aber es muss hier nicht nur einen Gewinner geben. So wie die Verkäufer in den USA Visa, Mastercard, American Express oder sogar PayPal akzeptieren, können auch die lateinamerikanischen Verkäufer davon profitieren, indem sie alles anbieten.

Zwei große Vorteile für MercadoPago

Ich denke, es gibt zwei enorme Vorteile, dank derer MercadoPago einen übergroßen Teil des Marktes erobern kann:

  • Geografische Reichweite: Die Vorschriften können in Lateinamerika von Land zu Land sehr unterschiedlich sein. So sind beispielsweise PagSeguro und StoneCo überwiegend nur in Brasilien tätig. MercadoPago ist jedoch in Brasilien, Argentinien, Mexiko, Kolumbien, Chile, Uruguay und Peru nutzbar.
  • Ein stärkeres Ökosystem: Der Marktplatz von MercadoLibre hat 292 Millionen registrierte Nutzer. Diese Nutzer sind es bereits gewohnt, MercadoPago zu nutzen – der Service macht das Bezahlen von Inhalten auf der Website einfacher. Es macht es auch für Offlinehändler viel attraktiver, MercadoPago anzubieten. Kein anderer Zahlungsdienstleister in Lateinamerika hat einen solchen Vorteil.

Deshalb glaube ich, dass die besten Tage von MercadoPago – und damit die von MercadoLibre – uns erst noch bevorstehen. Wir haben ja noch nicht einmal den Marktplatz selbst und die Logistik des Unternehmens besprochen. Aber allein der Zahlungsservice reicht aus, um sich mal näher mit dem Unternehmen zu beschäftigen.

Es ist auch der Grund, warum ich – auch nach dem Anstieg der Aktie – nicht die Absicht habe, mich von meinen Aktien zu trennen, die bereits 8 % meines gesamten Depots ausmachen. Wenn die Position nicht bereits so groß wäre, würde ich noch Aktien nachkaufen. Und ich kann jedem nur das Gleiche empfehlen.

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The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Mastercard, MercadoLibre, PayPal Holdings, Square und Visa und empfiehlt Aktien von eBay und PagSeguro Digital. Brian Stoffel besitzt Aktien von MercadoLibre. Dieser Artikel erschien am 25.8.2019 auf Fool.com und wurde für unsere deutschen Leser übersetzt.



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