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Besserer Kauf: Wirecard vs. Square

Debit- und Kreditkarten
Foto: Getty Images

Wenn du bereits Aktien von Wirecard (WKN: 747206) hältst, könnte dich auch das Fintech-Unternehmen Square (WKN: A143D6) interessieren. Beide Aktien sind Top-Performer (im letzten Jahr stiegen die Aktien um 88,7 % beziehungsweise 98,94 %; Stand: 29.10.2018), mussten jedoch kürzlich Kursverluste hinnehmen. Grund genug, um sich anzusehen, ob sich ein Kauf jetzt lohnt.

Finanzielle Stärke

Ich bin der Meinung, dass langfristig das Umsatzwachstum einer der wichtigsten Indikatoren für Aktienkurszuwächse ist. Deshalb ist diese Kennzahl immer die erste, die ich unter die Lupe nehme, wenn ich ein Investment beurteile. 

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Umsätze bedeuten aber letztlich nichts, wenn ich diese nicht irgendwann in Gewinne beziehungsweise Cash Flows ummünzen kann. Daher wäre es unklug, sich nur auf Umsatzzahlen zu fokussieren. Der Freie Cash Flow, der angibt, wie viel Geld das Unternehmen effektiv generiert, ist eine gute Kennzahl, um die Profitabilität eines Unternehmens einzuschätzen.

Die Bruttomarge – berechnet als Umsatz abzüglich der Herstellungskosten (Rohertrag), dividiert durch den Umsatz – ist eine Kennzahl, die ich liebe, da sie einem Investor gute Informationen dafür liefert, wie nachhaltig und kapitalintensiv das Geschäftsmodell ist. Je höher die Bruttomarge, desto besser. 

Letztlich sehe ich mir auch immer gerne die Netto-Cash-Position eines Unternehmens an. Diese berechne ich, indem ich aus der Bilanz die Bargeldbestände und Bargeldäquivalente addiere und davon langfristige Schulden abziehe.

Unternehmen Umsatzwachstum Q2 2018 Bruttomarge Q2 2018 Freier Cash Flow (letzte zwölf Monate) Netto-Cash-Position Q2 2018
Wirecard 46 % 47,4 % 329 Mio. EUR 856 Mio. EUR
Square 60 % 82 % 71 Mio. USD 464 Mio. USD

Quelle: Wirecard Investor Presentation Q2/H1 2018; Square Q2 Shareholder Letter; gurufocus.com

Wichtig zu erwähnen ist, dass ich bei Square die bereinigten Umsätze bei den Kennzahlen Umsatzwachstum und Bruttomarge herangezogen habe. Laut Squares Management sind die bereinigten Umsätze eine bessere Kennzahl zur Bewertung der Unternehmensperformance und ermöglichen einen genaueren Vergleich mit anderen Zahlungsdienstleistern. Denn beim bereinigten Umsatz werden vor allem Transaktionskosten subtrahiert, die zwar vom Kunden an Square bezahlt, aber von Square direkt an Drittanbieter weitergeleitet werden. Es macht daher wenig Sinn, diese Durchlaufposten als Umsätze zu werten.

Was beim direkten Vergleich der beiden Unternehmen auffällt, sind die durchweg soliden Zahlen. Man erkennt auch, dass Wirecard das reifere Unternehmen ist. Während das Wachstum etwas schwächer ist als bei Square (obwohl immer noch fantastisch), generiert Wirecard bei Weitem mehr Cash als Square.

Will man als Investor mehr Wachstum oder mehr Profitabilität? Das ist meiner Meinung nach Geschmackssache – letztlich ist entscheidend, wer langfristig die höheren Gewinne einfahren wird. Für mich ausschlaggebend ist daher der große Unterschied bei der Bruttomarge. Die 82 % bei Square deuten für mich auf hohe Profitabilität in der Zukunft hin.

Gewinner = Square

Bewertung

Interessant wird es natürlich, wenn man sich vor Augen führt, wie beide Unternehmen von Investoren bewertet werden. Dabei schaue ich mir zuallererst immer die Marktkapitalisierung an. Dafür multipliziert man einfach den Aktienkurs mit der Anzahl der ausstehenden Aktien. Diese Herangehensweise – die zunächst sehr simpel wirkt – habe ich mir von David Gardner, dem Mitgründer von The Motley Fool, abgeschaut.

In seinem Podcast Rule Breaker Investing – den ich jedem sehr ans Herz legen möchte, der der englischen Sprache mächtig ist – macht er regelmäßig ein Spiel namens The Market Cap Game Show. Darin errät er mit einem Fool-Kollegen schlichtweg die Marktkapitalisierung von Unternehmen aus dem Motley-Fool-Universum.

Der Sinn der Sache ist einerseits, sich klarzumachen, was das Unternehmen zurzeit tatsächlich wert ist. Denn der Aktienkurs selbst sagt darüber nichts aus. Andererseits hilft uns die Marktkapitalisierung, das Potenzial der Aktie ungefähr einzuordnen. So wird ein Unternehmen wie Apple (WKN: 865985), dass derzeit mit über einer Billion US-Dollar bewertet ist, vermutlich nicht so ein großes Wachstumspotenzial haben wie beispielsweise MongoDB (WKN: MODB11) mit einer Marktkapitalisierung von unter 4 Mrd. US-Dollar (Stand: 29.10.2018).

Eine Bewertung rein aufgrund der Marktkapitalisierung wäre aber etwas zu kurz gegriffen. Schließlich möchte man ja auch die Marktkapitalisierung ins Verhältnis zu den Finanzkennzahlen setzen. Zusätzlich sehe ich mir daher noch traditionellere Verhältniszahlen an, und zwar das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) und das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV).

