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Warum sich Deutsche Bank und Commerzbank in Deutschland so schwertun

Foto: Getty Images

Bei der Deutschen Bank (WKN: 514000) und der Commerzbank (WKN: CBK100) läuft es einfach nicht. Selbst auf dem Höhepunkt der Finanzkrise lagen ihre Aktienkurse 21,8 % beziehungsweise 60,9 % über dem Stand von heute (Schlusskurse vom 30. August 2018). Und nun wird die Commerzbank wohl den DAX verlassen und ausgerechnet einem anderen Unternehmen aus der Finanzbranche Platz machen, das in den letzten Jahren ungleich erfolgreicher war: Wirecard (WKN: 747206).

Was könnten die Gründe dafür sein, dass die beiden deutschen Großbanken sich so schwertun, wieder auf einen grünen Zweig zu kommen, während sich vor allem die amerikanischen Banken längst wieder berappelt haben?

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Regulierung der EU

Im Vergleich zu den amerikanischen Banken zum Beispiel haben europäische Banken einen großen Nachteil: Die Regulatorik ist viel strenger. Während US-Präsident Trump eher ein Freund von Deregulierung ist, müssen sich Banken in den EU-Ländern ständig auf neue Vorschriften und Richtlinien einstellen.

Diese im Geschäftsbetrieb umzusetzen, erfordert zunächst einen hohen Verwaltungsaufwand und schmälert von da an die Gewinne, da durch eine neue regulatorische Maßnahme entweder das Geschäft der Banken eingeschränkt wird oder der Aufwand für das bestehende Geschäft steigt.

Während der Grundgedanke durchaus richtig ist – nämlich Verbraucher und Daten zu schützen sowie Transparenz zu schaffen –, führen neue Regulatorien wie MiFID II (ein 7.000 Seiten langes Maßnahmenpaket, das den Wertpapierhandel fairer gestalten soll) zu Kopfzerbrechen in den oberen Etagen der Bankenhäuser.

Nullzinsen der EZB

Ein Faktor, der die Bankenlandschaft grundlegend umkrempelt, ist die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Banken konnten vom reinen Zinsgeschäft lange gut leben: Kurzfristiges Geld wird von Kunden hereingenommen und langfristig als Kredit verliehen. Da für diese langfristige Kreditvergabe ein höheres Risiko besteht, können Banken hier einen höheren Zinssatz nehmen als den, den sie Kunden für ihr Erspartes zahlen. Die Differenz dieser Zinssätze ist die Zinsspanne und der Gewinn der Bank.

Durch die Nullzinspolitik hat sich all das grundlegend verändert. Banken verlieren sogar Geld, wenn sie ein Guthaben auf ihrem EZB-Konto halten: -0,4 %, um genau zu sein. Diese Zinsen können sie jedoch kaum an ihre Kunden weitergeben: Wenn die Bank auf deinem Tagesgeldkonto 0,4 % Zinsen von dir verlangen würde, würdest du dein Geld wohl eher unter dem Kopfkissen lagern. Dort hast du immerhin 0 % Zinsen.

Die Banken müssen sich also durch Kreditvergabe retten, um dieses Minusgeschäft auszubügeln, doch auch im langfristigen Kreditbereich sind die Zinsen und damit die Erträge für die Banken zusammengeschmolzen.

Viele Banken müssen sich in dieser Phase ein Stück weit neu erfinden, unnötige Kosten einsparen und neue Ertragsquellen erschließen. So aber funktioniert Wirtschaft, und das ist völlig okay. Letztlich hilft die EZB-Politik den Banken sogar dabei, ihre Geschäftsmodelle ordentlich auf den Prüfstand zu stellen und sich neu aufzustellen. Auch Banken müssen mit der Zeit gehen, wenn sie nicht mit der Zeit untergehen wollen.

Der deutsche Bankenmarkt ist anders

Der deutsche Bankenmarkt hat im internationalen Vergleich eine große Besonderheit: einen starken Sparkassen- und Genossenschaftssektor. Dieser hatte 2017 laut Zahlen von statista insgesamt einen Marktanteil von knapp 30 %, während unsere Großbanken nur auf 18,4 % des gesamten Geschäftsvolumens kamen.

Vor allem auf dem Land ist die Präsenz der Sparkassen und Genossenschaftsbanken immens: Da die Großbanken es sich nicht leisten können, in jedem kleinen Dorf eine Filiale zu betreiben, geht das dortige Geschäft fast ausschließlich an die kleinen Banken vor Ort. Deutsche Bank und Commerzbank können lediglich versuchen, in den Städten und Metropolregionen unseres Landes Kunden zu gewinnen.

Die nächste Konkurrenz ist aber nicht weit: Onlinebanken wie die ING DiBa oder N26 gewinnen vor allem jüngere und technikaffine Kunden für sich. Mit ihren einfachen Onlinedienstleistungen machen sie den etablierten Banken das Leben schwer: Denn dadurch, dass sie keine Filialen unterhalten, haben sie wesentlich weniger Kosten, können somit viel bessere Konditionen anbieten und machen trotzdem höhere Gewinne als Filialbanken.

Gerade die Commerzbank wird durch diese Konkurrenz schwer getroffen: Sie erzielt praktisch alle ihre Erträge im Privat- und Firmenkundengeschäft, während die Deutsche Bank etwas breiter aufgestellt ist. Eine genaue Analyse hierzu findest du im Artikel meines Foolishen Kollegen Thomas.

Was können wir daraus lernen?

Die Deutsche Bank und die Commerzbank befinden sich in einem fordernden Umfeld. Die Regulatorik beschneidet ihr Geschäft, die Nullzinsen schmälern die Margen und die harte Konkurrenz von allen Seiten hilft in dieser Situation auch nicht weiter. Ein Stück weit fällt den beiden Banken hier aber auch die eigene Nachlässigkeit der letzten Jahre auf die Füße: Man wähnte sich zu sehr in Sicherheit und ergriff notwendige Maßnahmen nicht rechtzeitig.

Eventuell könnten ansteigende Leitzinsen im Euroraum, die Experten für das Jahr 2019 vermuten, das Geschäft ein Stück weit beleben. Wenn Deutsche Bank und Commerzbank es schaffen sollten, sich grundlegend umzustrukturieren, um profitabler und solider zu werden, dann könnte die Zinswende durchaus zu einer Renaissance der beiden Banken führen. Doch die harte Konkurrenz und die erdrückende Regulatorik werden bleiben.

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Christoph Gössel besitzt Aktien von Wirecard. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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