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Darum treibt die Deutsche Telekom die 5G-Gebote gnadenlos hoch

Foto: Getty Images

Warum haben sich die vier Bieter nicht die Frequenzen für kleines Geld aufgeteilt? Am Anfang schienen die Chancen dafür ausgezeichnet, nachdem nur 1&1 Drillisch (WKN:554550) seine vergleichsweise bescheidenen Ansprüche deutlich machte und die anderen sehr vorsichtig im einstelligen Millionenbereich agierten.

Doch von Runde 70 bis Runde 170 haben sich die Gebote mehr als verfünffacht und Schuld daran hat vor allem die Deutsche Telekom (WKN:555750). Was steckt hinter dieser aggressiven und auf den ersten Blick geldverbrennenden Strategie? Klares Kalkül!

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Niemals zurückweichen

Über den gesamten Auktionsverlauf hat Drillisch immer mal wieder Angebote gemacht, zu einer Einigung zu kommen. Man hätte sich mit einem kleineren Kuchenstück zufrieden gegeben. Das hat jedoch nicht funktioniert.

In späteren Phasen gab es Versuche, gemeinsam Telefonica Deutschland (WKN:A1J5RX) herauszudrängen, um sich den Kuchen zu dritt aufteilen zu können. Auch das hat nicht richtig funktioniert.

Aber seit die Gebote die Schwelle von 4 Mrd. Euro überschritten, zogen alle die Bremsen an — alle außer der Telekom, die seither den Wert ihrer Gesamtgebote auf 1,7 Mrd. Euro (Runde 171 vom 10. April) ausgeweitet hat.

Während der O2-Konzern nur noch auf 7 bis 8 Blöcke bietet, möglicherweise, um die Marke von insgesamt 1 Mrd. Euro nicht zu überschreiten, versucht die Telekom bis zu doppelt so viel Frequenzspektrum (14 Blöcke in Runde 170) zu besetzen. Noch ist nichts entschieden, aber das wirkt nun schon sehr nach Endphase.

Das Kalkül der Telekom

Man könnte zunächst auf die Idee kommen, dass die Telekom ihren beiden staatlichen Großaktionären eine Freude machen will, indem sie dafür sorgt, dass mehr Geld als erwartet in die öffentlichen Kassen fließt — wer weiß?

Ich denke aber, dass primär eine andere Überlegung dahintersteckt. Die Telekom hat nämlich bereits viel Aufwand in den Aufbau einer Edge-Computing-Infrastruktur gesteckt, welche die Leistung eines kleinen Rechenzentrums zu über das ganze Land verteilten Mobilfunkstationen bringt.

Christoph Goertz von der Detecon, einer Tochter von T-Systems, erwartet, dass sich aus dem Zusammenspiel von 5G-Kommunikation und Edge Computing eine Reihe von neuen Anwendungsfällen ergeben wird, darunter eine bessere individuelle Augmented-Reality-Erfahrung und die Echtzeit-Koordination von komplexen Systemen wie etwa Spielen für viele Teilnehmer mit Mixed-Reality oder auch von standortübergreifenden Transport- und Logistikprozessen. Zudem müssen massive Datenströme von kommunizierenden Sensornetzwerken verarbeitet und komprimiert werden, bevor sie die zentrale Cloud fluten.

Um diese Potenziale voll ausschöpfen zu können, kann die Telekom gar nicht genug Bandbreite haben. Denn all das funktioniert nur, wenn Anwender sich auf die Leistungsfähigkeit des Mobilfunknetzes verlassen können.

Das ist noch nicht alles

Darüber hinaus stellt die Telekom durch ihren angestrebten überproportionalen Anteil an den verfügbaren Frequenzbändern sicher, dass es für die Konkurrenten schwierig wird, etwas Vergleichbares auf die Beine zu stellen. Erstens fehlt ihnen ausreichend Bandbreite, zweitens haben sie wohl die Technik noch nicht so weit entwickelt und drittens haben sie durch die hochgetriebenen Gebote so viel Geld ausgegeben, dass die Mittel für ein solches Großprojekt nicht so leicht aufzutreiben sind.

Gerade die spanische Telefónica (WKN:850775) hat derzeit an ihrer Schuldenlast zu knabbern und ist eigentlich auf die üppigen Dividendenzahlungen ihrer deutschen Tochter angewiesen. Wenn diese jetzt Milliarden für Frequenzen, Netzaufbau und auch noch Edge-Computing-Infrastruktur ausgibt, kann sie sich Ausschüttungen kaum leisten. Neueinsteiger Drillisch hat bereits angekündigt, die Dividende zusammenzustreichen, falls erfolgreich Frequenzen ersteigert werden können.

Ein Gewinner steht (fast) fest

Ganz klar, es ist erst zu Ende, wenn es zu Ende ist. Aber es wird nun deutlich, dass die Telekom keinen Schritt zurückweichen wird, sodass die wichtigste Frage bleibt, ob doch noch einer abspringt oder die anderen sich mit kleineren Paketen begnügen.

Das Powerplay bestätigt mich in der Annahme, dass die Telekom an etwas Großem dran ist, von dem sie maximal profitieren möchte. Mittelfristig könnte sie zu einem dominanten Anbieter von allgemein nutzbarem Edge Computing über 5G-Mobilfunk werden — und das nicht nur in Deutschland und Österreich, sondern auch in internationalen Märkten, einschließlich der USA.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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