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Untätig, gelangweilt und reich

Foto: Getty Images

Ich muss zugeben, dass es mir oft schwerfällt, jede Woche etwas Neues zu schreiben, das für langfristig orientierte Anleger hilfreich ist. Wall-Street-Kolumnist Jason Zweig sagt es so:

„Mein Job ist es, im Jahr zwischen 50 und 100 Mal das exakt selbe auf eine solche Art und Weise zu schreiben, dass weder meine Redakteure noch meine Leser jemals merken, dass ich mich wiederhole.“

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Der Grund ist, wie Zweig sagt, dass sich guter Rat eben nicht ändert, auch wenn sich die Märkte ständig im Wandel befinden. Er fährt weiter fort:

„… die Leute benötigen zwar gute Ratschläge, was sie jedoch eigentlich wollen, sind Ratschläge, die sich gut anhören. Empfehlungen, die sich auf kurzfristige Sicht am besten anhören, sind immer die gefährlichsten auf lange Sicht. Jeder möchte das Geheimnis kennen, den Schlüssel, den Fahrplan zum versprochenen Pfad ins El Dorado: die magische Investition mit geringem Risiko und hohen Renditen, die dein Geld in null Komma nichts verdoppelt. Jeder möchte die Renditen von dem jagen, was auch immer gerade heiß ist, und das meiden, was auch immer gerade erkaltet ist. Das meiste im Finanzjournalismus, wie das meiste an der Wall Street selbst, ist einem Grundprinzip des Marketings gewidmet: Wenn die Enten quaken, füttere sie.“

Und genau so ist es doch auch: Vor zwei Jahren waren es Lithium-Aktien, letztes Jahr war es Bitcoin und heute sind es Cannabis-Aktien.

Um eins klarzustellen: Man konnte und kann mit all diesen Dingen Geld verdienen (okay, was Bitcoin angeht, bin ich mir nicht so sicher, aber zumindest im Krypto- oder Blockchain-Bereich allgemein). Aber es gibt noch deutlich mehr Möglichkeiten, mit diesen Dingen Geld zu verlieren; ganz besonders dann, wenn man den schnellen Reichtum sucht.

Die Herausforderung, nichts zu tun

Was noch dazukommt, ist, dass sinnvolle Empfehlungen und gute Ratschläge oft nicht nur monoton klingen, sondern dass diesen zu folgen für uns Anleger bedeutet, nichts zu tun.

Und das kann schwierig sein – sehr schwierig. Wir werden von den Medien und allen möglichen Finanzexperten ständig ermutigt, zu handeln, etwas zu tun, egal was, Hauptsache, man sitzt nicht einfach so da und trinkt Tee.

Eine Studie von Professor Tim Wilson von der University of Virginia offenbart unser Verlangen, tätig zu werden, sehr schön (beziehungsweise eher unschön für die Probanden).

In seinem Experiment bat Wilson seine Probanden, für 15 Minuten ruhig in einem Raum sitzen zu bleiben und nichts zu tun. Es gab dort aber einen Knopf, der bei Betätigung einen leichten Stromschlag auslöste. Jedem Studienteilnehmer wurde im Vorfeld des Versuchs einmal dieser Stromschlag verabreicht. Alle Teilnehmer gaben an, dass sie dafür zahlen würden, diesen Stromschlag nicht noch einmal zu spüren.

Was ist nun wohl während des Versuchs passiert? 67 % aller Männer und 25 % aller Frauen haben sich, während sie alleine in diesem Raum saßen, genau diesen Stromschlag selbst angetan. So unerträglich war die Vorstellung, nichts zu tun, selbst für gerade einmal 15 Minuten, dass so viele der Probanden sich tatsächlich freiwillig den Stromschlag verpassten, obwohl sie vorher sogar angaben, für die Vermeidung dessen zu bezahlen!

Was hat das jetzt mit dem Investieren zu tun? Nun, wenn die Kurse purzeln, scheint es fast waghalsig, einfach dazustehen und die Verluste zu ignorieren. Oder andersherum kann es unglaublich große Überwindung kosten, dem Drang zu widerstehen, die Gewinne mitzunehmen. In diesen beiden und vielen anderen Fällen ist es meistens die schlechteste Entscheidung, zu verkaufen, wenn man in ein qualitativ hochwertiges Unternehmen mit glänzenden Aussichten investiert hat.

Es ist langweilig, aber es lohnt sich!

Das Problem an diesem Ansatz ist, dass er langweilig ist. Die Marktkommentare von uns Fools sind daher auch eher dünn gesät und haben für gewöhnlich wenig mit dem zu tun, was an den Finanzmärkten passiert. Vor wenigen Wochen zum Beispiel habe ich etwas über Italien geschrieben – diesen Kommentar könnte ich heute 1:1 hernehmen und „Italien“ durch „Türkei“ ersetzen; und morgen vielleicht durch „Indonesien“ oder„Europäische Junk Bonds“ – denn in den meisten Fällen ist unser Foolisher Ratschlag, vieles von dem zu ignorieren, was man von den Finanzmedien hört, und die allermeisten kurzfristigen Aktienkursbewegungen als unwichtig zu erachten – auch wenn sie die Unternehmen auf unserer Empfehlungsliste betreffen.

Das kann gelegentlich sogar gleichgültig erscheinen. Aber dass es sich lohnt, zeigt sich immer wieder, nicht zuletzt an einem der reichsten Menschen der Welt, der über den Grundstein seines eigenen Investitionsstils sagt, dass dieser aus „an Faulheit grenzender Lethargie“ besteht.

Ich wage die Behauptung, dass die meisten von uns bestätigen können, dass dies kein Zufall ist, wenn wir ehrlich zu uns selbst sind. Vermutlich wären die Renditen der meisten von uns besser, hätten wir niemals eine Aktie derjenigen Unternehmen verkauft, die wir einmal aus fundamentalen Gründen gekauft hatten. Auf mich trifft dies zumindest zu.

Der Gründungsvater des Value Investing und Mentor des gerade zitierten sehr reichen Mannes, Benjamin Graham, sagte einmal: „Das größte Problem eines Investors – und sogar sein größter Feind – ist wahrscheinlich er selbst.“

Wenn Day-Trading-Strategien aufregender klingen als langfristiges Investieren, dann liegt es daran, dass sie es sind. Leider sind sie auch zeitraubend, anstrengend, kostenintensiv und die Wahrscheinlichkeit für anhaltend hohe Renditen ist sehr gering.

Langfristiges Investieren ist dagegen ziemlich stumpf. Die Prinzipien verändern sich nicht und man verbringt die meiste Zeit damit, sehr wenig zu tun. Aber wer sich zum Ziel gesetzt hat, echten, nachhaltigen Wohlstand aufzubauen, der fährt eben nur damit in die richtige Richtung.

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