Was Dividendenanleger bei Warren Buffett falsch verstehen
Warren Buffett, die lebende Investorenlegende, hat ja nie mit seiner Weisheit hinter dem Berg gehalten. Doch trotz des mittlerweile Jahre anhaltenden Erfolgs von Buffetts Unternehmen Berkshire Hathaway (WKN:A0YJQ2) haben sich einige Investoren beschwert. Nämlich darüber, wie das Oracle of Omaha selbst investiert, im Vergleich dazu, wie Berkshire mit seinen Aktionären umgeht.
Ein schon lange anhaltendes Missverständnis besteht darin, dass Buffett gerne in Aktien investiert, die ihren Aktionären reichlich Dividenden ausschütten, aber Buffett selbst sich nie dazu entschieden hat, Berkshire eine Dividende zahlen zu lassen. In seinem letzten Brief an die Aktionäre erklärte der CEO von Berkshire, dass seine besten Dividendenaktien mehr leisten als ihren Anlegern regelmäßige Auszahlungen zu bringen – die Unternehmen dahinter tätigen auch an anderen Stellen schlaue Investitionen, die alles in allem für die grandiosen Renditen von Berkshire mit verantwortlich sind.
Warum Dividenden für Berkshire Hathaway wichtig sind
Berkshire Hathaway erhält aus seinen Beteiligungen jede Menge Einnahmen via Dividenden. Im Jahr 2018 erhielt das Unternehmen 3,8 Milliarden USD an Dividenden, und Buffett sagte, dass man 2019 noch einmal drüber liegen sollte.
Buffett hat immer wieder gerne erklärt, warum er Aktien schätzt, die eine Dividende zahlen. Als CEO von Berkshire kann Buffett die Mittel aus Dividenden reinvestieren. Die Reinvestition in die Aktie, die die Dividende gezahlt hat, ist lediglich eine Option, aber Buffett hat mehrere Möglichkeiten zur Auswahl, sollte sich etwas Attraktiveres anbieten.
Die Kehrseite der Medaille
Allerdings lässt sich nicht sagen, dass Berkshire allein aufgrund der Dividenden in Unternehmen investiert. Aus Buffetts Sicht ist es viel wichtiger, wie seine Top-Positionen den Großteil des Geldes, das sie als Gewinnrücklage halten, verwenden.
Im letzten Aktionärsbrief schlüsselt Buffett die Aufteilung der fünf besten Aktien von Berkshire nach dem, was sie an Dividenden zahlen, und ihren Gewinnrücklagen auf. Hier einmal für alle:
Aktie | Berkshires Anteil | Berkshires Dividendenanteil | Berkshires Anteile in Gewinnrücklagen |
---|---|---|---|
American Express (WKN:850226) | 17,9 % | 237 Millionen USD | 997 Millionen USD |
Apple (WKN:865985) | 5,4 % | 745 Millionen USD | 2,50 Milliarden USD |
Bank of America (WKN:858388) | 9,5 % | 551 Millionen USD | 2,10 Milliarden USD |
Coca-Cola (WKN:850663) | 9,4 % | 624 Millionen USD | (21 Millionen USD) |
Wells Fargo (WKN:857949) | 9,8 % | 809 Millionen USD | 1,26 Milliarden USD |
Insgesamt erhält Berkshire aus diesen fünf Dividendenbeteiligungen einen Betrag von 2,97 Milliarden USD pro Jahr. Aber die Gewinnrücklagen summieren sich insgesamt auf mehr als das Doppelte – 6,84 Milliarden USD.
Warum sind Gewinnrücklagen wertvoller als Dividenden?
Buffett nennt zwei Gründe, warum er den Wert der Gewinnrücklagen bei seinen Top-Investitionen schätzt. Erstens haben sie im Laufe der Zeit einen großen Teil der Gesamtrendite von Berkshire erwirtschaftet. Alle seine Unternehmen haben Kapitalgewinne erzielt, die den Wert ihres reinvestierten Kapitals übersteigen.
Buffett mag auch, dass viele der Unternehmen einen Teil ihrer Gewinnrücklagen nutzen, um damit Aktien zurückzukaufen. Auf diese Weise steigt der Anteil von Berkshire an dem Unternehmen, ohne dass Buffett dazu auch nur eine einzige Aktie kaufen muss. Als Beispiel weist Buffett darauf hin, dass der Anteil von Berkshire an American Express vor acht Jahren nur 12,6 % betrug. Aber wegen der zwischenzeitlich von AmEx getätigten Aktienrückkäufe ist der Anteil von Berkshire um mehr als fünf Prozentpunkte gestiegen.
Da Buffett an großen Unternehmen lieber mehr als zu wenig Anteile besitzen will, helfen ihm Rückkäufe. Und wo es Dividenden gibt, gibt es eben auch oft Rückkäufe – vor allem im aktuellen Investitionsumfeld.
Lieber keine Dividende von Berkshire erwarten
Buffett sagte, dass Berkshire in Zukunft wohl verstärkt eigene Aktien zurückkaufen werde. Es ist wahrscheinlich, dass Berkshire diese Methode der Kapitalrückgabe an die Aktionäre weiterhin anstelle von Dividendenzahlungen anwenden wird. Das wird die Dividendeninvestoren nicht unbedingt glücklich machen, steht aber im Einklang mit Buffetts Überzeugung. Denn er schätzt Aktien, die genügend Cash generieren, um eine Dividende zahlen zu können, gleichzeitig aber auch über genügend Gewinnrücklagen verfügen.
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The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Apple und Berkshire Hathaway. Dan Caplinger besitzt Aktien von Apple und Berkshire Hathaway.
Dieser Artikel erschien am 25.2.2019 auf Fool.com und wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.