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ChemoCentryx: Topwirkstoff, Toppartner, topfinanziert und bereit für die erste Zulassung

Gesundheit & Biotech
Foto: Getty Images

Chronische Entzündungskrankheiten betreffen 10 % der Bevölkerung in Europa, und der Behandlungsbedarf ist trotz neuer Medikamente extrem hoch. ChemoCentryx (WKN:A0NBM2) kann mit seinen Wirkstoffen das Immunsystem gezielt und selektiv an bestimmten Stellen blockieren, sodass zwar die Entzündungen zurückgehen, das Immunsystem als Ganzes aber intakt bleibt. Der am weitesten fortgeschrittene Wirkstoff Avacopan durchläuft drei klinische Studien, und die erste Zulassung wird für 2020 erwartet.

Autoimmunerkrankungen

Es ist kaum zu glauben, aber unser Körper ist selbst schuld an vielen Krankheiten. Nämlich genau dann, wenn sich unser Immunsystem gegen unsere eigenen Zellen richtet und diese vernichtet. Beispiele dafür sind Autoimmunerkrankungen wie Asthma, Multiple Sklerose oder Typ-1-Diabetes.

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Dominiert wird dieser Markt derzeit noch von Abbvie (WKN:A1J84E) mit seinem Blockbuster (> 1 Mrd. US-Dollar Umsatz pro Jahr) Humira, das 2017 einen Umsatz von mehr als 18 Mrd. US-Dollar in die Kassen der Amerikaner spülte. Das Umsatzwachstum gegenüber dem Vorjahr betrug immer noch mehr als 14 %. Humira ist das Medikament gegen Autoimmunerkrankungen, wirkt aber längst nicht bei allen Erkrankungen. Aus Mangel an Alternativen wird es oft trotzdem eingesetzt, auch wenn der Nutzen häufig minimal ist.

Humira wird vor allem gegen Entzündungskrankheiten wie Rheumatoide Arthritis, Schuppenflechte oder Morbus Crohn eingesetzt. Es ist ein Antikörper, der hochspezifisch an das Zytokin Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-α) bindet und damit dessen Wirkung neutralisiert.

TNF-α ist ein wichtiger Signalstoff des Immunsystems, der in Zellen unter anderem die Bildung von Entzündungsmediatoren auslösen kann. Bei entzündlichen Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis liegt TNF-α in erhöhter Konzentration vor. Dessen Neutralisierung durch Humira führt deshalb zu einer raschen Besserung verschiedener Symptome und reduziert das Fortschreiten der Krankheit.

Avacopan von ChemoCentryx

ChemoCentryx hat mit dem oral zu verabreichenden Avacopan ein chemisches Molekül gegen C5a schon in Phase 3 gegen ANCA-assoziierte Vaskulitis und zudem in Phase 2 gegen C3-Glomerulopathie sowie gegen Hidradenitis Suppurativa (HS).

Avacopan bindet an den Komplementfaktor C5. Wichtig hierbei ist, dass das Molekül nur an den C5a-Anteil von C5 bindet, während der Rest intakt bleibt. C5a kann damit nicht mehr Entzündungsreaktionen anregen, die zur Freisetzung aggressiver Enzyme und oxidativer Radikale führen.

Der C5b-Anteil hingegen enthält den sogenannten Membrane Attack Complex (MAC), der für die Bindung an Mikroorganismen wichtig und letztlich damit für die Lyse der pathogenen Keime verantwortlich ist. Und dieser Teil wird von Avacopan nicht blockiert und bleibt damit voll funktionstüchtig.

Die Daten aus der Phase 2-Studie mit Avacopan gegen ANCA-Vaskulitis waren so beeindruckend, dass die Europäische Zulassungsbehörde EMA eine vorzeitige Marktzulassung unter Auflagen prüft. Damit wäre eine Vermarktung in Europa schon Anfang 2019 möglich.

