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Wirecard als Smartphone-Bank: Das wird ein langer, steiniger Weg

Roboter
Foto: Getty Images

So eine Banklizenz ist schon praktisch. Wenn man so etwas schon hat, warum nicht gleich einfach alles anbieten, was eine Bank im Allgemeinen so anbietet, nur besser?

So oder so ähnlich scheint die Idee zum neuesten Streich des nunmehr allseits bekannten Unternehmens Wirecard (WKN:747206) entstanden zu sein. Anstatt sich auf den Lorbeeren des kürzlich vollzogenen DAX-Aufstiegs auszuruhen, planen die Münchner den Ausbau ihrer Bezahl-App „Boon“ zum Smartphone-Konto.

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Ob diese Idee der gesuchte Turbo ist, der Wirecard demnächst auf den von Wirecard-Chef Braun anvisierten Börsenwert von 100 Mrd. Euro heben wird?

Reife Technologie, störrische Kunden

Wirecards Bezahl-App ist bereits seit 2015 im Umlauf und hat nach Angaben des Unternehmens weltweit rund 35 Millionen Nutzer. Bisher beschränkte sich das Angebot auf Onlinezahlungen und Direktüberweisungen zwischen den Nutzern sowie auf die Möglichkeit, bargeldlos mit dem Smartphone zu bezahlen.

Wenn es nach mir ginge, wäre das bargeldlose Bezahlen via Smartphone bereits mehrheitsfähig. Die Technologie scheint zu funktionieren, von millionenschweren Raubzügen ist mir nichts bekannt und die Zeitersparnis liegt auf der Hand. Klick und weg – länger als zwei Sekunden sollte ein Bezahlvorgang meiner Ansicht nach nicht dauern. Für diejenigen, denen das noch nicht schnell genug geht, hat Wirecard selbstverständlich auch schon etwas im Labor.

Dass sich Technologien wie das biometrische Bezahlen, die offensichtlich „close to the edge“ sind, nicht von heute auf morgen durchsetzen können, ist nachvollziehbar. Höchst erstaunlich finde ich allerdings, dass das bargeldlose Bezahlen trotz Marktreife hierzulande so zaghaft wächst. 2017 wurden innerhalb der Europäischen Union 134 Milliarden Zahlungen bargeldlos abgewickelt. Das waren nur knapp 8 % mehr als 2016.

In Deutschland entwickelt sich die Begeisterung für das bargeldlose Bezahlen besonders schwach. Hier betrug das Wachstum nur 3 %.

Obwohl die absoluten Zahlen wie ein greifbarer Erfolg aussehen, sollte man sich nicht täuschen lassen. Hierzulande wird an der Ladenkasse in drei von vier Fällen immer noch mit Münzen oder Scheinen bezahlt. Kurz gesagt: Die Technologie ist reif, nur die Kunden sind es scheinbar nicht.

Ich schätze, das schleppende Wachstum bargeldloser Transaktionen ist auch Wirecard ein Dorn im Auge. Vielleicht soll die App auch gerade deshalb ausgebaut werden. In Zukunft soll nämlich nicht nur bargeldlos bezahlt werden, sondern es sollen auch Überweisungen durchgeführt, Kredite angefordert und Versicherungen abgeschlossen werden können.

Ich denke, dass dieser Ausbau die App definitiv aufwerten wird. Dennoch ist der primäre Anwendungsfall einer mobilen Lösung meiner Meinung nach immer noch das bargeldlose Bezahlen. Ob jedoch in Zukunft mehr bargeldlos bezahlt wird, nur weil mit der App auch Versicherungen abgeschlossen werden können?

Ja, aber vor allem langfristig

Es ist Feiertag. Ich gehe morgens/mittags in mein Lieblingscafé, um mein Lieblingsbiofrühstück zu genießen. Das Erste, was ich auf der Karte sehe: „Wir akzeptieren nur Bargeld.“ Danach kaufe ich mir ein Ticket für ein mittelgroßes Flussschiff. Das geht natürlich nur mit Bargeld. Kaum hat das Schiff an meinem Zielhafen angelegt, muss ich feststellen, dass ich den Kaffee dort leider nur gegen Bargeld bekomme.

Angesichts solcher Erlebnisse kann ich gut nachvollziehen, wieso sich der Markt so zögerlich entwickelt. Mit Bargeld kommt man nach wie vor überall gut durch. Wozu etwas anderes benutzen? Mit einer App, egal von welchem Anbieter, wäre ich an diesem Tag verhungert und hätte wohl oder übel schwimmen müssen.

Das ist nicht die Schuld von Wirecard, sondern wahrscheinlich eher auf eine allgemeine gesellschaftliche Trägheit zurückzuführen. Ich fürchte, daran wird auch die Aufwertung der Wirecard-App nicht viel ändern.

Langfristig hat Wirecard aus meiner Sicht den richtigen Weg eingeschlagen. In einer vernetzten, bargeldlosen Welt sollte der Bedarf an einem vollumfänglichen Smartphone-Konto definitiv gegeben sein. Ob diese Welt in fünf, zehn oder 20 Jahren Realität sein wird, ist eine andere Frage.

Um Wirecard mache ich mir kurz- bis mittelfristig keine Sorgen. Das Unternehmen ist meiner Einschätzung nach hochinnovativ und nach wie vor ein Kauf. Zudem haben die Münchner gleich mehrere hochinteressante Eisen im Feuer. Wenn es mit der App nichts wird, dann vielleicht mit dem Blockchain-Projekt.

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Stefan besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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