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Steht ein Marihuana-Flash-Crash bevor?

Foto: Getty Images.

In etwa dreieinhalb Wochen wird Kanada Geschichte schreiben. Nach ungefähr neun Jahrzehnten des Verbots wird ab 17. Oktober Freizeit-Marihuana offiziell in autorisierten Apotheken zum Verkauf stehen. Da Kanada das erste Industrieland der Welt ist, das Pot für Erwachsene legalisiert hat, wird erwartet, dass die Cannabisunternehmen bald gute Geschäfte machen werden. Aufgrund dieser rasanten Steigerung von Umsatz und Rendite stürzen sich die Investoren auf die Marihuana-Aktien.

Eine Reihe von mittel- und langfristigen Problemen taucht auf

Aber täusch dich nicht: In die Marihuana-Industrie zu investieren ist bei weitem keine sichere Sache. Jeden Tag wachsen die Bedenken, die diese epische Rallye zunichte machen könnten.

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So gibt es etwa offensichtliche Zweifel darüber, welche Rolle weiterhin der Schwarzmarkt in Kanada spielen könnte. Die Bundesregierung versucht, den illegalen Marihuana-Markt zu unterbinden, indem man eine niedrige Verbrauchssteuer von etwa 10 % auf Freizeitcannabis erhebt. Im Vergleich dazu liegen die Alkoholsteuern in Kanada zwischen 50 % und 80 %. Die gesamten Verbrauchs-, staatlichen und lokalen Steuern auf Pot in Kalifornien können bis zu 45 % betragen. Man nimmt an, dass eine Verbrauchssteuer von ca. 10 % es ermöglichen sollte, dass Freizeitmarihuana preislich mit dem Schwarzmarkt mithalten kann.

Es gibt aber noch weitere Faktoren wie etwa die Tatsache, dass illegale Anbaubetriebe keine Lizenz- oder Genehmigungsgebühren oder Einkommenssteuern zahlen. Das ermöglicht es ihnen, die legalen Preise ständig zu unterbieten. Mit anderen Worten, der Schwarzmarkt bleibt ein großer Dorn im Auge des legalen Cannabis.

Es gibt auch Bedenken auf der Angebotsseite. Selbst wenn der Schwarzmarkt einige Marktanteile übrig lässt, besteht eine ziemlich gute Chance, dass die Anbaubetriebe den Markt mit Marihuana überschwemmen werden –unabhängig davon, wie sich die Nachfrage entwickelt. In Colorado, Washington, Oregon und sogar Kalifornien konnte man in den ersten Monaten nach der Legalisierung einen sprunghaften Rückgang des Pro-Gramm-Preises von Cannabis aufgrund eines Überangebotes beobachten. Obwohl Skaleneffekte dazu beitragen werden, einige dieser sinkenden Preise auszugleichen, dürften die Erzeuger weiterhin einen Margenrückgang erleiden.

Auch die Regulierung könnte ein Thema sein. Wenn am 17. Oktober Freizeit-Pot grünes Licht bekommt, betrifft das nur getrocknetes Cannabis und Cannabisöle. Andere Konsumformen wie Vaping, Konzentrate, Lebensmittel und cannabishaltige Getränke werden voraussichtlich im nächsten Jahr im Parlament behandelt und genehmigt. Es gibt jedoch keine Garantie, wann eine Einigung darüber erzielt wird bzw. ob überhaupt.

Inzwischen wenden Anbaubetriebe wie Aphria und The Green Organic Dutchman etwa 25.000 bzw. 40.000 Kilogramm ihrer Produktion für Konzentrate (Aphria) und für Getränke/Esswaren (Green Organic Dutchman) auf. Wenn der bundesweite Zeitplan für die Legalisierung dieser neuen Konsumformen ausbleibt, könnten diese Aktien das spüren.

Kommt ein “Potcom”-Absturz?

Es gibt sehr viele Bedenken. Aber die größte Sorge von allen könnte das wachsende Potenzial eines Marihuana-Flash-Crashs sein.

