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Entwertet Amazon die 5G-Frequenzen und die großen Pläne der Mobilfunkindustrie?

Digitalisierung, Vernetzung
Foto: Getty Images

Weltweit wird derzeit die Einführung der 5. Mobilfunkgeneration vorbereitet. Noch während die deutsche 5G-Frequenzauktion auf Hochtouren läuft, verkündet Amazon.com (WKN:906866), dass es Tausende Satelliten in den Orbit schießen will, um jeden Punkt der Erde mit Breitbandinternet zu versorgen. Für mich sieht das auf den ersten Blick wie eine große Gefahr für die Werthaltigkeit der teuren Mobilfunkfrequenzen aus.

Müssen sich die Deutsche Telekom (WKN:555750), Vodafone (WKN:A1XD9Z), 1&1 Drillisch (WKN:554550) und Telefonica Deutschland (WKN:A1J5RX) also echte Sorgen deshalb machen? Lies hier, was wir bereits wissen und warum sich Aktionäre durchaus entspannen können.

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Das ist der Plan

„Project Kuiper“ heißt das Kind. Dabei ist vorgesehen, über die nächsten fünf bis zehn Jahre 3.236 Satelliten in einen erdnahen Orbit zu bringen. Im Gegensatz zu den bereits seit vielen Jahren etablierten geostationären Satelliten, welche in rund 36.000 Kilometer Entfernung mit der Erddrehung ihre Bahnen kreisen, können durch solche sogenannten Konstellationen in Orbits von rund 500 Kilometern Entfernung deutlich höhere Bandbreiten und viel kürzere Antwortzeiten erzielt werden.

Ein Nachteil davon ist, dass die Anzahl der Satelliten umso höher sein muss, je näher sie der Erde kommen. Außerdem erhöht sich damit der Koordinationsaufwand. Schließlich bewegen sie sich so schnell, dass sie immer nur wenige Minuten Funkkontakt mit einer Bodenstation haben. Ähnlich wie beim Mobilfunk, wo unterwegs regelmäßig eine Übergabe zwischen Zellen erfolgen muss, springt beim Satellitenfunk die Verbindung von Satellit zu Satellit.

Allerdings besteht kaum Anlass, daran zu zweifeln, dass Amazon dieser Herausforderung gewachsen ist. Auch die Kosten in Höhe von vielleicht 5 Mrd. US-Dollar — die Schätzung gehen von 1 bis 2 Mio. pro Satellit aus — wird der Konzern vermutlich aus den Cashflows begleichen können.

Die Frage ist eher, was der Cloud- und E-Commerce-Konzern damit vorhat. Das US-Medium CNBC hat sich diese Tage umfangreich dazu umgehört. Einige der befragten Experten verwiesen auf die angeblich rund 4 Mrd. Menschen, die aktuell noch keinen Internetzugang haben. Sie könnten möglicherweise aus dem All in das Amazon-Universum hineingezogen werden, was große Geschäftspotenziale entlang des gesamten Leistungsspektrums eröffnen würde.

Ein anderer Punkt betrifft die Logistik. Mit solch einer Infrastruktur könnte Amazon in Kombination mit seinen mächtigen Cloud-Rechenzentren globale Lieferketten einheitlich synchronisieren, ohne sich um lokale Bedingungen zu scheren. Das hätte schon seinen Reiz — und hier kollidiert der Plan auch mit den Verheißungen von 5G, denn die Vernetzung von Verkehr und Logistik ist eines der erklärten Ziele des kommenden Mobilfunkstandards.

Was man dazu wissen muss

Das mit dem weltumspannenden Satellitenkommunikationssystem im erdnahen Orbit ist keineswegs eine neue Idee. Ein funktionierendes System gibt es bereits seit Jahren von Iridium Communications (WKN:A0YB48). Dort werden 66 aktive Satelliten eingesetzt, wobei die ursprünglichen Satelliten über die letzten Jahre durch eine modernisierte Version ersetzt wurden. Iridium konzentriert sich vor allem auf zahlungskräftige Kunden, darunter Regierungen, Militär, Forschungsinstitute, Nachrichtensender, Bergbaukonzerne und Reedereien.

Die Kapazität ist begrenzt: Iridium hat gerade einmal ein Band mit einer Breite von 8,25 Megahertz (MHz) zur Verfügung — und selbst das muss noch mit dem Rivalen Globalstar (WKN:A0LBTE) geteilt werden. Zum Vergleich: Bei der aktuellen 5G-Versteigerung in Deutschland sind es 420 MHz mit im Schnitt fast doppelt so hoher Frequenz und einem um mehrere Größenordnungen kleineren Abdeckungsbereich je Funkzelle. Damit wird klar, dass Iridium sich schon allein aus technischen Gründen auf lukrative Nischenanwendungen fokussieren muss.

Eine ähnliche Anzahl an Satelliten hat auch der Konkurrent SES (WKN:914993) aus Luxemburg im Kosmos, allerdings auf höheren Umlaufbahnen. Zudem haben bereits vor Amazon andere Neueinsteiger ihren Hut in den Ring geworfen, darunter Elon Musks SpaceX sowie OneWeb. Sie alle planen mit einer deutlich höheren Anzahl an Satelliten — es wird eng dort oben.

Eher komplementär als Gefahr

Nachdem wir uns ein bisschen mit dem technischen Hintergrund vertraut gemacht haben, wird meiner Meinung nach klar, dass schnelles Internet für die restlichen 4 Milliarden auf diesem Weg selbst mit Tausenden Satelliten kaum zu realisieren ist. Dazu braucht es zahlungskräftige Kunden. Aber wie viele Regierungen in Entwicklungsländern gibt es, die dreistellige Millionenbeträge in die Hand nehmen würden, um abgeschieden lebende Bevölkerungsteile ins Internet zu bringen? Ich denke nicht, dass dort großes Geschäft lockt.

Es wird also nach meiner Einschätzung vor allem darauf hinauslaufen, Logisitikströme weltumspannend und nahezu in Echtzeit zu steuern. Dafür würde die von den Satelliten bereitgestellte Bandbreite sicherlich ausreichen, selbst wenn viele Millionen Container und Paletten auf Lkws, Schiffen und in Flugzeugen daran angeschlossen würden. Schließlich geht es dabei hauptsächlich darum, periodisch die Position und einige weitere simple Daten zu melden.

Möglicherweise entgeht der Mobilfunkindustrie auf diesem Feld zukünftig etwas Umsatz. Klar ist aber auch, dass es sich dabei nur um einen vergleichsweise kleinen Teil handelt. Gerade 5G soll ja für eine bessere Steuerung des Verkehrs sorgen, wofür Fahrzeuge untereinander und mit der lokalen Infrastruktur kommunizieren sollen. Dafür werden viel höhere Bandbreiten und kürzere Reaktionszeiten benötigt.

Die zahlreichen weiteren datenintensiven Echtzeitanwendungen, welche für 5G vorgesehen sind, dürften daneben überhaupt nicht betroffen sein von „Project Kuiper“. Von daher ist schwer vorstellbar, dass Amazon die Geschäftsplanung der eifrig auf Frequenzen bietenden Mobilfunkkonzerne spürbar beeinträchtigen könnte. Sorgen machen müssen sich eher die etablierten Betreiber von Satellitenkommunikationssystemen, die nun von Emporkömmlingen herausgefordert werden.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. John Mackey, CEO von Amazon-Tochter Whole Foods Market, sitzt im Vorstand von The Motley Fool. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Amazon.



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