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Daimler oder Wirecard – wer investiert besser?

Quelle: Thomas Brantl

Daimler (WKN:710000) und Wirecard (WKN:747206) miteinander vergleichen – macht das wirklich Sinn? Auf Basis ihrer Geschäftsmodelle wohl eher weniger – zu unterschiedlich sind die Tätigkeitsfelder dieser beiden Unternehmen.

Doch am Ende des Tages stellt sowohl die Daimler-Aktie als auch die Wirecard-Aktie ein potenzielles Investment für uns Anleger dar – weshalb ein Vergleich in meinen Augen durchaus Sinn macht.

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Eine Kennzahl, die sich für diesen Vergleich besonders gut eignet, ist der Return on Invested Capital, kurz ROIC.

Was der ROIC ist und warum er so aussagekräftig ist

Der ROIC ist eine Rentabilitätskennzahl, die den Gewinn eines Unternehmens ins Verhältnis zu dessen eingesetztem Kapital setzt. Vergleichen könnte man den ROIC auch mit der Rendite, die du auf deine Investments erwirtschaftest: Auch du setzt Kapital ein (Eigenkapital plus Fremdkapital), und auch du erwirtschaftest – hoffentlich – einen Gewinn (realisierter Gewinn plus Dividenden/Zinsen).

Das Verhältnis von Gewinn zu eingesetztem Kapital ergibt die Rendite, die du erwirtschaftet hast – genau das drückt auch der Return on Invested Capital aus. Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle angemerkt, dass beim ROIC der Gewinn nach Steuern verwendet wird – was deinem Gewinn nach Abgeltungsteuer beziehungsweise Quellensteuer entspricht.

Ich halte den ROIC für sehr aussagekräftig, weil

  • er eine Bewertung des Managements ermöglicht: Wie bei uns Anlegern zeigt die langfristige Rendite, ob wir gute Investoren sind – oder eben nicht. Das Gleiche tut der ROIC bezüglich des Managements eines Unternehmens.
  • er zeigt, wie lukrativ eine Branche ist: Sinkt der ROIC über einen längeren Zeitraum hinweg bei mehreren Unternehmen der gleichen Branche, dann scheint diese Branche strukturelle Probleme zu haben.
  • er dabei hilft, die Gewinnentwicklung besser abzuschätzen: Schafft ein Management es, seinen ROIC konstant zu steigern, profitiert das Unternehmen – und wir Aktionäre – vom Zinseszinseffekt. Mehr Rendite bedeutet mehr eingesetztes Kapital, das sich im Folgejahr mit einem höheren Zinssatz verzinst – der Gewinn profitiert also doppelt.

Wenn du mehr über den ROIC erfahren möchtest, dann empfehle ich dir, diesen Artikel zu lesen – dort erfährst du unter anderem, wie man den ROIC berechnet.

Lass uns nun zu unseren beiden Aktien zurückkehren – und einen Blick auf die ROICs der letzten fünf Jahre werfen.

Daimler versus Wirecard – wer investiert besser?

Wendet man die im verlinkten Artikel vorgestellte Formel zur Berechnung des ROIC an, so erhält man für die letzten fünf Jahre die folgenden Werte.

2014 2015 2016  2017  2018
ROIC Daimler 4,4 % 4,5 % 4,0 %  4,7 %  3,1 %
ROIC Wirecard 8,8 % 8,0 % 9,3 % 10,5 % 12,1 %

Quellen: Unternehmensangaben Daimler und Wirecard

Zwei Dinge fallen auf: Erstens ist der ROIC bei Wirecard deutlich höher als bei Daimler. Zweitens entwickelte sich der ROIC von Wirecard dynamisch, während er bei Daimler bis 2017 mehr oder weniger nicht vom Fleck kam und 2018 sogar gesunken ist.

Aber wie sind diese beiden Fakten nun zu interpretieren?

  • Höherer ROIC bei Wirecard: Wie anfangs bereits erwähnt, könnten die Geschäftsmodelle von Daimler und Wirecard unterschiedlicher nicht sein. Es liegt in der Natur der Sache, dass nicht jede Branche gleich rentabel ist. So muss ein niedrigerer ROIC nicht zwangsläufig ein schlechtes Zeichen sein. Trotzdem investiere ich natürlich lieber in sehr rentable Geschäftsmodelle – keine Frage.
  • Stagnierender ROIC bei Daimler: Zwar konnte Daimler seinen operativen Gewinn zwischen 2014 und 2017 um 2,7 Mrd. Euro steigern, was generell natürlich erfreulich ist. Aber: Der ROIC zeigt, dass dies nur möglich war, weil man im gleichen Verhältnis Eigen- und Fremdkapital erhöht hat. Effizienzsteigerung? Nein! Preissteigerungen? Nein! Das alles spricht für harte Konkurrenz, eine kaum vorhandene Preissetzungsmacht und für wenig Wachstum.

Wirecard hingegen hat mit einer einzigen Ausnahme seinen ROIC Jahr für Jahr steigern können. Das spricht für die Produkte von Wirecard und zeigt gleichzeitig, dass der Konkurrenzkampf sich scheinbar in Grenzen hält. Und natürlich spiegelt diese Entwicklung auch die gute Skalierbarkeit des Geschäftsmodells von Wirecard wider.

Sollten wir deshalb die Wirecard-Aktie kaufen – und die von Daimler nicht?

Das kommt drauf an! Wer ausschließlich auf Wachstumsaktien setzt, der dürfte mit der Wirecard-Aktie eher glücklich werden – denn der im ersten Abschnitt erwähnte Zinseszinseffekt könnte zukünftig weiterhin für schnell steigende Gewinne sorgen. Selbst wenn dies allerdings tatsächlich eintreffen sollte – auch bei Wachstumsaktien sollte man stets einen Blick auf die Bewertung werfen.

Und genau deshalb ist für mich auch die Daimler-Aktie – trotz Stagnation beim ROIC – einen Blick wert: Denn auf Value-Basis ist sie durchaus attraktiv – genauso wie die Wirecard-Aktie eben als Wachstumsaktie interessant ist.

Fazit: Der ROIC liefert wichtige Erkenntnisse darüber, wie sich ein Unternehmen gerade entwickelt und was man von diesem erwarten kann. Trotzdem bedeutet eine schwache Entwicklung beim ROIC nicht automatisch, dass man eine Aktie nur deswegen von der Watchlist streichen sollte.

Denn nicht für jede Strategie ist ein steigender ROIC eine elementare Voraussetzung – genau deshalb befindet sich die Daimler-Aktie gerade ziemlich weit oben auf meiner Watchlist.

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Thomas Brantl besitzt Aktien von Wirecard. The Motley Fool empfiehlt Daimler.



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