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Warum die Aktie der Software AG unterbewertet sein könnte

Vernetzte Welt
Foto: Getty Images

Die Aktie der Software AG (WKN: A2GS40) hat am 14.06.2019 mit 29,84 Euro nahe ihres Jahrestiefs abgeschlossen und konnte trotz einer erheblichen Steigerung des Gewinns je Aktie in den letzten fünf Jahren gerade mal um ca. 7 % zulegen. Beim aktuellen Kurs kann die Aktie schon allein aufgrund der Dividende Sinn machen, ich möchte aber auch die Bewertung einordnen und zeigen, wodurch der Kurs wieder anspringen könnte.

Betrachtung des Peter-Lynch-Charts

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Eigene Darstellung, Quelle: EPS: traderfox.de, Kurse: boerse.de

Um einen schnellen Überblick über die aktuelle Bewertung des Unternehmens zu erhalten, verwende ich das Peter-Lynch-Chart. Hier wird der 15-fache Gewinn je Aktie dem Aktienkurs gegenübergestellt. Ist die Kurslinie höher als die Gewinnlinie, scheint die Aktie eher überbewertet zu sein, und umgekehrt. Bei der Software AG kann man schön verfolgen, wie der Aktienkurs trotz zeitweiser Über- und Untertreibung doch stetig der Gewinnlinie gefolgt ist.

Zusätzlich habe ich noch eine Linie erstellt, bei der der Gewinn je Aktie dem historischen durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis der letzten 20 Jahre gegenübergestellt wird. Hier kann man schön das aktuell vorhandene Potenzial der Aktie am aktuellen Bewertungsniveau ableiten.

Operative Beurteilung

Zur operativen Beurteilung des Unternehmens habe ich die Unternehmenszahlen der letzten elf Jahre zusammengestellt:

Kennzahl 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
Währung EUR EUR EUR EUR EUR EUR EUR EUR EUR EUR EUR
Umsatzerlöse in Mio. 720,6 847,3 1.119,5 1.098,3 1.047,3 972,7 857,8 873,1 871,8 879,0 865,7
EBIT in Mio. 197,0 201,8 261,3 262,8 237,0 189,8 176,0 252,7 272,0 279,5 261,7
Gewinn in Mio. 115,8 140,7 175,6 177,2 164,7 134,0 110,4 139,4 140,2 177,3 164,9
Ergebnis/Aktie 1,4 1,6 2,0 2,1 1,6 1,9 1,4 1,8 1,8 1,9 2,2
Bruttoergebnis in Mio. 515,4 547,0 677,4 656,1 668,9 678,0 621,5 660,9 660,0 666,0 671,0
Cashflow der Investitionstätigkeit in Mio. -45,0 -332,0 -35,5 -70,1 -31,7 -175,6 5,0 32,9 -60,0 -73,0 -58,0
Eigenkapital in Mio. 549,1 647,5 769,3 951,4 1.059,2 964,8 1.013,0 1.089,2 1.195,3 1.118,0 1.238,4
Bilanzsumme in Mio. 1.059,9 1.652,4 1.599,6 1.680,6 1.771,8 1.996,8 1.849,0 1.815,0 1.957,0 1.907,0 2.008,0
Bruttomarge 72 % 65 % 61 % 60 % 64 % 70 % 72 % 76 % 76 % 76 % 78 %
EBIT-Marge 27 % 24 % 23 % 24 % 23 % 20 % 21 % 29 % 31 % 32 % 30 %
Nettomarge 16 % 17 % 16 % 16 % 16 % 14 % 13 % 16 % 16 % 20 % 19 %
Eigenkapitalrendite 21 % 22 % 23 % 18 % 16 % 14 % 15 % 15 % 15 % 16 % 16 %
Wachstum Umsatz 18 % 32 % -2 % -5 % -7 % -12 % 2 % 0 % 1 % -2 %
Wachstum EBIT 2 % 29 % 1 % -10 % -20 % -7 % 44 % 8 % 3 % -6 %
Wachstum Gewinn 22 % 25 % 1 % -7 % -19 % -18 % 26 % 1 % 26 % -7 %
Wachstum Gewinn/Aktie 21 % 24 % 1 % -22 % 18 % -26 % 28 % 3 % 2 % 19 %

