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Die besten Aktionärsbriefe, die niemand liest

Nahaufnahme des weltbekannten Investors Warren Buffett
Foto: The Motley Fool

Jeder halbwegs ernsthafte Anleger an der Börse weiß, dass die jährlichen Aktionärsbriefe von Warren Buffett eine lohnenswerte Lektüre sind, wenn man etwas dazulernen möchte, um ein besserer Investor zu werden. Auch die Aktionärsbriefe von Jeff Bezos sind wahrscheinlich den meisten für ihren Schuss Weisheit bekannt, den man jedes Jahr daraus entnehmen kann. Vor allem der allererste zum Jahr 1997 ist legendär.

Es gibt aber noch eine Reihe weiterer Unternehmensbesitzer und -lenker, die man zwar deutlich weniger kennt, aus deren Aktionärsbriefen man jedes Jahr jedoch ähnlich viel lernen kann. Und aktuell befinden wir uns mitten in der Berichtsaison für das Geschäftsjahr 2018, in der wieder besonders viele davon veröffentlicht werden.

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Hier sind fünf unbekanntere CEOs, deren Aktionärsbriefe wiss- und lernbegierige Anleger auch dieses Jahr neben den Briefen von Warren Buffett, Jeff Bezos & Co nicht verpassen sollten.

1. Reimar Scholz

Reimar Scholz ist der Gründer und CEO der Beteiligungsgesellschaft Bavaria Industries. Seine Aktionärsbriefe findet man auf der Seite 6 in den hier zu findenden Geschäftsberichten. Seine Briefe sind sehr einfach, zudem besonders offen und ehrlich geschrieben. Er spricht darin mögliche Fehler im abgelaufenen Geschäftsjahr direkt an, begründet die wichtigsten Investitionsentscheidungen und dies alles mit einer hilfreichen Dosierung Demut.

Im Aktionärsbrief zum Jahr 2017 zum Beispiel stellte er die Frage, ob die Cashquote angesichts des sehr gut performenden Marktes nicht zu hoch gewählt war und man deswegen das Kapital nicht gut genug einsetzte. Die Antwort darauf lautete eher nein, da „uns die hohen Barmittel psychologisch in die Lage versetzen, in der unausbleiblichen Krise massiv zu investieren“.

Geduld ist eine der wichtigsten Eigenschaften langfristig orientierter Investoren. Und diese ist in Zeiten nicht einfach auszuüben, in denen der immer steigende Markt einem „du liegst falsch“ suggeriert. Herr Scholz begründet seine Entscheidungen jedoch rational und nachvollziehbar, weswegen ich glaube, dass die meisten von uns sehr viel von ihm lernen können.

Wer das ebenfalls glaubt, der kann sogar noch mehr lernen, denn Herr Scholz betreibt auch einen Blog, in dem er unregelmäßig, aber gewohnt einfach und tiefgründig seine Meinung preisgibt.

2. Frank Fischer

Frank Fischer ist ebenfalls CEO einer kleineren Beteiligungsgesellschaft, der Shareholder Value Management AG. Was diese stärker von Bavaria Industries unterscheidet, ist, dass sie in erster Linie in börsennotierte Unternehmen investiert, während Bavaria zumindest bisher größtenteils private Unternehmen übernommen hat. Die Aktionärsbriefe sind ebenfalls in den Geschäftsberichten (hier) unter „Bericht des Vorstandes“ zu finden.

Sie sind anders geschrieben als die Briefe von Herrn Scholz (welch Überraschung) und auf eine andere Art und Weise wertvoll für langfristig orientierte Anleger, auch wenn der Anlagehorizont etwas kürzer scheint als zum Beispiel bei Bavaria Industries. Herr Fischer ist nämlich Value Investor durch und durch und macht mit seinem Team dem Namen des Unternehmens alle Ehre. Denn bei den Beteiligungen geht es tatsächlich und nicht nur auf dem Papier um die Schaffung von Werten für die Aktionäre.

Damit das so bleibt schaut das Unternehmen bei seinen Investitionsentscheidungen vor allem auf vier Kriterien:

  1. Dass eine Sicherheitsmarge vorhanden ist
  2. Dass im Unternehmen noch ein Firmengründer oder Hauptaktionär tätig ist
  3. Dass ein struktureller Wettbewerbsvorteil besteht
  4. Welche Marktstimmung gerade herrscht

Bei den Punkten zwei und drei geht es um das Unternehmen selbst. Es soll sich vereinfacht gesagt um ein großartiges Unternehmen handeln. Punkt eins betrifft die Bewertung, man möchte nicht zu viel für die Aktie bezahlen. Und Punkt vier betrifft das Chancen-Risiko-Verhältnis der Börse im Allgemeinen – auch vereinfacht gesagt: Je mehr Furcht im Markt ist, desto aggressiver wird investiert und umgekehrt.

Die Aktionärsbriefe von Herrn Fischer sind deshalb so lehrreich, weil man nicht nur viel über die Investitionsphilosophie der Shareholder Value Management AG lernen kann, sondern auch sehr viel über einzelne Beteiligungen – unter welchen sich durchaus einige finden, die in das Portfolio vieler langfristig orientierter Anleger passen dürften.

