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Bolivianisches Lithium für Deutschland: Was ist nun damit?

Salar de Uyuni Sonnenuntergang
Bild: Salzsee Uyuni, Ralf Anders

Mehr als ein halbes Jahr bevor die Mainstream-Presse das Thema aufgriff waren Fool-Leser bereits informiert: Im April 2018 war klar, dass Deutschland eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der vielleicht größten Lithiumvorkommen der Welt am Salzsee von Uyuni spielen würde. Viele Fragen waren damals allerdings noch ungeklärt, sodass 16 Monate später ein Update fällig wird.

Ein Projekt im Kreuzfeuer der Kritik

Die deutsche Autoindustrie will ab nächstem Jahr durchstarten in Sachen Elektromobilität. Bis jetzt verfügt sie allerdings weder über eigene Batteriezellen noch über eine gesicherte Rohstoffkette. Über die kommenden zwei bis drei Jahre wird das voraussichtlich noch kein Problem sein, weil die Einkaufsvolumina sich noch im Rahmen bewegen, aber mittelfristig könnte es eng werden.

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Da trifft es sich gut, dass ein deutsches Konsortium 2018 den Zuschlag für den Aufbau der bolivianischen Lithiumindustrie bekam. Einige Monate später wurde die Kooperation mit der bolivianischen staatlichen Lithiumgesellschaft YLB in ein Vertragswerk gegossen. Seither ist die deutsche Seite zu 49 % an einem entsprechenden Gemeinschaftsunternehmen beteiligt. Die Freude darüber wurde jedoch schnell getrübt.

Verschiedenste Akteure kritisieren seither das Vorhaben vehement. Umweltschützer sehen die lokale Bevölkerung und deren traditionelle Landwirtschaft rund um Quinoa und Lamas in Gefahr, wenn durch die industrielle Nutzung des Salars der Grundwasserspiegel absinken sollte. Vertreter des Departamentos Potosí sorgen sich darum, dass für sie bei der ganzen Sache viel zu wenig abfällt.

Oppositionelle wiederum schüren mit geradezu aggressiven Methoden den Widerstand. Sie nutzen dabei die tief verwurzelten Ängste der Bevölkerung, dass fremde Mächte die Schätze des Landes ausbeuten. Potosí galt schließlich einmal als eine der reichsten Städte der Welt, als das Silber in unvorstellbaren Mengen nach Europa verschifft wurde.

Außerdem wird immer wieder angezweifelt, dass der deutsche Vertragspartner, die ACI-Gruppe aus Zimmern ob Rottweil, auch nur ansatzweise die Kompetenz oder die Ressourcen hat, um ein solch massives Projekt zu stemmen. Schließlich ist das nur ein Kleinbetrieb ohne vorzeigbare Erfahrungen im Lithiumbereich. Überhaupt habe sich Deutschland bisher nicht groß bei Batterien hervorgetan und sei deshalb eher ein drittklassiger Partner.

Was wir heute über das Projekt wissen

Es geht also alles andere als harmonisch zu. Dazu trug auch die Verschwiegenheit der deutschen Seite bei. Über viele Monate hinweg war nichts Konkretes zu erfahren, weder zur Finanzierung noch zu den Partnern von ACI. Die bolivianische Seite sieht sich ebenfalls in der Defensive und organisierte kürzlich eine Pressekonferenz, um sich gegen die meines Erachtens überwiegend irreführenden und politisch motivierten Anschuldigungen zu verteidigen.

ACI wiederum versichert, dass der geplante Prozess zur Lithiumgewinnung besonders wassersparend sei. Außerdem wurde eine Abspaltung gegründet, ACI systems Alemania GmbH (kurz: ACISA), die sich voll auf das Lithiumprojekt in Uyuni konzentriert und auf starke Partner zählen kann. Neben einer ganzen Reihe von Ministerien und Regierungsstellen gehören auch die KfW-Bank, Euler Hermes, die Fraunhofer-Gesellschaft und relevante Industrieverbände dazu. Es handelt sich also um ein echtes Deutschlandprojekt, dessen Speerspitze die kleine ACI aus dem badischen Zimmern ist.

Bolivien setzt allerdings nicht voll auf Deutschland, wie es zunächst den Eindruck machte. Zwischenzeitlich wurde ein chinesisches Unternehmen mit dem Aufbau einer Fabrik zur Herstellung von Lithiumcarbonat nach den Plänen der thüringischen K-UTEC beauftragt. Mit weiteren Vertretern aus Indien, Russland und China steht man in Verhandlungen zur Ausbeutung benachbarter Salzseen und zum Aufbau einer lokalen Lithiumverarbeitung.

Für das ACI-Konsortium bleibt die Verarbeitung der Restsole aus der bereits produzierten Kaliumchloridanlage. Spätestens ab 2022 soll daraus dann unter anderem wertvolles Lithiumhydroxid gewonnen werden. Der Großteil davon wird voraussichtlich nach Europa verschifft. Für diese Region hat sich das Joint-Venture YLB-ACISA das Vermarktungsmonopol gesichert. Für das in Potosí verbleibende Lithium ist geplant, dass ACISA für die Erweiterung der Wertschöpfungskette sorgt, einschließlich Kathodenmaterialien und der Installation einer Batteriefertigung.

Welche Unternehmen dafür infrage kommen

Noch immer ist allerdings die große Frage, welche Unternehmen die Technologie liefern werden. Wie bereits in meiner Einschätzung von April 2018 denke ich weiterhin, dass die in der Region bereits sehr aktive thyssenkrupp (WKN: 750000) an verschiedenen Stellen eine größere Rolle spielen könnte. Relevante Ausrüstung für die Verarbeitung des Rohstoffs kann GEA (WKN: 660200) liefern und wenn es um Automatisierungstechnik geht, ist beispielsweise an Siemens (WKN: 723610) zu denken. Was die Produktionsanlagen für die Herstellung der Batteriezellen angeht, kommt mir zudem Manz (WKN: A0JQ5U) in den Sinn.

Interesse an einer Beteiligung könnte auch VARTA (WKN: A0TGJ5) haben, die gerade ihre Produktion von kleinen Lithiumzellen in Deutschland massiv erweitert. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass der Mitbewerber BMZ mit seiner Tochter TerraE die Chance nutzt, seine in zahlreichen Forschungskooperationen erworbene Kompetenz unter Beweis zu stellen.

Solange ACISA allerdings keine konkreteren Informationen liefert, wer letztlich mitspielen darf, können wir nur spekulieren. Angesichts der großen Polemik, die sich rund um die Ausbeutung des weltgrößten Salzsees entwickelt hat, wird es auf alle Fälle spannend, ob ACISA und Deutschland liefern können, was sie versprochen haben. Für die beteiligten Unternehmen entstünde ein prestigeträchtiges Schaufenster und für die Endabnehmer aus der deutschen Automobilindustrie wäre es großartig, einen zuverlässigen Rohmaterialstrom zu bekommen.

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Ralf Anders besitzt Aktien von Manz und partizipiert über ein von ihm betreutes Indexzertifikat an der Aktienentwicklung von Siemens. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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