Unternehmen Marktkapitalisierung KUV KGV
Wirecard 20 Mrd. EUR 10,99 65
Square 29,33 Mrd. USD 23,81 N/A

Quelle: Yahoo! Finance; KUV von Square mit bereinigten Umsätzen der letzten zwölf Monate berechnet; Stand: 29.10.2018

Um konsistent zu bleiben, habe ich beim KUV von Square die bereinigten Umsätze der letzten zwölf Monate herangezogen. Daher ist das KUV bei mir weitaus höher als auf den meisten Finanzportalen.

Square hat es im vergangenen Jahr noch nicht in die Gewinnzone geschafft und hat daher noch kein KGV. Aber selbst wenn man ein Jahr vorausblickt – denn da soll Square bereits profitabel sein –, läge das zukünftige KGV beim heutigen Kurs bei über 90.

Man sieht, dass sich Investoren einiges von Squares Zukunft erhoffen und dass schon einiges an Wachstum in den Aktien eingepreist ist. Aber auch Wirecard ist mit einem KGV von 65 nicht gerade günstig bewertet. Das heißt, auch für Wirecard sehen Investoren eine sehr rosige Zukunft voraus. Vergleicht man jedoch die beiden Unternehmen, ist es eindeutig, welches zurzeit günstiger bewertet ist.

Gewinner = Wirecard

Nachhaltige Wettbewerbsvorteile

Wenn man sich die beeindruckenden Wachstumszahlen, Margen und stratosphärischen Bewertungen beider Unternehmen ansieht, so drängt sich die Frage auf, was diese Unternehmen neben den harten Zahlen so besonders macht. Ein Blick in die jeweiligen Geschäftsmodelle macht deutlich, dass Wirecard und Square auch qualitativ sehr gut aufgestellt sind. Und obwohl beide Unternehmen vom War on Cash (dem Trend weg vom Bargeld hin zu digitalen Zahlungen) profitieren, sind ihre Geschäftsmodelle durchaus unterschiedlich.

Die Geschichte von Square fing ursprünglich damit an, kleinen Unternehmern ein Kartenlesegerät inklusive Software zur Verfügung zu stellen, das einfach an ein Handy oder Tablet angeschlossen werden konnte. Damit wurde es diesen Unternehmern möglich, praktisch von überall bargeldlose Zahlungen anzunehmen. Mit der Zeit hat Square sein Softwareangebot aber immer weiter ausgedehnt. Inventarmanagement, Lohnabrechnung, Rechnungslegung, Geschenkkarten- und Bestellmanagement wurden hinzugefügt.

Darüber hinaus kann man mittlerweile auch kleine Kredite bei Square aufnehmen (Square Capital) oder den eigenen Restaurantlieferservice (Caviar) in Anspruch nehmen. Und dann gibt es natürlich noch die Cash App, einen mobilen Bezahldienst, der mit der Venmo-App von PayPal (WKN: A14R7U) konkurriert.

Dieses umfangreiche Angebot führt dazu, dass Square langfristig zum One-Stop-Shop für Unternehmer wird. Und das ist auch das erklärte Ziel von Square. Es soll ein Ökosystem geschaffen werden, das die Händler langfristig an das Unternehmen bindet. Wenn man sich das Wachstum des Unternehmens ansieht, scheint diese Strategie im Moment voll aufzugehen.

Wirecard startete demgegenüber als klassischer Zahlungsdienstleister für Onlinehändler (Payment-Service-Provider oder PSP) und fungiert mittlerweile auch als Issuer (Herausgabe von Kreditkarten beziehungsweise technische Abwicklung der Herausgabe) und Acquirer (Zahlungsabwicklung aufseiten des Händlers). Diese drei Kernbereiche der Zahlungsabwicklung hat Wirecard in einer digitalen Plattform gebündelt. Somit wird das Unternehmen zum Bindeglied zwischen Onlinehändlern und Kunden und schafft eine Win-win-Situation.

Denn Händler können ihre Umsätze maximieren, da ihnen weniger Kunden abhandenkommen, und profitieren von zusätzlichen Services wie Risikomanagement, Treueprogrammen etc. Währenddessen freuen sich Kunden über die Einfachheit und Sicherheit der Zahlungsabwicklung.

Darüber hinaus verfolgt Wirecard einen Partneransatz und arbeitet heute auf globaler Ebene mit ziemlich allen namhaften Unternehmen der Zahlungsdienstleisterbranche zusammen. Dadurch ist Wirecard – auch wenn sie nicht immer nach außen in Erscheinung treten – heute ein fixer Bestandteil der digitalen Revolution der Zahlungsabwicklung.

Ich würde Wirecards Wettbewerbsstärke daher heute etwas stärker einstufen als jene von Square.

Gewinner = Wirecard

Und mein Gewinner ist …

Nach dieser spielerischen Gegenüberstellung gewinnt Wirecard gegen Square mit 2:1. Das ist für mich überraschend – schließlich halte ich in meinem persönlichen Portfolio Aktien von Square, aber nicht von Wirecard.

Ich glaube langfristig an das hohe Wachstumspotenzial von Square und habe nicht vor, die Aktien zu verkaufen. Ein Investment in Wirecard könnte sich aber eventuell für mich lohnen. In den nächsten Tagen werde ich das noch genauer analysieren.

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Nikolaus Schranz besitzt Aktien von Apple, MongoDB, PayPal und Square. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Apple, MongoDB, PayPal Holdings und Square. The Motley Fool besitzt die folgenden Optionen: Long Januar 2020 $150 Calls auf Apple, Short Januar 2020 $155 Calls auf Apple, Short Januar 2019 $82 Calls auf PayPal Holdings und Short Januar 2019 $80 Calls auf Square.



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