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Goldpreis überflügelt: Was hinter dem unheimlichen Aufstieg von Palladium steckt und wie es weitergeht

indische Frau mit Goldreifen
Foto: Getty Images

Unter den Edelmetallen ist nicht Gold, sondern Platin die Königin. Das war für mich über Jahrzehnte eine Gewissheit. Schaut man jedoch heute auf den Kurszettel, dann ist die „kleine Schwester“ des Platins, das Palladium, plötzlich teurer als beide. Lies hier, was dahintersteckt, wie es weitergehen könnte und welche Rolle die Elektromobilität dabei spielt.

Was das Palladium treibt

Während der Goldpreis über die letzten Quartale recht stabil blieb, konnten wir beim Palladium einen kontinuierlichen Anstieg beobachten. Die beiden Edelmetalle sind aber auch schwer vergleichbar: Während Gold vor allem als Schmuck beliebt ist, wird das silberweiß glänzende Palladium dort in der Regel höchstens als Legierungsbeimischung etwa für Weißgold genutzt. Dafür findet es ungleich mehr Anwendung in der Industrie, besonders für Abgaskatalysatoren, die laut einer aktuellen Markteinschätzung des Heraeus Edelmetall Bulletin heute 80 % des industriellen Verbrauchs dieses Metalls ausmachen.

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Noch vor 15 Jahren war die Technik nicht so weit entwickelt, sodass in Abgaskatalysatoren primär Platin zum Einsatz kam. Weil dieses aber zeitweise rund fünfmal (!) so teuer war, wurden die Forschungsanstrengungen ausgeweitet, um es durch das damals relativ günstige Palladium zu ersetzen. Vor allem bei Benzinmotoren hat es das Platin längst weitgehend verdrängt. Die immer strengeren Emissionsvorschriften führen nun zu einer steigenden Nachfrage, die auf ein stagnierendes Angebot trifft.

Der Preisverfall bei Platin

Platin kann davon nicht profitieren. Erstens verkaufen sich Dieselfahrzeuge immer schlechter, zweitens sind die Automobilzulieferer laut aktueller Analyse des World Platinum Investment Council zögerlich bei der Umstellung auf Platin und drittens werden immer größere Mengen über Recycling gewonnen. Die Katalysatoren der alten Autos, die heute verschrottet werden, basierten ja wie gesagt überwiegend auf Platin. Die Dieselkrise hat diesen Trend dann auch noch beschleunigt.

Dass daneben im Zuge von Handelskrieg und Marktschwäche die Nachfrage nach Platinschmuck zurückgeht, insbesondere in China, macht die Lage nicht besser. Folglich gibt es einen anhaltenden Angebotsüberhang, der aktuell höchstens von Investoren und Spekulanten ausgeglichen wird. Schon seit Monaten wird in Fachkanälen diskutiert, ob und wann sich das auseinanderdriftende Verhältnis von Palladium und Platin umdrehen würde.

Wie es weitergehen könnte

Weil die Zulassung neuer Katalysatoren mit Platin statt Palladium lange dauert, ist kurzfristig nicht unbedingt mit einer Änderung der Situation zu rechnen, zumindest, wenn man von einer möglichen verstärkten spekulativen Nachfrage oder einer künstlichen Verknappung des Platinangebots absieht. Eine deutliche Angebotsausweitung der Fördermengen ist auf der anderen Seite auch kaum zu erwarten, weil Palladium eher als Beiprodukt von Kupfer-, Nickel- und Goldminen gewonnen wird. Ein Beispiel ist der führende Lieferant Norilsk Nickel (WKN:728841).

Mittelfristig sollten die Marktkräfte allerdings dafür sorgen, dass die Preisschere zwischen Platin und Palladium sich wieder schließt. Immerhin findet die Substitution in kleineren Anwendungsfällen wie etwa der Glasindustrie bereits statt, wie die Experten von Johnson Matthey (WKN:A1J0AY) berichten. Die große Frage bleibt jedoch, von welcher Seite sich die Schere schließen wird. Gut möglich, dass es eher ein sinkender Palladiumpreis als ein steigender Platinpreis sein wird, der wieder für Normalität sorgt.

Langfristig entscheidet der Faktor Elektromobilität

Noch weiter in die Zukunft geschaut hängt vieles davon ab, wie sich die Elektromobilität entwickelt. Einerseits hat diese das Potenzial, die Nachfrage nach Abgaskatalysatoren stark auszubremsen. Andererseits werden auch für Brennstoffzellen Katalysatormaterialien gebraucht. Fahrzeuge wie Busse, Züge und Gabelstapler werden zunehmend mit Wasserstoff betankt und immer mehr Autohersteller bringen erste Modelle auf den Markt. Zuletzt wurde der Mercedes-Benz GLC F-CELL an erste Kunden ausgeliefert.

Allerdings glaube ich, dass dieser Faktor nicht groß genug wird, um wirklich einen Unterschied zu machen. Bis Brennstoffzellen eine Größenordnung erreichen, die mit Abgaskatalysatoren auch nur ansatzweise vergleichbar wäre, haben Forscher voraussichtlich bereits Alternativen zur Marktreife entwickelt, die ohne teures Edelmetall auskommen. Auf lange Sicht spricht daher vieles dafür, dass wir Palladium wieder günstiger als Gold und Platin kaufen können – falls wir das wollten.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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