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Moderna Therapeutics mit Mega IPO ‒ jetzt einsteigen?

Wissenschaftler
Foto: Getty Images

Am 8.12.2018 hat Moderna Therapeutics (WKN:A2N9D9) mehr als 600 Mio. US-Dollar bei seinem Börsengang im NASDAQ eingenommen und hatte damit eine Marktkapitaliserung von ca. 7,5 Mrd. US-Dollar bei der Erstnotierung. Modernas auf mRNA basierende Technologie muss noch technologische Hürden nehmen, hat aber das Potenzial, alle bisherigen auf biologischen Wirkstoffen basierenden Medikamente zu ersetzen. Damit sehe ich diese neuartige Technologie als bahnbrechender an als CRISPR, die nur eine weitere Genschere unter vielen darstellt. Dagegen ist mRNA als Medikament wirklich revolutionär mit Auswirkungen, die Science-Fiction-Träume wahr werden lassen.

mRNA als neuer Impfstoff und Krebstherapeutikum

Jeder von uns kennt Proteine, und tatsächlich basieren viele neue Medikamente auf Antikörpern, die nichts anderes sind als spezielle Proteine. Für deren Herstellung braucht jede Zelle eine Vorlage, damit sie weiß, welche Aminosäuren in welcher Reihenfolge aneinandergehängt werden müssen. Genau diese Vorlage ist die mRNA, die direkt aus der in unserer DNA enthaltenen Erbinformation in der Zelle abgelesen wird.

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Die naheliegende Idee war nun, statt dem Körper direkt einen Antikörper gegen z. B. Krebs zu geben, ihm nur die mRNA-Vorlage zu injizieren. Daraus kann er dann selbst das Protein bilden und damit den Krebs bekämpfen. Die gravierenden Vorteile liegen auf der Hand: mRNA lässt sich viel leichter als z. B. Antikörper herstellen, ist gut lagerbar, flexibel einsetzbar und viel billiger in der Produktion.

Wie sinnvoll solch ein Konzept ist, zeigt sich in der Tumorbiologie: Jeder Tumor hat ein einzigartiges Muster an Tumorantigenen, abhängig von zuvor erworbenen Mutationen. Diese Antigene sind kurze Stücke von Proteinen auf der Oberfläche von Krebszellen und können von Antikörpern erkannt werden, die daran binden und den Zerstörungsprozess der Krebszelle einleiten.

Selbst bei demselben Typ Krebs sind viele Mutationen in jedem Patienten einmalig. Aus diesem Grund ist eine Sequenzierung des kompletten Erbguts aus Tumor und gesundem Gewebe eines Patienten sinnvoll, um diese Mutationen zu ermitteln. Basierend darauf lässt sich mit entsprechenden Algorithmen eine Signatur erstellen, die alle tumorspezifischen Antigene aufzeigt. Und genau diese sind es dann, die als Angriffspunkte zur Zerstörung der Krebszellen mit mRNA dienen.

Vereinfacht dargestellt synthetisiert man dann mehrere mRNAs gegen diese Tumorantigene und injiziert sie in Lymphknoten des Patienten. Während die kürzlich zugelassene CAR-T-Immuntherapie von Novartis (WKN:904278) satte 475.000 US-Dollar pro Patient kostet, wird solch eine mRNA-Therapie vermutlich deutlich preiswerter und noch zielgerichteter sein. Aber das ist noch reine Zukunftsmusik.

Modernas Pipeline

Moderna hat neun klinische Phasen 1 und eine Phase 2 laufen sowie viele weitere Programme in der präklinischen Entwicklung. Das ist auf jeden Fall ermutigend, denn für uns Investoren gibt es nichts Gefährlicheres als Biotechs mit nur einem Produkt in der Entwicklung. Dabei fokussiert sich Moderna derzeit vor allem auf Infektionskrankheiten.

Warum? Der Grund dafür ist recht einfach: die mRNA für z. B. einen Teil eines Grippevirusproteins gelangt in Immunzellen und wird dort für die Produktion kurzer Virusproteine genutzt. Diese werden von unserem Immunsystem als fremd erkannt, sodass Antikörper gegen diese gebildet werden und damit ein aktiver Impfschutz vorliegt.

