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2 verschiedene Software-as-a-Service-Aktien, 1 gemeinsamer Mega-Vorteil

Industrie 4.0
Foto: Getty Images

Bei der Bewertung von Unternehmen auf ihre Eignung als Investment sollte für langfristige Investoren kein einziger Faktor wichtiger sein als die nachhaltigen Wettbewerbsvorteile – die so genannten Burggräben. Ein breiter Graben ist die verbindende Kraft, die einigen Unternehmen (und ihren Aktien) hilft, auch nach Jahrzehnten noch zu wachsen, während den Wettbewerbern die Puste ausgeht.

Beide Unternehmen, über die ich im Folgenden sprechen werde – Shopify (WKN:A14TJP) und Atlassian (WKN:A2ABYA) – verfügen bereits über einen mächtigen Graben, fügen aber beide noch schnell einen weiteren hinzu. Damit sind sie auf eine langfristige Dominanz in ihren jeweiligen Branchen vorbereitet, die langfristig für Erfolg sorgt.

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Was genau ist ein Burggraben?

Im Allgemeinen gibt es Burggräben in vier Formen:

  • Kostengünstige Produktion: Dies ermöglicht es einem Unternehmen, sein Produkt zu einem niedrigeren Preis als die Konkurrenz anzubieten. So bietet etwa Google von Alphabet acht Produkte je über 1 Milliarde aktiven Nutzern umsonst an – und erhält so Daten im Gegenzug ebenfalls quasi umsonst.
  • Netzwerkeffekte: Jeder zusätzliche Benutzer eines Produkts macht es für andere Benutzer wertvoller. Kein Unternehmen ist dafür ein besseres Beispiel als Facebook. Denn worin besteht der Wert eines sozialen Netzwerks, wenn am Ende kein einziger Freund dort zu finden ist?
  • Hohe Wechselkosten: Dies bezieht sich auf die “Klebrigkeit” eines Produktes. Je mühsamer es ist, einen bestimmten Anbieter zu verlassen, desto weniger Leute ziehen den Wechsel dann auch durch. Die meisten Mobilfunkunternehmen haben dies geschafft, indem sie Kunden Zweijahresverträge mit hohen Kündigungskosten angedreht haben.
  • Immaterielle Vermögenswerte: Diese Kategorie umfasst normalerweise Dinge wie Markenwert (denk an: Apple), Patente (denk an: Pharmaunternehmen) und den staatlichen Schutz eines Unternehmens (denk an: Energieunternehmen).

Die Grundlagen von Software-as-a-Service (SaaS) 

So. Schauen wir uns mit diesem Wissen nun einmal die betreffende Branche an: Software as a Service (SaaS). Nur wenige Geschäftsmodelle haben sich so schnell – und profitabel – entwickelt wie SaaS.

Eigentlich ist es ganz einfach: Wenn in der Vergangenheit ein Unternehmen oder eine Privatperson ein Computerprogramm benötigte, musste man eine CD kaufen. Darauf war die Software enthalten, und die konnte man dann auf dem Computer installieren. Danach konnte man die Software so lange verwenden, wie Hardware und Betriebssystem funktionsfähig und kompatibel mit dem Programm waren. Man konnte alle paar Jahre eine neue, bessere Version kaufen, da Upgrades angeboten wurden. Wenn ein überzeugenderes Konkurrenzprodukt auf den Markt kam, konnte man auch komplett wechseln. Aber man würde eben nur dann von dem kontinuierlichen Prozess der Entwickler profitieren, wenn man stets die neueste Version des Produkts nachkaufte.

SaaS stellt dieses Modell auf den Kopf: Anstelle eines einmaligen Kaufs, der einem eine unbefristete Nutzung der Software ermöglicht, zahlt man eine monatliche Abonnementgebühr für den Zugriff auf Software, die über die Cloud gehostet wird und zugänglich ist. Diese monatlichen Gebühren sind oft recht gering – was es damit noch verlockender macht, sich anzumelden. Aber im Laufe der Zeit holt der Softwareanbieter tatsächlich mehr Umsatz rein. Man spürt es als Anwender nicht so stark, da dies durch kleine, regelmäßige, automatisch geleistete Abbuchungen passiert. Aber auch die Anwender profitieren: Updates der Software erfolgen häufig und schrittweise, der Kunde nutzt stets die aktuellste Version und vermeidet teure Vorabkosten. 

Im Laufe der Zeit werden Einzelpersonen und – im Falle dieses Artikels – Unternehmen, die SaaS-Produkte einsetzen, durch hohe Wechselkosten beschränkt. Man denke nur an Shopify, das eine Plattform bietet, die es fast jedem ermöglicht, eine E-Commerce-Präsenz zu erlangen. Sobald sich Eigentümer und Mitarbeiter an die Benutzeroberfläche von Shopify gewöhnt haben und alle ihre Daten im Unternehmen gespeichert haben, ist ein Wechsel eher unattraktiv. Man verbringt seine Zeit lieber damit, sich auf das Geschäft zu konzentrieren.

