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Analyst: Diese Cannabis-Aktie steuert in den Abgrund

Drei Marihuana-Blätter
Foto: Getty Images

Einige Analysten zeigen ihren Unmut über eine Aktie, indem sie ihr Kursziel senken. Andere streichen das Rating für diese Aktien. Und wieder andere Analysten drücken ihre Gefühle unmissverständlich aus.

Der Analyst Gordon Johnson von Vertical Group gehört in letztere Kategorie. Johnson hat kürzlich sein Kursziel für Tilray (WKN: A2JQSC) auf 4 US-Dollar pro Aktie gesenkt. Das sind mehr als 85 % unter dem aktuellen Kurs. Der Analyst riet zudem den Investoren, Tilray zu verkaufen, und schoss sich auf die Performance des Unternehmens ein. Aber hat er auch recht?

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Verhängnisvolle Performance

Keine Frage, Tilray hat 2019 bisher eine katastrophale Leistung erbracht. Die Aktie hat seit Anfang des Jahres mehr als die Hälfte ihres Wertes eingebüßt, wobei ein bedeutender Teil dieses Rückgangs erst erfolgte, nachdem Tilray die Ergebnisse für das zweite Quartal bekannt gegeben hat.

Johnson nannte diese Ergebnisse „eine ziemliche Katastrophe“. Tilray verfehlte die Schätzung der Analysten mit einem bereinigten Nettoverlust von 0,32 US-Dollar pro Aktie, während die Analysten einen Nettoverlust von 0,25 US-Dollar pro Aktie erwartet hatten.

Ein wichtiger Grund für die Verschlechterung des Ergebnisses von Tilray im zweiten Quartal war die hohe Schuldenlast. Das Unternehmen hat nun langfristige Darlehen in Höhe von 425,4 Mio. US-Dollar durch die Ausgabe von Wandelschuldverschreibungen. Dieses Geld floss in die Finanzierung des laufenden Betriebs und in die Geschäfte von Tilray. So erwarb Tilray Anfang des Jahres das Hanflebensmittelunternehmen Manitoba Harvest für 150 Mio. Kanadische Dollar in bar plus 127,5 Mio. Kanadische Dollar in Aktien.

Ein weiterer wesentlicher Faktor für die schlechten Ergebnisse des Unternehmens war der massive Anstieg der Ausgaben. Die Betriebskosten von Tilray haben sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum nahezu verdreifacht und beliefen sich auf 44,8 Mio. US-Dollar. Aufgrund der hohen Verschuldung stieg auch der Zinsaufwand des Unternehmens auf fast 8,6 Mio. US-Dollar.

Nicht ganz so schlimm

Ich stimme dem Analysten von Vertical Group nicht zu, dass Tilrays Ergebnisse des zweiten Quartals eine Katastrophe waren. Sie waren sicherlich nicht gerade toll, aber man muss das Ganze im Zusammenhang sehen.

Tilrays Umsatz mit frei verkäuflichem Cannabis im Quartal belief sich auf etwas mehr als 15 Mio. US-Dollar, was einem Anstieg von 90 % gegenüber dem Vorquartal entspricht. Der Umsatz mit medizinischem Cannabis in Kanada stieg gegenüber dem ersten Quartal um 117 % auf 9,1 Mio. US-Dollar. Das Unternehmen meldete einen internationalen Umsatz von 1,9 Mio. US-Dollar bei medizinischem Cannabis, mehr als doppelt so viel wie im ersten Quartal.

Zugegeben, Tilrays gesamter Cannabis-Umsatz von 26 Mio. US-Dollar ist weit entfernt von Konkurrenten wie Aurora Cannabis und Canopy Growth. Aurora erwartet für das am 30. Juni 2019 endende Quartal einen Nettoumsatz von mindestens 100 Mio. Kanadischen Dollar. Canopy gab im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2020 einen Nettoumsatz von 90,5 Mio. Kanadischen Dollar bekannt und selbst das lag deutlich unter den Erwartungen.

Die Marktkapitalisierung von Aurora ist etwa doppelt so hoch wie die von Tilray, während die Marktkapitalisierung von Canopy sogar etwa dreimal so groß ist. Man sollte meinen, dass Tilrays Umsatz dann auch proportional zu diesen Niveaus wäre, doch stattdessen lag man deutlich unter der Hälfte von Auroras Umsatz und gerade mal bei einem Drittel von Canopy Growth.

Aber wir haben uns nur auf die Einnahmen aus Cannabis konzentriert. Tilray berichtete 19,9 Mio. US-Dollar Umsatz aus seinem Hanflebensmittelgeschäft Manitoba Harvest. Damit sieht Tilray im Vergleich zu seinen größeren Konkurrenten attraktiver aus.

Leerverkäufe sind kurzsichtig

Wenn Gordon Johnson damit recht hat, dass der Aktienkurs von Tilray auf 4 US-Dollar pro Aktie sinken wird, sieht Leerverkauf sicherlich nach einer guten Idee aus. Meiner Ansicht nach könnten Leerverkäufe jedoch kurzsichtig sein.

Es gibt zwei große Probleme, die ich im Moment beim Shorten von Tilray sehe. Erstens liegt der kurze Float-Anteil der Aktie bereits bei über 31 %. Das ist ein hohes Niveau. Die Aufnahme von Aktien in den Short-Verkauf von Tilray ist teuer. Zweitens könnte das Unternehmen positive Faktoren für sich nutzen, insbesondere die Einführung des Cannabis-Derivatemarkts in Kanada, die im Oktober stattfinden soll. Jede gute Nachricht für Tilray würde wahrscheinlich einen Short-Squeeze mit sich bringen.

Ich vermute, dass eher ein Squeeze kommt als dass die Aktie auf 4 US-Dollar sinkt. Man muss bedenken, dass dieser Kurs eine Marktkapitalisierung von rund 300 Mio. US-Dollar bedeutet. Tilray sollte auf Kurs sein, um in diesem Jahr einen Jahresumsatz von fast 180 Mio. US-Dollar zu erzielen. Bei so viel Umsatz sowie dem Wachstumspotenzial auf dem Weltmarkt und dem US-Hanfmarkt glaube ich nicht, dass Johnsons Prognose zutreffen wird.

Nicht falsch verstehen: Ich bin kein Fan von Tilray. Ich denke, dass das Unternehmen im nächsten Jahr mehr Barmittel beschaffen muss, was entweder zu mehr Schulden oder zu einer Verwässerung des Wertes der bestehenden Aktien führen würde. Ich sehe zwar nicht die Art von Katastrophe für Tilray, wie Johnson sie erwartet. Aber ich denke, dass es viel bessere Cannabis-Aktien zu kaufen gibt.

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The Motley Fool besitzt keine der angegebenen Aktien. Keith Speights besitzt keine der angegebenen Aktien. Dieser Artikel erschien am 21.8.2019 auf Fool.com und wurde für unsere deutschen Leser übersetzt.



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