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Wie man chancenreiche Turnaround-Aktien identifiziert – eine Anleitung für Anleger

Achterbahnfahrt
Foto: Getty Images

Jetzt, wo aus den internationalen Börsen etwas Luft abgelassen wurde, sollten sich Schnäppchenjäger auf die Lauer legen. Bei vielen Aktien scheint es unberechtigt, dass auch sie im Abwärtsstrudel weit mit nach unten gezogen wurden. Hier ist eine Anleitung, wie man aussichtsreiche Turnaround-Kandidaten identifiziert.

Von was reden wir eigentlich bei Turnaround-Kandidaten?

Viele verbinden mit Turnaround lediglich Krisenunternehmen, bei denen einerseits die Pleite droht, andererseits aber auch die Hoffnung besteht, dass sie doch noch die Kurve kriegen. Klassische Beispiele dafür sind Gerry Weber (WKN:330410) und Tele Columbus (WKN:TCAG17).

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Aber es gibt auch mildere Formen des Turnarounds. Wenn etwa bei Alibaba (WKN:A117ME) die steile Wachstumskurve etwas abflacht oder ein Rohstoffkonzern unter fallenden Marktpreisen leidet, dann besteht kein unmittelbares Pleiterisiko. Trotzdem kann der Aktienkurs bei enttäuschten Erwartungen stark einbrechen und es können sich große Turnaround-Chancen bieten.

Daneben muss man an Unternehmen denken, die jahrelang bei stagnierenden Umsätzen und schwacher Profitabilität vor sich hindümpeln, weshalb Anleger sich von ihnen zunehmend abwenden. In solchen Fällen könnte ein neues Management durch entscheidende Weichenstellungen für eine Reaktivierung sorgen. Potenziell könnte thyssenkrupp (WKN:750000) auf diese Art für eine Überraschung sorgen.

Eine weitere Variante stellen Unternehmen dar, die aktuell noch gut laufen, wo für die Zukunft jedoch dunkle Wolken aufziehen. Viele Maschinenbauer, Autohersteller und deren Zulieferer fallen derzeit darunter. Daimler (WKN:710000) schreibt beispielsweise seit Jahren hohe Milliardengewinne, und doch tendiert die Aktie nur nach unten.

Es gibt also ganz unterschiedliche Turnaround-Ereignisse:
– Abwendung eines Pleiteszenarios
– Übertriebene Ängste verflüchtigen sich
– Ein negatives Marktumfeld hellt sich auf
– Eine neue Strategie erweckt ein Unternehmen aus seiner Lethargie
– In einen temporär gedämpften Wachstumspfad kommt wieder neuer Schwung

Allen Punkten gemeinsam ist jedoch, dass sich ein für den Aktienkurs wesentlicher Faktor erheblich besser entwickelt, als allgemein erwartet wird.

Aussichtsreiche Chancen identifizieren

Turnaround-Kandidaten zeichnen sich also vor allem dadurch aus, dass sie über eine besonders weite Spreizung von realistischen Szenarien verfügen.

Beispiel Automobilmarkt: Noch 2012 hätte man sich vielleicht gefragt, ob der weltweite Absatz zukünftig eher um 3 % oder 6 % jährlich steigen würde – nicht besonders prickelnd. Heute müssen wir uns fragen, ob etwa Daimler rapide Marktanteile verlieren oder durch das Digitalgeschäft sogar beschleunigt wachsen wird. Dazwischen liegen Welten! Ähnlich sieht es bei den Zulieferern aus, denen im schlimmsten Fall das Geschäft wegbrechen könnte, im besten Fall jedoch lukratives Zusatzgeschäft lockt, etwa beim Hybrid-Antrieb.

Da gibt es sehr vielfältige und komplexe Fragestellungen, denen man nachgehen kann: Wie gut ist die Technologieposition tatsächlich? Wird der adressierbare Markt wachsen oder schrumpfen? Zünden die neuen Plattformen und Innovationen? Droht ein Margenverfall?

Im nächsten Schritt müssen wir versuchen, ein Gefühl dafür zu bekommen, was unser analysiertes Unternehmen in den verschiedenen Szenarien wert sein könnte. Wenn sich herausstellt, dass Daimler das aktuelle Gewinnniveau von rund 9 Mrd. Euro nachhaltig verteidigen oder sogar ausbauen kann, dann wären die Stuttgarter vielleicht doppelt so viel wert wie heute (52,50 Euro zum 31.10.). Meistern sie den Branchenumbruch hingegen mehr schlecht als recht, dann könnte eine Bewertung deutlich unter Buchwert (aktuell etwa 62 Euro/Aktie) berechtigt sein. Irgendwo dazwischen liegt die Wahrheit.

Auf diese Weise sieht man ganz gut, in welchem Ausmaß der Markt negative Szenarien einpreist. Jetzt kommt es also darauf an, wie stark deine eigene Meinung davon abweicht. Vielleicht war der Kursrückgang ja sogar völlig berechtigt. Fällt dein Urteil jedoch wesentlich besser aus, dann könntest du auf eine ausgezeichnete Turnaround-Chance gestoßen sein.

Nichts überstürzen

Das heißt aber nicht, dass du sofort mit all deinem frei verfügbaren Kapital zuschlagen solltest. Schließlich zeigt sich immer wieder, dass Turnaround-Prozesse sehr zäh verlaufen können. Oft zerstören Leerverkäufer über Monate jeden Versuch, eine Trendwende im Aktienkurs einzuleiten. Ein anderer Punkt ist, dass institutionelle Anleger sehr konservativ agieren. Sie nutzen nur selten ihre Fantasie, um eine mögliche Trendwende vorherzusehen, sondern warten geduldig auf harte Fakten. Vorher passiert bis dahin meistens nicht viel beim Aktienkurs.

Ähnlich sieht es bei Analysten aus, die oft Trendfolger sind. Aktien, von denen sich Anleger abwenden, werden kaum zum Kauf empfohlen, egal wie stark der Kurs sinkt. Erst wenn alle Lichter auf Grün stehen, springen sie wieder auf den Zug auf. Dann kann der operative Turnaround eines Unternehmens aber schon monatelang gestartet sein, denn die vergangenheitsorientierten Quartalszahlen sind ja in der Regel erst rund zwei Monate nach Quartalsende verfügbar.

Um also nicht vom guten Timing abhängig zu sein, bietet es sich an, schrittweise in Turnaround-Kandidaten zu investieren. Wenn du eine klare Vorstellung davon hast, wie deine Favoriten eigentlich bewertet werden sollten, dann kannst du dich sogar über weitere Kursrückgänge freuen. Mit gezielten Nachkäufen erhöht sich so die Gewinnchance. Trotzdem muss man Nieten einkalkulieren. Denn selbst wenn du die Wahrscheinlichkeit eines Negativszenarios aus den besten Gründen als niedrig einschätzt, kann es doch letztlich eintreten.

Über einen größeren Zeitraum sollten die erfolgreichen Investitionen allerdings trotz solcher Fehlschläge für eine gute Gesamtrendite sorgen – wenn du planvoll und konsequent handelst und einen guten Riecher für Turnaround-Aktien hast.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool empfiehlt Daimler.



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