Das Gleiche gilt für Atlassian: Das Unternehmen bietet eine riesige Produktreihe, die es Mitarbeitern von IT- und Softwareunternehmen ermöglicht, miteinander zu kommunizieren, Projekte umzusetzen und zu realisieren. Sobald sich die Mitarbeiter mit diesen Tools vertraut gemacht haben, wollen die meisten sich lieber nicht mehr mit den Kosten und Mühen eines Wechsels abgeben.

Keine Metrik misst diesen Graben besser als die Einbehaltungsrate. Das misst die Höhe des Umsatzes, den Shopify oder Atlassian von einer Gruppe von Kunden im zweiten Jahr im Vergleich zum ersten Jahr erhält. Der Vorteil ist, dass die Rechnung die Auswirkungen neuer Kunden herausfiltert und einem erstens sagt, ob die Kunden bei diesen Unternehmen bleiben, und zweitens, ob sie im Laufe der Zeit mehr Tools hinzufügen und nutzen.

In drei der letzten vier Jahre lag die Umsatzrückhaltung von Shopify bei über 100 % (es wurden keine offiziellen Zahlen für 2018 bekannt gegeben). Leider gibt Atlassian diese Zahl nicht offiziell heraus. Aber das atemberaubende Tempo beim Wachstum der Aboeinnahmen – fast 300 % in weniger als drei Jahren – zeigt deutlich, dass die Kunden am Dienstleister festhalten.

Das Vorhandensein dieses Grabens allein würde ausreichen, um den Investoren Vertrauen zu geben – und beide Aktien rechtfertigten dieses Vertrauen und brachten in den letzten drei Jahren durchschnittlich 550 % ein.

Netzwerkeffekte werden immer wichtiger

Aber hier ist das Spannende: Sowohl Shopify als auch Atlassian beginnen, mehr von Netzwerkeffekten zu profitieren. Diese Netzwerkeffekte funktionieren jedoch etwas anders als bei einem Unternehmen wie Facebook.

Und zwar so:

  • Shopify und Atlassian ermöglichen es Drittanbietern, Tools für ihre Plattformen zu entwickeln. So gibt es auf Shopify eine App, die einem bei der Lieferantensuche hilft. Shopify hat diese App nicht programmiert – das war ein Drittanbieter.
  • Da sich immer mehr Kunden für die SaaS-Angebote anmelden, werden immer mehr App-Entwickler dazu bewegt, für diese Plattformen Tools zu bauen.
  • Je mehr Tools auf diesen Plattformen verfügbar sind – und oft dann nur auf diesen Plattformen – desto mehr Kunden werden angezogen, Shopify oder Atlassian zu nutzen.
  • Dadurch entsteht ein Tugendzyklus.

Die optimistischsten Schätzungen gehen davon aus, dass Shopify inzwischen rund 2.200 Apps in seinem App Store zur Verfügung stellt. Beim Verkauf dieser Apps hält Shopify 20 % am Umsatz ein. Das sind keine Riesenbeträge, aber darum geht es auch gar nicht: Sie machen die Plattform nach und nach wertvoller – und Shopify muss dazu gar nicht viel selbst tun.

Ein Entwickler, der Apps für Shopify anbietet, hat es in einem Artikel für Digiday so erklärt:

“Es ist nicht schwer, eine Shopify-ähnliche E-Commerce-Plattform aufzubauen. Es ist aber sehr schwierig, das Partnerschafts-Ökosystem und den Wert zu erreichen. Das ist der Graben…. Es ist gar nicht die Software – der Wettbewerbsvorteil sind die Partnerschaften.”

Darum eröffnete Atlassian 2012 den Atlassian Marketplace, auf dem Drittanbieter ihre Apps und Tools anbieten können. Es gibt über 4.000 solcher Apps, und das Unternehmen behält 25 % vom Umsatz ein. 

Am beeindruckendsten ist, dass sich eine Dynamik zu entwickeln scheint: Es dauerte fünf Jahre, bis der gesamte App-Umsatz 250 Millionen USD erreichte. Aber in nur sechs weiteren Quartalen verdoppelte dieser sich auf 500 Millionen USD. Und allein im Jahr 2018 erzielte Atlassian Marketplace einen Umsatz von 200 Millionen USD.

Mal einen genaueren Blick riskieren

Das bedeutet nicht unbedingt, dass man nur diese beiden Aktien im Depot haben sollte. Jedes Unternehmen hat seine Risiken – und teure Aktienkurse gehören dazu. Shopify and Atlassian sind nach fast jeder herkömmlichen Kennzahl teuer. Es macht mehr Sinn, jetzt mit einer kleinen Position zu beginnen und dann nachzulegen, wenn man sich mit den Unternehmen besser vertraut gemacht hat.

Ich habe etwa 9 % meines Depots diesen beiden Unternehmen gewidmet. Die Kombination aus den hohen Wechselkosten und den immer stärker werdenden Netzwerkeffekten stimmt mich zuversichtlich, dass sich diese Investitionen langfristig gut auszahlen werden.

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The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Alphabet, Apple, Atlassian, Facebook und Shopify. Brian Stoffel besitzt Aktie von Alphabet, Atlassian, Facebook und Shopify.

Dieser Artikel erschien am 3.3.2019 auf Fool.com und wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.



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