Der Begriff “Flash-Crash” beschreibt ein Börsenereignis, bei dem die Kurse in kurzer Zeit sehr schnell und oft heftig fallen. In den letzten Jahren hat die Börse einige dieser Abstürze erlebt, die oft (auf die eine oder andere Weise) das Ergebnis von Hochfrequenzhandelsprogrammen (HFT) waren, die von institutionellen Investoren und Hedgefonds benutzt wurden.

Im Allgemeinen arbeiten HFT-Programme in mehr als 99 % der Fälle effizient. Dieser programmierte Handel ist nach Schätzungen von JPMorgan für etwa 90 % der Aktionen eines normalen Handelstages verantwortlich. Daher bieten diese Programme reichlich Liquidität für institutionelle und Kleinanleger, während sie institutionellen Investoren und Hedgefonds oft ein kleines Vermögen einbringen, indem sie dutzende, hunderte oder tausende Male pro Tag in häufig gehandelte Aktien ein- und aussteigen.

HFT-Programme sind jedoch so konzipiert, dass sie innerhalb klar definierter Parameter arbeiten. Damit meine ich, dass sie weiterhin Aktien kaufen und verkaufen werden, solange die vordefinierten Parameter erfüllt sind. Das kann jedoch nach Programmierer und dem Risiko, das ein Hedgefonds oder eine Institution einzugehen bereit ist, variieren; der schnelle Anstieg der Marihuana-Aktien der letzten Wochen kann sehr wohl aus diesem Rahmen fallen.

So hat beispielsweise der kanadische Pot-Züchter Tilray (WKN:A2JQSC) das Wort “Volatilität” neu definiert. Tilray, das Mitte August mit ungefähr 25 US-Dollar bewertet wurde, schoss am Mittwoch, den 19. September, auf einem Intraday-Hoch von 300 US-Dollar, bevor der Kurs wieder abfiel. Außergewöhnlich hohe Fremdkapitalkosten sowie teure Put-Optionen machen Wetten gegen Tilray praktisch unmöglich, obwohl die Aktie grundsätzlich überbewertet ist.

Doch auch andere Marihuana-Aktien haben starke Zuwächse verzeichnet. Beispielsweise hat sich der Wert der Cronos Group seit dem 14. August, dem Tag vor der Bekanntgabe einer Aktienbeteiligung von 3,8 Milliarden US-Dollar von Constellation Brands an Canopy Growth, mehr als verdoppelt und veranlasste die Anleger, wieder in Pot-Aktien zu investieren. Die Gewinne und die Volatilität der Marihuana-Aktien liegen weit außerhalb der Norm, die die meisten HFT-Programme wahrscheinlich unterstützen würden, und das ist ein Grund zur Sorge.

Du siehst also, der Grund für Flash-Crashes (im Gesamtmarkt) bestand in der Vergangenheit darin, dass HFT-Programme den Handel als Folge einer übermäßigen Volatilität nach unten gestoppt oder geschlossen haben. Da diese HFT-Programme für die Liquidität verantwortlich sind, könnte sich bei einem plötzlichen Ausstieg eine Abwärtsbewegung der Pot-Aktien ohne entsprechendes Kaufvolumen stark beschleunigen. Mit anderen Worten, es scheint durchaus Stoff für einen Marihuana-Flash-Crash — oder wie CNBC es nannte, einen “Potcom-Crash” — da zu sein.

Kann man mit Sicherheit sagen, dass ein solches Ereignis bei Marihuana-Aktien eintreten wird? Auf keinen Fall. Der Versuch, kurzfristige Ereignisse vorherzusagen, ist meist nicht sehr intelligent. Dennoch würde ein erheblicher Anstieg des Handelsvolumens von Pot-Aktien in letzter Zeit auf eine erhöhte HFT-Aktivität hindeuten — und in Verbindung mit der Volatilität der Cannabisindustrie wird die Möglichkeit eines Flash-Crash irgendwann in der Zukunft immer größer.

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The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

Dieser Artikel wurde von Sean Williams auf Englisch verfasst und am 23.09.2018 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.



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