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Thomas Cook am Abgrund: 3 mögliche Szenarien für die 0-Euro-Aktie

COMAC C919 Modell
Foto: Ralf Anders

Es ist Urlaubszeit und natürlich steht die Aktie von Thomas Cook (WKN:A0MR3W) im Mittelpunkt. Leider nur nicht aus den richtigen Gründen. Der Pauschalreisen-Pionier macht eine schwere Krise durch und es könnte die letzte sein. Analysten rufen nämlich das Kursziel Null aus.

Muss es wirklich so weit kommen? Ich habe mal versucht, ein paar Szenarien einzuschätzen, und denke, dass da schon noch etwas gehen könnte.

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Die Lage ist mehr als kritisch

Das Zusammentreffen von Brexit und Klimawandel lässt die traditionell reisefreudigen Briten beim Reisebudget knausern. Warum in die Ferne fliegen, wenn es auch an der englischen Küste 35 Grad hat? Nun kommt gegenüber Thomas Cook auch noch das Misstrauen von internationalen Geschäftspartnern und Kunden wegen der Finanzierungsprobleme hinzu.

Über die letzten Quartale haben operative Verluste und Abschreibungen auf Firmenwerte (Goodwill) nicht nur für ein desolates Ergebnis gesorgt, sondern auch das Eigenkapital in den negativen Bereich getrieben. Die Schulden sind innerhalb von 12 Monaten um weitere 361 Mio. auf 1,25 Mrd. britische Pfund angestiegen und zum 31. März fehlten stolze 1,47 Mrd. Pfund in der Bilanz.

Da ist es nicht verwunderlich, dass die Fremdkapitalgeber auf radikale Maßnahmen drängen. Der Verkauf der Fluglinien rund um Condor sollte eigentlich Entlastung bringen. Aber der Prozess zieht sich hin. Am Dienstag meldete Jet2, dass man keinerlei Interesse habe, nachdem zuvor bereits das Lufthansa (WKN:823212)-Management zu verstehen gab, dass man nicht an das Zustandekommen eines Deals glaube.

Da liegen die Preisvorstellungen wohl weit auseinander. Für Thomas Cook lohnt sich ein Verkauf eben nur, wenn dabei ein schöner Buchgewinn herausspringt. Ist Thomas Cook also am Ende, wenn dieser Plan scheitert? Die Analysten der Citigroup geben sich davon überzeugt. Sie sagen einen Totalverlust voraus, weil der Wert der Einzelteile des Konzerns nicht ausreichen würde, um die Eigenkapitallücke zu schließen.

Darum muss es nicht so schlimm kommen

Eine Abwicklung des Konzerns mit der Folge eines Totalverlusts für Aktionäre ist allerdings nur eine von mehreren Möglichkeiten. Das britische Insolvenzrecht sieht auch diverse Möglichkeiten vor, um strauchelnden Unternehmen Zeit für eine Verbesserung der Geschäftszahlen zu geben, selbst wenn das Eigenkapital negativ ist.

So weit sind wir jedoch noch nicht. Der schweizerische Chef Peter Frankhauser gibt sich auch geradezu entrüstet, dass das Bankrott-Thema diskutiert wird. Das Unternehmen habe genügend Ressourcen, um liquide zu bleiben, und außerdem füllten sich die im Frühjahr noch leeren Kassen in den Sommermonaten automatisch wieder.

Damit sich das Eigenkapital allerdings wieder auffüllt, müssen nachhaltige Gewinne her, und die sind kurzfristig kaum in Sicht. Wenn also kein Käufer gefunden werden kann, der einen guten Preis für die Airlines oder das Pauschalreisegeschäft bezahlen will, dann treten die nächstbesten Alternativen in den Vordergrund.

Denkbar wäre, einen Teil der Schulden in Eigenkapital umzuwandeln, sagen wir 800 Mio. Pfund. Damit würden die Chancen erheblich steigen, dass Thomas Cook als Unternehmen wieder erfolgreich agieren kann, schon allein wegen der stark reduzierten Zinsen, welche derzeit jährlich einen dreistelligen Millionenbetrag ausmachen. Beim aktuellen Börsenwert von 200 Mio. Pfund bedeutete dies jedoch auch, dass den Fremdkapitalgebern auf einen Schlag 80 % des Unternehmens gehören würden.

Das wäre wiederum zu verkraften, wenn gleichzeitig die Marktkapitalisierung wieder auf über eine Milliarde Pfund steigen würde. Für eine gesundete Thomas Cook wäre das durchaus realistisch, wie ein Vergleich mit den Kennzahlen der TUI (WKN:TUAG00) zeigt. Vor nicht allzu langer Zeit war das Gebilde sogar über 2 Milliarden Pfund wert.

Zu fast dem gleichen Ergebnis kommen wir letztlich, wenn das Geld aus einer klassischen Eigenkapitalerhöhung eingeworben würde. Der Vorteil wäre, dass man als Aktionär die Chance wahrnehmen könnte, selbst neue Aktien zu zeichnen, anstatt verwässert zu werden. Fraglich ist trotzdem, ob sich dann genügend Interessenten zum aktuellen Aktienkurs von 13 Pennys (02.07.2019) finden lassen. Ein Deal mit den Gläubigern wäre vermutlich günstiger.

Kursziel Null ist unrealistisch

Es müsste schon einiges zusammenkommen, damit sich die Prognose von 0 Penny bewahrheitet, darunter ein Nachfrageeinbruch und komplettes Managementversagen. Abgesehen davon sehe ich jede Menge Möglichkeiten, das Schlimmste abzuwenden. Thomas Cook ist eine großartige Marke und das Unternehmen erwirtschaftet gewaltige Umsätze im Bereich von 9 Mrd. Pfund. Da sollte den Beteiligten doch etwas Besseres einfallen, als den Betrieb zu liquidieren und unter den Gläubigern zu verteilen.

Das Beste wäre, wenn durch den Verkauf eines Unternehmensteils ein ordentlicher Buchgewinn eingefahren werden könnte und dann die Chance genutzt wird, das restliche Geschäft wieder in die Gewinnzone zu führen. Entsprechende Maßnahmen sind ja auch längst eingeleitet und die grundsätzliche Chance ist da, dass Thomas Cook wie Phoenix aus der Asche steigt.

Greift das Restrukturierungsprogramm jedoch nicht so schnell wie erhofft, dann könnte immer noch eine Eigenkapitalerhöhung bzw. eine Wandlung von Fremd- in Eigenkapital Entlastung bringen. Damit würde sich zwar die Kursfantasie stark reduzieren, aber gegenüber dem aktuellen Niveau wäre es voraussichtlich kein Weltuntergang, sofern in der Folge die Stabilisierung gelingt. Wie auch immer: Diese Aktie ist nicht für Anleger mit schwachen Nerven geeignet und sollte mit Vorsicht genossen werden.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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