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Tropen-Trump übernimmt die Macht – in Brasilien zu investieren könnte jetzt eine gute Idee sein

Foto: Getty Images

Brasilien hat gewählt und ein weiterer polarisierender Lautsprecher übernimmt die Macht eines bedeutenden Staates. Der verspricht wirtschaftsfreundliche Reformen und die Rückkehr von Recht und Ordnung. Sollten sich Anleger also frühzeitig an der BOVESPA positionieren, um von einem möglichen Aufschwung des Amazonas-Landes zu profitieren? Hier meine Lageeinschätzung sowie passende Tipps.

Das ist Jair Bolsonaro

Der gewählte Präsident der brasilianischen Bundesrepublik gilt als rechtsextrem. Ausfälle gegen Minderheiten waren im Wahlkampf keine Seltenheit. Der Ruf nach Recht und Ordnung, gerne auch unter Zuhilfenahme des Militärs und unter Anwendung von drastischen Methoden, ist eines der großen Anliegen des früheren Fallschirmjägers. Gleichzeitig feiern ihn die Evangelikalen für einige seiner erzkonservativen Ansichten. Vieles davon erinnert stark das Original aus den USA, weshalb er sich den Spitznamen „Tropen-Trump“ redlich verdient hat.

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Beim Wahlergebnis sind weitere Tendenzen erkennbar, die an die vergangene US-Wahl erinnern. So hat Bolsonaro nämlich in nahezu allen Städten gegen seinen liberaleren Widersacher Fernando Haddad verloren und folglich die Stimmen zum Wahlsieg in ländlichen Regionen gesammelt, wo man einfache Botschaften zu schätzen weiß.

Mit seinen 63 Jahren ist er lediglich 8 Monate jünger als Angela Merkel, die nun ihren schrittweisen Rückzug aus der Politik angekündigt hat. Aber er hat sich einiges vorgenommen, um Brasilien in die Gewinnerspur zu bringen. Bolsonaro hat das portugiesische Wort für Börse bereits in seinem Namen und ich frage mich, ob er wie Trump in seinem ersten Amtsjahr den Aktienmärkten Auftrieb verleihen kann.

Was Bolsonaro bringen könnte

In diesem Jahr hat sich der Leitindex BOVESPA eher seitwärts entwickelt, nachdem er sich seit Anfang 2016 verdoppelt hatte. Über die letzten Wochen, als absehbar war, dass Bolsonaro gewinnen könnte, tendierten die Notierungen allerdings nach oben, was für Vorschusslorbeeren sprechen könnte.

Wie wir bereits in den USA gut beobachten konnten, schert sich „Mr. Market“ nicht um Aspekte wie etwa Kultur, Menschenrechte, Naturschutz und Völkerrecht. Was an der Börse zählte, waren fast ausschließlich Deregulierung, Steuersenkungen und protektionistische Eingriffe. Damit hat Trump die bereits heißlaufenden US-Börsen weiter nach oben getrieben.

Entsprechend müssen wir uns ganz nüchtern betrachtet auch bei Bolsonaro nicht zwingend um vorgenannte Punkte kümmern, was unsere Geldanlage angeht. Die Industrialisierung Brasiliens florierte schließlich auch während der Militärdiktatur (1964–1985), als linke Kräfte systematisch unterdrückt und Unternehmen viele Freiheiten eingeräumt wurden. Als Investor stößt man schnell auf ethische Probleme, aber lass uns diese vorerst einmal ausblenden und uns auf das wirtschaftlich direkt Relevante fokussieren.

Geplant ist dort zum Beispiel eine Privatisierungsinitiative zur Senkung der ausufernden Staatsschulden. Privatisierung ist in Südamerika ein sensibles Thema, das in der Vergangenheit häufig zu Unruhen geführt hat. Aber gut gemacht könnte es unter der wuchernden Bürokratie verschüttete Potenziale freilegen. Ähnlich sieht es beim geplanten Umbau der Sozialsysteme aus.

Verbunden mit Deregulierungsmaßnahmen, einer aktivierenden Steuerreform und einer spürbaren Steigerung der allgemeinen Sicherheit könnten sowohl inländische Unternehmen als auch Niederlassungen von ausländischen Konzernen profitieren. Dass Bolsonaro sich den USA anbiedert, könnte daneben helfen, den Nord-Süd-Handel anzukurbeln und die Investitionen zu steigern. Insgesamt besteht die Hoffnung, dass Millionen von formalen Arbeitsplätzen geschaffen werden, mit entsprechend positiven Auswirkungen auf die Binnennachfrage.

Warum ein durchschlagender Erfolg trotzdem fraglich ist

Andererseits könnte die kontinentale Integration in Südamerika nun einen Rückschlag erleiden, wenn Bolsonaro seine „Brasilien über alles“-Politik durchzieht. Für den sowieso aktuell geschwächten Mercosur-Block, der gerade mit Europa ein Freihandelsabkommen aushandelt, wäre es ein Desaster, wenn Brasilien sich wie angedroht aus multinationalen Abkommen herausziehen sollte.

Zudem ist fraglich, ob es jemandem, der so stark polarisiert, gelingen kann, ein solch buntes Land wie Brasilien zu einen. Soziale Konflikte erscheinen programmiert, gerade auch wegen des aggressiven Programms, dass sich der gewählte Präsident vorgenommen hat. Zwischen wirtschaftlichem Aufschwung und einem Abrutschen in Chaos und Gewaltherrschaft besteht daher aus meiner Sicht ein sehr schmaler Grat.

Wer sich für ein Investment an der BOVESPA interessiert, sollte daher sehr genau beobachten, ob es Bolsonaro besser als seinem Yankee-Vorbild gelingt, im Amt präsidiale Qualitäten zu entwickeln. Im besten Fall könnten sowohl Industriewerte wie etwa der Spezialist für Antriebstechnik WEG (WKN:A0MTCZ) als auch Konsumwerte wie Natura & Co (WKN:A0B5M7) profitieren. Bei Rohstoffwerten wie Vale (WKN:897136) dominieren hingegen wohl eher die internationalen Gegebenheiten.

Für deutsche Konzerne mit starkem Brasilien-Engagement hängt ebenfalls einiges davon ab, wie sich das Land über die nächsten Jahre schlägt. Für die gebeutelte Bayer (WKN:BAY001) wäre es beispielsweise ein Segen, wenn das einverleibte Monsanto-Geschäft in diesem überragend wichtigen Agrarmarkt wieder voll durchstarten würde. Auch für Traton, die immer unabhängigere Bus-und-Lkw-Sparte von Volkswagen (WKN:766403), wäre ein Aufschwung in diesem Flächenland hoch willkommen.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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