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Lohnt sich der Einstieg beim Lyft-Börsengang? Ich bin skeptisch.

Foto: Getty Images

Nach unendlichem Warten steht der Lyft-Börsengang nun tatsächlich kurz bevor. Investoren rund um den Globus stellen sich die eine entscheidende Frage: Lohnt sich der Einstieg beim nordamerikanischen Mobilitätsdienstleister? Ich für meinen Teil bin skeptisch, denn zwar ist die erreichte Größe des Unternehmens faszinierend, hinter der Nachhaltigkeit des Wachstums steht meiner Meinung aber ein großes Fragezeichen.

Bevor wir zu meinen Zweifeln kommen, beginnen wir mit einem Schnell-Check des Börsenprospekts.

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Das Lyft-Börsenprospekt im Schnell-Check

Was ist das Wichtigste an einem Missions-getriebenen Unternehmen, wie sich Lyft gerne selbst bezeichnet? Die Mission natürlich, die sich selbstredend sehr verlockend liest:

Das Leben der Menschheit mit dem weltweit besten Transportservice zu verbessern.

Diese Mission erreicht bereits heute sehr viele Menschen, nämlich rund 31 Millionen Nutzer und 1,9 Millionen freie Fahrer allein im Jahr 2018. Die 1,9 Millionen Fahrer absolvierten im vergangenen Jahr Fahrten im Wert von 8,1 Milliarden US-Dollar. Zwar sind in diesen Zahlen sicherlich auch Umsätze mit dem 2018 gestarteten Verleih von elektronischen Rollern und Fahrrädern enthalten, diese haben laut Angaben von Lyft aber noch keine wesentliche Größe erreicht. Nehmen wir also zunächst an, dass alle Zahlen auf das Ride-Sharing-Geschäft entfallen.

Von den gebuchten 8,1 Milliarden US-Dollar dürften die selbstständigen privaten Fahrer, die für Lyft unterwegs sind, ganze 5,9 Milliarden US-Dollar für sich behalten. 2,2 Milliarden US-Dollar zahlten die Fahrer als Vermittlungsgebühr an Lyft. Mit diesen Umsätzen in Höhe von 2,2 Milliarden US-Dollar muss Lyft dann die Kosten für notwendige Versicherungen, den Betrieb und die Weiterentwicklung der Technologie-Plattform sowie Aufwendungen für Marketing, Forschung und Administration decken.

Trotz des rasanten Umsatzwachstums von 209 % im Jahr 2017 und weiteren 109 % im Jahr 2018 wurde das Gewinnziel 2018 bei weitem nicht erreicht und unterm Strich blieb ein Jahresverlust von beinahe einer Milliarde US-Dollar. Das allein wäre für ein schnell wachsendes Unternehmen nicht weiter schlimm. Denn hält das Wachstum weiter an, kann die Gewinnzone bei einem geringeren Anstieg der genannten Kostenpositionen irgendwann erreicht werden.

Aber, aufgrund der vorliegenden Informationen bin ich hier zurzeit noch skeptisch. Besser gesagt geht es um genau die Informationen, die Lyft im Börsenprospekt nicht mit uns geteilt hat.

Die Zahlen, die nicht veröffentlicht wurden

Abgesehen von den bereits angesprochenen elektrischen Rollern und Fahrrädern will Lyft auch künftig ausschließlich als Vermittler zwischen Mobilitätsangeboten und Mobilitätsbedarf auftreten. Das ist die Grundlage des schlanken und nicht sehr kapitalintensiven Geschäftsmodells von Lyft: keine angestellten Fahrer und kein Eigentum an autonomen oder nicht-autonomen Fahrzeugen.

Ein ausreichendes Angebot in Form von privaten Fahrern zu schaffen, dürfte in meinen Augen daher die kurzfristig größte Herausforderung für Lyft sein. Zwar wirbt Lyft im Börsenprospekt groß und fett mit 1,9 Millionen Fahrern für das Gesamtjahr 2018, zum Stichtag 31. Dezember 2018 waren es aber anscheinend lediglich 1,1 Millionen Fahrer.

Im Börsenprospekt selbst fehlt die historische Entwicklung der Fahrerzahlen komplett. Das alles deutet für mich darauf hin, dass die Entwicklung dieser Kennzahl nicht unbedingt nach oben zeigt.

Ein Grund für diese möglicherweise verhaltene Entwicklung liegt vielleicht in den immer höheren Vermittlungsgebühren, die Lyft von seinen Fahrern verlangt. Beanspruchte Lyft im Jahr 2016 nur 18 % der gebuchten US-Dollar, waren es im Jahr 2018 beinahe 27 %.

Von 2016 auf 2018 stieg der Lyft-Umsatz also zwar um rund 1,8 Milliarden US-Dollar von 340 Millionen US-Dollar auf 2,1 Milliarden US-Dollar. Erstaunliche 39 % oder ganze 700 Millionen US-Dollar dieses Wachstums wurden aber mittels gestiegener prozentualer Vermittlungsgebühren erzielt.

Das Umsatzwachstum mittels steigender Vermittlungsgebühren hat in meinen Augen seine Grenzen. Ohne private Fahrer funktioniert das Lyft-Geschäftsmodell heute nicht. Und wenn selbst beim heutigen Angebot die Zahl der privaten Fahrer rückläufig sein sollte – darauf deuten zumindest die Zahlen für das Gesamtjahr 2018 und zum Stichtag 31. Dezember 2018 hin –, dann könnte das künftige Lyft-Umsatzwachstum künftig auch durch wieder steigende prozentuale Vermittlungsgebühren sogar negativ beeinflusst werden.

Der Silberstreif am Horizont

Nur weil Lyft heute sehr stark von privaten Fahrern abhängig ist, muss das natürlich nicht auch zukünftig so bleiben. Der Aufbau des Verleihgeschäftes mit eigenen elektrischen Rollern und Fahrrädern ist ein erster Schritt in diese Richtung.

Künftig könnten auch weitere Kooperationen für das Angebot auf der Lyft-Plattform sorgen. Denn mit 18,6 Millionen Nutzer zum Jahresende 2018 (Achtung: Die groß beworbene Zahl von beinahe 31 Millionen Nutzern bezieht sich auch auf das Gesamtjahr 2018) kontrolliert Lyft zumindest heute einen Großteil der Nachfrage nach Mobilitätsangeboten auf dem nordamerikanischen Markt. Für andere Mobilitätsanbieter dürfte es daher sehr interessant sein, durch die Integration ihres Angebotes in die Lyft-Plattform auf einen Schlag beinahe 19 Millionen potenzielle Nutzer zu erreichen.

Die große Reichweite auf dem nordamerikanischen Mark bietet Lyft also ohne Zweifel viele großartige Chancen. Vorerst schaue ich mir das alles aufgrund der Abhängigkeit von privaten Fahrern und der ungewissen Entwicklung der prozentualen Vermittlungspauschalen aber von der Seitenlinie an.

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Offenlegung: Sven besitzt keine der erwähnten Aktien.



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