ChemoCentryx’ Partnerschaft mit Vifor Pharma (WKN:A2DRZ4) sowie Fresenius Medical Care (WKN:578580) sichert die professionelle Vermarktung außerhalb der USA und Chinas sowie Meilensteinzahlungen und Tantiemen, während ChemoCentryx die wichtigen Märkte USA und China selbst bedient.

Wettbewerber gibt es derzeit aus Deutschland mit der Jenaer InflaRx (WKN:A2H7A5), die einen Antikörper (IFX-1) gegen dasselbe Zielmolekül C5a entwickelt haben. Ihre klinischen Studien sind aber nicht so weit fortgeschritten, und ein großer Nachteil gegenüber ChemoCentryx ist, dass der Antikörper injiziert werden muss und nicht oral verabreicht werden kann. Zudem ist er in der Herstellung viel teurer als der Wirkstoff von ChemoCentryx.

Noch wichtiger ist, dass IFX-1 kein vollständig humanisierter Antikörper ist, d. h. er enthält noch Anteile der Maus, die immunogen wirken können. Und wird eine Immunreaktion gegen einen solchen Antikörper im Patienten ausgelöst, wird dieser vernichtet und ist damit wirkungslos.

Interessant: Eine Phase-2a-Studie hatte gezeigt, dass IFX-1 in HS-Patienten die Entzündung der Haut nach drei Monaten bei 80 % der Erkrankten reduzieren konnte. Das war ein wichtiger Hinweis für ChemoCentryx, dass Avacopan hier auch wirken sollte, weshalb diese Indikation ebenfalls in die klinische Phase überführt wurde.

Und das macht mehr als Sinn, denn Abbvie verdient allein bei HS ca. 1,5 Mrd. US-Dollar pro Jahr mit Humira, obwohl die Wirkung nur sehr moderat ist und Avacopan deshalb wohl leicht den gesamten Marktanteil von Abbvie stehlen kann.

Warum ChemoCentryx sich auf seltene Krankheiten fokussiert

Tatsächlich ist der Fokus auf seltene Erkrankungen sehr lohnenswert, denn

  1. es gibt keine oder nur wenige zugelassene Therapien,
  2. das Zulassungsverfahren ist schneller und kostengünstiger,
  3. es lassen sich hohe Verkaufspreise durchsetzen und
  4. ChemoCentryx mit Sitz in den USA kann seine Produkte im wichtigsten Markt selbst vermarkten.

Sehen wir uns das Marktpotenzial für Avacopan in den einzelnen Indikationen an:

ANCA-Vaskulitis         200.000 Patienten weltweit

HS                                  > 100.000 Patienten weltweit (hohe Dunkelziffer)

C3G                                2.500 Neuerkrankungen pro Jahr (Europa und USA)

Medikamente für seltene Krankheiten werden manchmal zu Preisen jenseits der 500.000 US-Dollar pro Patient und Jahr verkauft. Bei für Avacopan angenommenen 200.000 US-Dollar pro Patient und Jahr und nur 40.000 behandelten Patienten ergibt sich daher schon ein Marktvolumen von 8 Mrd. US-Dollar. Allein Avacopan ist schon eine Pipeline für sich mit gleich mehreren Anwendungsmöglichkeiten für verschiedene Krankheiten. Voraussetzung ist natürlich erst einmal die Zulassung.

Fazit

Die Kooperation mit den starken Vifor Pharma und Fresenius Medical Care sollten eine starke Vermarktung außerhalb der USA und Chinas erwarten lassen, an der ChemoCentryx über Tantiemen beteiligt wird. Und den starken US-Markt können sie selbst bedienen, um ein Maximum an Rendite zu erwirtschaften.

Erst kürzlich hat Vifor seinen Anteil an ChemoCentryx auf 21,2 % erhöht. Die Schweizer glauben also an das Marktpotenzial von Avacopan und an ChemoCentryx selbst. Und mit so vielen späten klinischen Phasen und erheblichem Marktpotenzial ist ChemoCentryx eine bisher weitgehend übersehene Biotech-Perle, deren Chance-Risiko-Verhältnis auch ich als sehr positiv einschätze.

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Stefan Graupner besitzt Aktien von ChemoCentryx. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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