Tugenden in volatilen Zeiten: Bescheidenheit, defensive Aktien und vor allem Dividenden!
Es gibt derzeit wieder einige größere Problemfelder, die die weltweiten Börsen in ihrem Bann halten. Ob es nun allgemeine konjunkturelle Sorgen sind oder aber der grassierende Handelskonflikt, bei dem sich noch immer keine Lösung abzeichnet – an Gründen für ein höheres Maß an Volatilität scheint es momentan wahrlich nicht zu mangeln.
Für Investoren könnte es sich entsprechend anbieten, mit einem gewissen Mindset in der derzeitigen turbulenten Börsenphase zu investieren und auf entsprechende Tugenden zu setzen. Schauen wir mal, weshalb Bescheidenheit, defensive Aktien und Dividenden zumindest aus der Sicht eines prominenten Vermögensverwalters gegenwärtig zu den gefragteren Tugenden zählen könnten.
Ein Blick in das Mindset der Analysten
Wie aus einer Strategiesitzung des Vermögensverwalters Allianz Global Investors hervorging, werden nach Ansicht der Analysten die aktuellen politischen Unsicherheiten anhalten. Eine glimpfliche Einigung im Handelskonflikt sei inzwischen eher eine Fifty-Fifty-Angelegenheit. Die Börsen würden zudem zunehmend politisch werden und anfälliger für derartige politische Spannungsfelder.
Das habe demnach Auswirkungen auf die aktuelle wirtschaftliche Gesamtsituation. Die USA würden immer mehr auf eine Rezession zusteuern. Zudem würden gängige Konjunkturbarometer bereits darauf hindeuten, dass eine solche möglicherweise bevorstehe. Zumindest, sofern hier kurzweilig keine Einigung erzielt werden könne.
Gleichwohl seien US-Aktien inzwischen vergleichsweise teuer bewertet, was die Analysten zu ihrer ersten Einschätzung bewegt hat: Als Investor sollte man derzeit bescheiden investieren, was natürlich in vielerlei Hinsicht interpretiert werden kann. Jedenfalls seien Renditen in zweistelliger Höhe, so wie wir es innerhalb der vergangenen Jahre erlebt haben, vermutlich erst einmal vorbei, so die Sichtweise von Allianz Global Investors. Stattdessen sollte man mit einer etwas anderen Erwartungshaltung an seine Investitionen herangehen.
Anstatt auf US-Aktien zu setzen, könne sich ein eher heimischer Ansatzpunkt empfehlen. Anstatt auf heiße US-Hot-Stocks zu setzen, sieht der Vermögensverwalter eher Potenzial bei defensiven Aktien aus dem europäischen Bereich, die gegenwärtig vergleichsweise preiswert bewertet seien.
Zudem könnten zuverlässige Dividendenaktien ein wichtiges Vehikel werden, um besser durch diese schwierigere Zeit zu kommen. Zuverlässigere Dividendenaktien besäßen schließlich zuverlässigere Geschäftsmodelle. Zudem würden die regelmäßigen Ausschütter einen gewissen Puffer für Kursverluste beinhalten. Durchaus eine interessante Sichtweise, wenn du mich fragst.
Es gibt natürlich mehrere Aber …
Auch wenn ein Großteil der Prämissen derzeit durchaus zutreffend sein könnte, sollten Investoren dennoch überlegen, inwieweit sie solchen Ratschlägen bei ihren eigenen und vor allem persönlichen Investitionen beherzigen möchten. Natürlich, konjunkturelle Sorgen und Handelskonflikte belasten gegenwärtig durchaus die Börsen. Allerdings könnte eine solche Entwicklung bei einigen Aktien inzwischen eingepreist sein. Möglicherweise gar in ganze Branchen oder Regionen.
Für Investoren könnte es sich daher durchaus anbieten, wählerischer zu werden und die eigenen Aktien sorgfältiger auszuwählen. Ob man hierbei bescheidener werden sollte, bleibt einem natürlich selbst überlassen. Ein gesundes Gespür für Chancen und Risiken – ohne gleich in Bescheidenheit zu verfallen – könnte es letztlich auch tun. Wie gesagt, in Kombination mit einem etwas wählerischeren Ansatz.
Auch Dividendenaktien können einem natürlich dabei behilflich sein, mögliche rezessive Phasen besser zu überstehen. Allerdings sollte man auch nicht blindlings in defensive Dividendenperlen umschichten, nur weil die Zeiten möglicherweise turbulenter werden, man eigentlich jedoch auch weiterhin von der Perspektiven seiner bisherigen Aktien felsenfest überzeugt ist. Das könnte ein größerer langfristiger Fehler sein, als nun kurzfristig zu versuchen, den Markt zu timen.
Möglicherweise dürfte es jedoch für ETF-Investoren plausibel erscheinen, US-Aktien mit passivem Ansatz eher zu meiden. Denn sollten die USA wirklich in eine Rezession hineinschlittern, könnten sich die hohen Bewertungen wirklich rächen – daher teile ich hier die Sichtweise der Analysten zumindest ein wenig. Alle US-Aktien jedoch gleichermaßen zu verteufeln, könnte vor allem für Stock Picker der falsche Weg sein.
Interessante Meinung, mehr aber auch nicht …
Wie ich dir hoffentlich zeigen konnte, handelt es sich bei solchen Meldungen letztlich auch bloß um eine Sichtweise, eine Meinung und eine Handlungsempfehlung, die nicht zwingend auf dich zutreffen muss. Die Prämissen scheinen zwar grundsätzlich zu stimmen, die Rückschlüsse könnten jedoch für dich mit deinem individuellen Investment-Horizont falsch sein. Entsprechend kritisch solltest du grundsätzlich mit derartigen Meldungen verfahren.
Natürlich können Dividenden, defensive, unterbewertete europäische Aktien und eine Prise Bescheidenheit dir in der aktuellen Situation behilflich sein. Allerdings könnten diese Stichworte auch in anderen Börsenzeiten durchaus ihre Gültigkeit haben. Auch das könnte daher ein Aspekt sein, über den du an dieser Stelle vielleicht ein wenig nachdenken möchtest.
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Vincent besitzt Aktien der Allianz. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.