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3 Gründe, warum die gemeinsame Initiative von Wirecard, Google, Mastercard und Visa den Widerstand der Bargeld-Fans nicht brechen wird

Foto: Julia Roegner

Eines muss man Wirecard (WKN:747206) lassen: Auch nach schwindelerregenden Kursgewinnen und Aufstieg in den DAX scheint sich der Münchner Zahlungsdienstleister nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen zu wollen.

Stattdessen soll es zügig vorangehen. Insbesondere auf das Bargeld scheint es Wirecard abgesehen zu haben. Das macht Sinn. Schließlich ist das Bargeld der natürliche Konkurrent mobiler, elektronischer Bezahllösungen.

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Offenbar um die Verdrängung der Konkurrenz aus Papier zu beschleunigen, gründete Wirecard kürzlich die EHI Mobile-Payment-Initiative und konnte dafür Alphabet (WKN:A14Y6F) bzw. Google, Visa (WKN:A0NC7B) und Mastercard (WKN:A0F602) als Partner gewinnen.

Ziel der Initiative ist, „Konsumenten und Händler über mobile Bezahllösungen in der Praxis aufzuklären.“ Ob das die Bargeld-Fans beeindrucken wird?

Ein hochkarätiges Ensemble

Obwohl man sich hier offensichtlich nicht für die Marslandung verbündet hat, kann man durchaus den Hut vor den hochkarätigen Partnern ziehen, mit denen Wirecard sich hier umgibt.

Die Intention von Alphabet bzw. Google ist aus meiner Sicht klar. Als Entwickler des weltweit meistgenutzten mobilen Betriebssystems Android wird Google ein essenzielles Interesse an der Etablierung mobiler Bezahlsysteme haben. Denn das könnte die Nutzer noch stärker als ohnehin schon an ihre mobilen Endgeräte binden.

Visa hat hierzulande bereits sehr gute Erfahrungen mit bargeldloser Zahlungsabwicklung gemacht. Allein in 2016 stiegen die Transaktionen in Deutschland, die über Visa abgewickelt wurden, um mehr als 10 %. Ein beachtlicher Wert, wenn man bedenkt, dass Kreditkarten in Deutschland gerade einmal einen Anteil von etwa 6 % am Zahlungsverkehr haben.

Von Visa trennen Mastercard nur wenige Milliarden Euro Marktkapitalisierung. Kein Wunder, denn auch Mastercard mischt im Bereich elektronischer Zahlungsabwicklungen kräftig mit. Im jüngsten Quartal stieg die Zahl der von Mastercard abgewickelten Transaktionen um 17 %. Wenn ein Unternehmen, das bereits über 50 Jahre im Geschäft ist, derart starke Zahlen liefern kann, werde ich hellhörig.

Die Technik ist willig, doch der Kunde ist schwach

Meiner Meinung nach ist die Kernbotschaft der Mobile-Payment-Initiative völlig korrekt. Die Technologie ist da und wird als Smartphone von einem Großteil der Bevölkerung täglich durch die Gegend getragen. Nur bezahlen wollen damit hierzulande offenbar noch nicht allzu viele.

Das Auto fährt, hat alle Crashtests überstanden und bekommt überall Benzin – doch die meisten wollen lieber laufen statt fahren. Klingt absurd, aber genau so muss das Verhalten der deutschen Konsumenten auf Wirecard und Co. wirken.

Ich fürchte, wenn es ums Bargeld geht, braucht es mehr als eine gut gemeinte Werbeaktion, um die breite Bevölkerung in Deutschland zu überzeugen. Obwohl mir nur anekdotische Indizien zur Verfügung stehen, fallen mir auf Anhieb drei Gründe ein, warum es in Deutschland besonders hartnäckige Bargeld-Fans gibt.

Zunächst wäre da die beinahe schon paranoide Angst vor Überwachung. Die Argumente der Kritiker elektronischer Bezahlsysteme machen auf mich oft den Eindruck, als würde die Abschaffung des Bargelds direkt mit „chinesischen Verhältnissen“ einhergehen, was ich persönlich nicht glaube. Die Länder, wo das bargeldlose Bezahlen schon sehr viel weiter verbreitet ist, scheinen bisher gut mit der Transformation klarzukommen.

Noch ein Grund für die Hartnäckigkeit der Bargeld-Fans wäre der, dass Bargeld einfach funktioniert. Es muss kein Akku aufgeladen, kein Übertragungsstandard eingehalten und kein Funkloch riskiert werden. Ich schätze, die Vorstellung, beim Großeinkauf auf ein technisches Gerät angewiesen zu sein, das komplexe Technologie beinhaltet und auch mal defekt sein kann, ist mit der Mentalität vieler Menschen hierzulande nur schwer vereinbar.

Ein weiterer Grund, den ich persönlich als den wichtigsten erachte, wäre die Angst vor einer intransparenten Kostenkontrolle. Damit meine ich nicht nur die Problematik eines unbewussten Konsumrauschs, der mir persönlich so oder so nicht passieren würde. Nein, ich denke da eher an die unverschämt hohen Gebühren, die ich seinerzeit ohne es zu wissen an einen Geldautomaten verschenkt habe. Auch wenn die neuen Systeme völlige Transparenz versprechen, der Schaden ist angerichtet und das Vertrauen meiner Generation hinsichtlich der Kombination „Geld/Gerät“ wahrscheinlich noch für einige Zeit aufgebraucht.

Was sich jetzt anbietet

Klar, die Bargeldnostalgie in Deutschland ist aus meiner Sicht größtenteils irrational und mit allerlei Schwarzmalerei verbunden, die ich so nicht ohne Weiteres teile. Allerdings ist es auch nicht die Aufgabe der Kunden, sich so zu verhalten, wie das die Zahlungsdienstleister gerne hätten.

Ich denke, langfristig wird sich die Welt inklusive Deutschland vom Bargeld verabschieden. Aber ob ich das noch erlebe? Wenn das gallische Dorf der „Bargeldludditen“ sich weiterhin verweigert, wird sich wohl auch die beste Killer-App bis auf Weiteres schwertun.

Auch wenn die Mobile-Payment-Initiative wahrscheinlich wenig Einfluss auf die Verbreitungsgeschwindigkeit neuer Bezahlsysteme haben wird, liefert sie doch für Investoren, die sich langfristig im Bereich bargeldloser Zukunft engagieren wollen, eine strategisch solide Vorlage.

Denn sowohl Wirecard als auch Alphabet bzw. Google, Visa und Mastercard werden in diesem Transformationsprozess meiner Ansicht nach die Hauptrolle spielen. Wer möchte, kann sich mit einer Kombination aus diesen Unternehmen den Megatrend schon frühzeitig gut ausbalanciert ins Depot legen.

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Stefan Naerger besitzt keine der erwähnten Aktien. Suzanne Frey arbeitet als Führungskraft bei Alphabet und sitzt im Vorstand von The Motley Fool. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Alphabet (A- und C-Aktien) und Mastercard. The Motley Fool besitzt Aktien von Visa.



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