Eigene Berechnung, Quelle: Börse Frankfurt und Geschäftsberichte des Unternehmens

Die Höhe und Entwicklung der Margen, Eigenkapitalrendite und Bilanzkennzahlen des Unternehmens sehen sehr vielversprechend aus und würden sogar auf einen klaren Wettbewerbsvorteil oder sogar Burggraben hindeuten. Hiervon spreche ich in, Anlehnung an Warren Buffett, wenn die Bruttomarge über 60 %, die Nettomarge über 20 %, die Eigenkapitalrendite über 15 % liegt und die Summe der Cashflows für Investitionstätigkeit der betrachteten Jahre maximal 50 % der aufsummierten Gewinne der betrachteten Jahre beträgt.

Allerdings sieht man, dass der Umsatz bis in das Jahr 2011 stetig gestiegen und seit diesem Zeitpunkt genauso stetig gefallen ist. Das Bruttoergebnis, EBIT (Earnings before Interest and Taxes = Gewinn vor Zinsen und Steuern) und der Gewinn konnten aber fast auf dem alten Niveau der Jahre 2010–2012 gehalten werden. Der Effekt der Gewinnsteigerung je Aktie 2018 lässt sich dadurch erklären, dass durch das Unternehmen Aktien aus dem Umlauf genommen wurden. Im nächsten Schritt schauen wir uns also an, wie es das Unternehmen schafft, mit einem rückläufigen Umsatz einen stabilen Gewinn und damit immer bessere Margen zu erwirtschaften.

Fehlendes Wachstum und die Folgen

Das Unternehmen ist in zwei Hauptgeschäftsbereichen tätig. Es gibt den alten und stetig schrumpfenden Geschäftsbereich Adabas&Natural, der allerdings eine Segmentmarge von über 70 % liefert, und den Geschäftsbereich Digital Business Platform, der eine Marge von 30 % liefert und die Zukunft des Unternehmens darstellt.

Dies erklärt in meinen Augen die sehr hohen Margen des Unternehmens sehr schön. Man hat ein Produkt, in das man nicht mehr investieren muss, und dadurch kann man sehr hohe Margen erzielen. Gleichzeitig hat man ein neues Produkt, das es nicht schafft, den Umsatzrückgang des alten Produktes auszugleichen, und das einem viel stärkeren Wettbewerb ausgesetzt ist.

Das heißt, man müsste wohl noch mehr Mittel in den Vertrieb, die Übernahmen oder die Forschung & Entwicklung stecken, damit das neue Produkt besser im Markt aufgenommen wird und dies zu einem Umsatzwachstum führt. Und genau das macht das Unternehmen nun auch mit seiner Strategie Helix. Durch diese Investitionen und dem weiteren Umsatzrückgang der alten Technologie werden die Margen allerdings kurz- und langfristig belastet werden.

Gute Aktie und gute Bewertung, aber nicht mehr

Das Unternehmen sieht auf den ersten Blick im historischen Vergleich durchaus attraktiv bewertet aus und ich bin auch der Meinung, als würde der Markt gerade etwas nach unten übertreiben. Die Kennzahlen der Software AG würden auf ein herausragendes Unternehmen mit klarem Wettbewerbsvorteil und Burggraben hindeuten, allerdings handelt es sich aufgrund des fehlenden Wachstums nur um ein gutes Unternehmen, da durch die notwendigen Investitionen in dieses Wachstum in meinen Augen die Margen zurückgehen werden.

Vor einem Kauf müsste man daher folgende Frage mit einem klaren Ja beantworten können: Kann es die Software AG aufgrund ihrer angekündigten Strategie mit einem Produkt, das intensivem Wettbewerb ausgesetzt ist, tatsächlich schaffen zu wachsen, ohne dabei ihre Margen opfern zu müssen?

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Florian Hainzl besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool empfiehlt Software AG.



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