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Der wichtigste Faktor, um erfolgreich in Aktien zu investieren

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Foto: Getty Images

Ende Mai war ich als Gast bei der Hauptversammlung des Mittelstandsinvestors MBB. Diese Erfahrung hat mich daran erinnert, wie wichtig das Vertrauen in das Management für einen langfristig orientierten Investor ist. Es ist der wichtigste Faktor von allen, was auch Entwicklungen wie aktuell bei Wirecard oder United Internet verdeutlichen.

Bei MBB ist vor wenigen Wochen etwas passiert, bei dem ich als Anleger dem Management die gelbe Karte gezeigt hätte. Das Unternehmen kündigte einen Aktienrückkauf an – zum maximal möglichen Kurs von ca. 20 % über dem durchschnittlichen Aktienkurs der letzten Zeit.

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Diese Ankündigung ließ die Aktie steigen. Dieser Anstieg veranlasste das Unternehmen dazu, den Kaufkurs für das Rückkaufprogramm noch einmal auf fast das maximal Zulässige anzuheben.

Für mich war diese Aktion fragwürdig. Warum sollte ein Unternehmen seine Aktien zu einem möglichst hohen Kurs zurückkaufen? Vor allem, wenn man aller Voraussicht nach auch zu einem geringeren Kurs praktisch dieselbe Anzahl an Aktien bekommen könnte? Das würde bedeuten, dass das Unternehmen mehr Geld ausgibt als notwendig.

Das war für mich selbst unter der Berücksichtigung des Problems von zu viel Bargeld (das MBB aufgrund der Veräußerung einiger Beteiligungen hat) unverständlich. Aus Sicht eines Aktionärs wäre ich persönlich in diesem Falle nicht mehr sicher gewesen, ob das Management im besten Sinne des Unternehmens handelt und hätte mir die Frage gestellt, ob ich die Aktie deswegen verkaufen sollte.

Die Antwort auf diese Frage hätte ich spätestens zur Hauptversammlung finden können.

Dort verdeutlichte CEO Dr. Christof Nesemeier, wie groß das Problem des zu hohen Betrages auf dem „Girokonto“ ist. Er sieht die folgenden Möglichkeiten, dieses Geld einzusetzen:

  1.       Es einer guten Bank zu geben und dafür Negativzinsen zahlen.
  2.       Es einer schlechten Bank zu geben, ein paar Zinsen zu erhalten, dafür „nachts schlecht schlafen“.
  3.       Es in Gold zu stecken.
  4.       Es in Wertpapiere wie Aktien anzulegen.

Weshalb die ersten beiden Möglichkeiten nicht opportun sind, leuchtet ein. Mit den anderen beiden Möglichkeiten, so Dr. Nesemeier, waren einige MBB-Aktionäre sehr unzufrieden – was verständlich ist, da MBBs Kernkompetenz Investitionen in mittelständische Unternehmen sind, nicht in Gold oder Aktien.

Damit war klar, dass MBB für den Berg an Bargeld nur zwei Möglichkeiten hat: Entweder man kauft kurzerhand das eine oder andere (eher ein paar) mittelständische Unternehmen. Oder man gibt es an die Aktionäre zurück.

Den Großteil möchte man weiter für Ersteres einsetzen. Es blieb jedoch noch immer ein nicht unerheblicher Teil übrig, den man an die Aktionäre ausschütten wollte – einfach nur, um all dieses nicht auch noch in eine der vier Möglichkeiten oben zu stecken.

Man entschied sich aus steuerlichen Gesichtspunkten dann für einen Aktienrückkauf anstatt einer Sonderdividende. Dieser Rückkauf war so strukturiert, dass wenn alle Aktionäre die maximal mögliche Anzahl an Aktien andienen würden (das Rückkaufangebot annehmen würden), sich für die Aktionäre hinterher praktisch nichts ändert: Alle würden noch denselben Anteil am Unternehmen besitzen. Das Unternehmen wäre nur kleiner und die Differenz zu vorher würde in den Taschen der Aktionäre landen. Praktisch exakt das, was bei einer Sonderdividende auch passieren würde.

Das Verständnis für all diese Umstände hat bei mir dazu geführt, dass ich die Entscheidung des maximal möglichen Aktienkurses für den Rückkauf nachvollziehen konnte.

Als Aktionär hätten diese Erläuterungen mein Vertrauen wieder hergestellt, dass das Management seine Entscheidungen im Sinne des Unternehmens und der Aktionäre fällt. Diese Aktion wäre daher für mich kein Grund gewesen, die Aktien zu verkaufen. Ich hätte die Entscheidung mit Überzeugung getroffen, da mein Eindruck bestärkt worden wäre, dass ich dem Management vertrauen kann.

Aus diesem Grund ist das Vertrauen in das Management der wahrscheinlich wichtigste Faktor für einen langfristig orientierten Investor: Man kann seine Entscheidung für oder gegen eine Aktie mit mehr Überzeugung treffen.

Zwei andere aktuelle Beispiele aus der Börsenwelt verdeutlichen das noch einmal: Wirecard und United Internet.

Wirecard ist in diesem Jahr mal wieder in die Schlagzeilen geraten. Die Financial Times und einige andere Leute warfen dem Unternehmen unter anderem Buchhaltungsmanipulation vor. Wirecard dementierte die Vorwürfe direkt.

Als außenstehender Aktionär, der die Vorwürfe nicht immer sehr leicht selbst nachvollziehen kann, ist auch in diesem Fall das Vertrauen in das Management von entscheidendem Vorteil. Ist man der Überzeugung, dass man dem Management vertrauen kann, dann kann man sich in der Regel entspannt zurücklehnen. Hat man dieses Vertrauen nicht, dann fällt die Entscheidung sehr schwer, ob man die Aktie halten oder verkaufen soll. Zumindest kann man die Entscheidung nicht mit derselben Überzeugung treffen.

Das zweite Beispiel, United Internet, steht keinen Manipulationsvorwürfen oder Ähnlichem gegenüber. Allerdings entschied sich das Unternehmen dafür, an der Auktion für die 5G-Frequenzen teilzunehmen und im Falle einer erfolgreichen Ersteigerung ein eigenes 5G-Netz aufzubauen.

Dies würde bedeutende Investitionen nach sich ziehen und hätte deswegen auch eine gewisse Veränderung im Geschäftsmodell zur Folge: Es ist etwas anderes, ein eigenes Mobilfunknetz zu betreiben, als eines zu mieten und seine Dienste darüber anzubieten, wie das aktuell bei United Internet der Fall ist.

Auch hier dürften sich Aktionäre die Frage stellen, ob sie weiter an der Aktie festhalten wollen oder nicht. Und auch hier wäre ein entscheidender Faktor das Vertrauen in das Management. Traut man diesem zu, das Unternehmen auch unter diesen sich verändernden Bedingungen weiterhin erfolgreich zu führen oder nicht?

Mir würden noch zahlreiche andere Beispiele einfallen. Am Ende ist sehr häufig der entscheidende Faktor für oder gegen eine Aktie das Management. Und noch mehr, wie sehr man dem Management vertraut. Vertraut man dem Management und sieht es als kompetent, ehrlich, intelligent und nachhaltig handelnd an, dann fällt die Entscheidung pro oder kontra sehr viel leichter.

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Offenlegung: Bernd besitzt Aktien von United Internet. The Motley Fool empfiehlt MBB und United Internet.



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