3. Sardar Biglari

Sardar Biglari ist der Vorstandsvorsitzende einer weiteren Beteiligungsgesellschaft, die ich sehr schätze, der Biglari Holdings. Warum, das macht der erste Satz im aktuellen Aktionärsbrief klar: „Biglari Holdings ist eine Sammlung von Unternehmen. Das Unternehmen gleicht einem Museum – nicht auf Kunst ausgerichtet, sondern auf Unternehmen. Anstatt Monets zu sammeln, sammeln wir Geld in Form von produktiven Anlagen.“

Das Unternehmen erinnert ganz stark an Warren Buffetts Berkshire Hathaway. Es beruht zwar nicht auf Versicherungsunternehmen, deren Prämieneinnahmen produktiv investiert werden. Aber es ist genauso dezentral organisiert, so dass die einzelnen Unternehmen autonom agieren, Herr Biglari an der Spitze der ganzen Unternehmenssammlung jedoch die alleinige Entscheidungshoheit darüber hat, wie das nicht benötigte Kapital der Beteiligungsgesellschaften eingesetzt wird.

Auch die Aktionärsbriefe sind ähnlich unorthodox wie Warren Buffetts Brief, alleine deswegen lohnt es sich bereits diese zu lesen. In erster Linie kann man von Herrn Biglari jedoch, wie von Buffett auch, die Kunst der Kapitalallokation lernern – möglicherweise das entscheidende Kriterium, wenn es darum geht, wie nachhaltig erfolgreich ein Unternehmen gemanaged wird.

Herr Biglaris Aktionärsbriefe finden sich hier.

4. Mark Leonard

Mark Leonard ist der Präsident von Constellation Software. Seine Aktionärsbriefe findet man ebenfalls sehr übersichtlich auf dieser Seite.

Der folgende Absatz aus seinem diesjährigen Aktionärsbrief zeigt, weshalb ich ihn sehr schätze:

„Einer der Analysten, der Constellation beobachtet, hat kürzlich seine mehrjährige “Verkaufs”- Empfehlung in eine “Kauf”-Empfehlung geändert. Wir haben einen unserer wenigen Kritiker verloren. Analysten, die sich um die Ertragsqualität und die Rückkehr zum Mittelwert und die Unmöglichkeit, dass Bäume in den Himmel wachsen, sorgen, sind wertvoll.”

Neben Geduld ist eine weitere, die besten Investoren auszeichnende Eigenschaft, dass sie kritikfähig sind und sich mit den Argumenten von Meinungen beschäftigen, die nicht ihren eigenen entsprechen. Das tut Herr Leonard offensichtlich. Während die meisten Unternehmenslenker Verkaufsempfehlungen überhaupt nicht gerne sehen, schätzt Herr Leonard genau diese.

Seine Denkweise erinnert daher ebenfalls sehr stark an Warren Buffett – er denkt einfach unabhängig. Was Constellation Software von Berkshire Hathaway und den anderen hier vorgestellten Beteiligungsgesellschaften unterscheidet, steckt schon im Namen: der Fokus auf Software.

Auch darum ist dieser Aktionärsbrief so wertvoll. Es ist nicht einfach ein weiterer (der wenigen) Briefe voll mit Weisheiten rund ums Investieren. Sondern es geht vor allem um Unternehmen aus der Softwarebranche, in der man sicherlich unbestritten einige der wichtigsten Unternehmen der Zukunft findet. Die Weisheit eines einzigartigen Anlegers mit dem Fokus auf diese Branche sollte man sich als Anleger nicht entgehen lassen.

5. Georg Hesse

Mindestens einen CEO wollte ich erwähnen, der keine Beteiligungsgesellschaft führt, sondern wie Jeff Bezos ein „normales“ Unternehmen – und der daher nicht in erster Linie als Investor fungiert, sondern als Unternehmenslenker.

Hier lassen sich meiner Erfahrung nach leider viel zu wenige herausstechende Aktionärsbriefe finden, vor allem bei uns in Deutschland. Meistens wird einfach nur wiedergegeben, wie die Zahlen im vergangenen Geschäftsjahr waren, manchmal werden noch Begründungen für die Entwicklungen dazu geliefert. Viel zu selten geht es hingegen um die Strategie eines Unternehmens, die das Unternehmen auf langfristige Sicht nach vorne bringt.

Genau das tut Georg Hesse, CEO der HolidayCheck Group, vorbildlich. Sein 2017er Brief an die Aktionäre (hier im Geschäftsbericht auf Seite 2) beginnt mit der Vision des Unternehmens. Danach werden kurz und knackig drei Initiativen inklusive Begründungen angesprochen, die dem Unternehmen auf dem Weg zur Verwirklichung dieser Vision helfen sollen.

Dafür benötigt er nicht einmal eine Seite. Aber mehr braucht es bei den meisten Unternehmen mit einfach zu verstehenden Geschäftsmodellen auch nicht. Die Geschäftszahlen müssen zum Beispiel darin nicht wiederholt werden, man findet diese ja sehr übersichtlich in den Finanzberichten. Dieser Aktionärsbrief ist für mich ein Paradebeispiel, an dem ich die Briefe „meiner“ anderen CEOs messe.

Ganz zufällig ist das wahrscheinlich nicht. Herr Hesse war nämlich seit Ende der 90er bis Ende 2015 für die Geschäftsentwicklung der meisten nicht Bücher umfassenden Geschäftsbereiche von Amazon in Deutschland verantwortlich. Offensichtlich wurde er dadurch sehr stark von Jeff Bezos geprägt. Auch wenn HolidayCheck gewiss nicht das nächste Amazon ist, macht es Herr Hesse mit seinen Aktionärsbriefen besonders spannend und nachvollziehbar, der Entwicklung des Unternehmens zu folgen.

Bestimmt habe ich noch nicht alle großartigen Aktionärsbriefe entdeckt, die es in der DACH Region gibt. Habe ich einem CEO Unrecht getan, indem ich ihn nicht erwähnt habe? Falls ja, bitte lass es uns über [email protected] wissen. Wir freuen uns von dir zu hören!

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