Die Wirksamkeit der Impfstoffe wurde in Tierversuchen nachgewiesen. Bei Mäusen und Schweinen wurden spezifische Immunreaktionen sowohl auf Antikörper- als auch auf zellvermittelter Ebene gegen Grippeviren gefunden. Die behandelten Tiere waren damit vor einer Infektion und damit einer Grippeerkrankung geschützt.

Solch ein neues Verfahren würde endlich die langwierige Herstellung bisheriger Impfstoffe ersetzen, bei der entsprechende Viren in unzähligen Eiern zunächst vermehrt und dann inaktiviert werden, um schließlich zum Impfstoff weiterverarbeitet zu werden. Für Grippe allein werden dazu mehr als 500 Mio. Eier jedes Jahr verbraucht, und daran wird sich so schnell wohl auch nichts ändern.

Moderna arbeitet an prophylaktischen Impfstoffen gegen Influenza, Zika, RSV und andere Virusinfektionen, bei denen keine Eier, sondern Zellkulturen eingesetzt werden. Das mag auch funktionieren, doch problematisch sind die benötigten Mengen und der steinige Weg bis zur Zulassung.

Darüber hinaus setzt Moderna auch mRNA gegen Lymphome und Bauchspeicheldrüsenkrebs ein und hat ein Projekt mit personalisierter mRNA gegen solide Tumoren laufen. Hier werden wie oben beschrieben Tumorantigene identifiziert, dann passende mRNAs individuell synthetisert und dem Patienten verabreicht. Ziel ist die Bildung der Krebsantigene und eine damit verbundene starke Immunreaktion, sodass das eigene Immunsystem den Krebs bekämpfen kann.

Probleme & Wettbewerb

Damit das so funktioniert, darf unser Immunsystem die mRNA nicht zerstören, und die mRNA muss in ausreichenden Mengen in die richtigen Zellen gelangen, damit entsprechende Proteinstücke gebildet werden können. Und hier genau liegen die beiden Hauptprobleme, die es noch zu überwinden gilt.

Zudem sind die Erfahrungen in diesem Forschungsbereich vergleichsweise gering, und es gibt noch kein zugelassenes Medikament, das auf mRNA basiert. Erfahrungen bei der Gentherapie oder RNAi zeigen, dass solch neue Technologien erst einige Rücksetzer erleben, bevor sie ernsthaft eingesetzt werden können.

Ein Grund dafür ist, dass man die zellulären Prozesse bei Weitem noch nicht komplett versteht und deshalb immer wieder Überraschungen auftreten, die man dann analysieren und technisch lösen muss. Und all das braucht Zeit. Tatsächlich sind zehn Jahre weiterer Entwicklung und Erfahrung nicht unrealistisch, bevor mRNA als Medikament in größerem Umfang Marktreife erreichen wird.

Einziger Wettbewerb kommt tatsächlich aus Deutschland mit BioNTech und Curevac, die qualitativ allemal mit Moderna mithalten können. Allerdings musste CureVac Anfang 2017 mitteilen, dass sein mRNA-basierter Prostatakrebs-Impfstoff CV9104 in der am weitesten fortgeschrittenen klinischen Studie der Phase IIb gescheitert ist.

Die Patienten überlebten nach Injektion von mRNA-Molekülen, die für sechs tumorassoziierte Antigene kodierten, nicht länger als nach einer Placebo-Impfung. Offenbar reichte die Immunisierung nicht aus, sodass nun die Kombination mit Checkpoint-Inhibitoren im Fokus steht.

Fazit

Moderna wurde bei Erstnotierung mit 7,5 Mrd. US-Dollar bewertet, ohne dass ein Wirkstoff zugelassen oder auch nur in der Nähe einer Zulassung ist. Zwei Tage später war der Aktienkurs dann auch schon um ca. 20 % eingebrochen.

Probleme bei den klinischen Studien sind aufgrund der Neuartigkeit dieser Technologie zu erwarten, sodass man weitere Rücksetzer annehmen sollte. Auch wenn es noch viel zu lernen gibt, sehe ich langfristig extrem viel Potenzial beim Einsatz von mRNA als Medikament mit sogar noch mehr Fantasie als bei CRISPR.

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Stefan Graupner besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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