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Jahresabschlüsse verstehen: Cashflow einfach erklärt

Geschäftsmann mit Lupe untersucht Papier Bericht
Foto: Getty Images

Mit der Cashflow-Rechnung im Jahresabschluss eines Unternehmens tun sich einige Leute schwer. Vielen ist der Unterschied zur Gewinn- und Verlustrechnung (kurz GuV) nicht ganz klar, schließlich geht es doch in beiden Rechnungen irgendwie um Geld, das nach Abzug von Ausgaben übrig bleibt. Wir werden heute Unterschiede festmachen und lernen, was uns der Cashflow alles verraten kann. Los geht’s!

Der Aufbau der Cashflow-Rechnung

Beim Cashflow geht es im Grunde darum, aufzuzeigen, wie viel Bargeld das Unternehmen wo verdient und wo ausgibt. Es werden also alle Transaktionen betrachtet, die die Zahlungsmittelposition des Unternehmens in der Bilanz betreffen – also liquide Vermögenswerte wie Bankkonten oder Kassenbestände.

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Damit unterscheidet sich der Cashflow vom Gewinn in einem wichtigen Detail: Beim Gewinn geht es darum, wie viel vom Umsatz nach Abzug aller Aufwendungen noch als Gewinn übrig bleibt. Dieser Gewinn ist dann eine Größe, die das Eigenkapital betrifft. Aufwendungen sind in einem Unternehmen aber nicht mit Ausgaben gleichzusetzen! Den Unterschied lernen wir jetzt kennen.

Was steht im Cashflow, was nicht?

Nehmen wir an, ein Unternehmen schafft einen Flammenwerfer für seine Sicherheitsanlage an und bezahlt per Überweisung vom Bankkonto. Dieser Vorgang findet sich in der GuV nicht wieder! Hier handelt es sich nicht um eine Aufwendung für das Unternehmen, da das Geld ja streng genommen nicht weg ist – es ist nur jetzt in anderer Form da, nämlich in Form des Flammenwerfers.

Im Cashflow wiederum findet sich dieser Vorgang wieder, denn wie gesagt bezieht sich der Cashflow auf die Zahlungsmittelposition des Unternehmens. Das Guthaben auf dem Bankkonto gehört zur Zahlungsmittelposition, damit ist der Flammenwerferkauf Cashflow-relevant.

Im Laufe seiner Lebenszeit jedoch verliert der Flammenwerfer immer weiter an Wert – er nutzt sich ab und wenn man ihn verkaufen würde, bekäme man nicht mehr den Neupreis dafür. Unternehmen müssen diesen Wertverlust als Abschreibung erfassen. Diese Abschreibung ist eine Aufwendung und wirkt sich somit negativ auf den Gewinn aus.

In der Cashflow-Rechnung finden sich aber keine Abschreibungen wieder, denn schließlich bezahlt das Unternehmen kein Geld an jemanden für diese Abschreibung. An wen auch? Daher spricht man von einem „nicht zahlungswirksamen Aufwand“.

Wie gliedert sich die Cashflow-Rechnung auf?

Die Cashflow-Rechnung gliedert sich in drei Teile. Den operativen Cashflow (auch: Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit), den Cashflow aus der Investitionstätigkeit und den Cashflow aus der Finanzierungstätigkeit. Diese drei Einzelrechnungen sehen wir uns jetzt genauer an (aber nur kurz – wir wollen dich nicht langweilen!).

Die Berechnung des operativen Cashflows startet mit dem Gewinn oder Verlust des Unternehmens laut der GuV. Die sogenannten nicht zahlungswirksamen Aufwendungen des Unternehmens (wie zum Beispiel die Abschreibung, die wir kennengelernt haben) werden wieder hinzuaddiert. Außerdem wird die Veränderung des Nettoumlaufvermögens erfasst – ein Vorgang, der sich auf die Cash-Position des Unternehmens auswirkt, aber nicht in der GuV enthalten ist. Am Ende dieser Rechnung haben wir das Geld, das das Unternehmen aus dem reinen Geschäft verdient hat. Wie du dir denken kannst, sollte diese Kennzahl positiv sein!

Der Cashflow aus der Investitionstätigkeit erfasst alle Vorgänge, die mit dem Investieren von Geld oder mit der Rückzahlung von Investitionen zu tun haben. Hier werden Ausgaben für Sachanlagen, Patente, Flammenwerfer, Rechte und auch Übernahmen erfasst – und zwar negativ, da ja Geld ausgegeben wird. Rückzahlungen etwa von Finanzanlagen werden addiert. Diese Position sollte meistens negativ sein, da das Unternehmen ja darin investieren soll, auch zukünftig wettbewerbsfähig zu sein (oder, um sein Gelände gegen Eindringlinge zu verteidigen)!

Im Cashflow aus der Finanzierungstätigkeit finden wir alle rein finanziellen Transaktionen wie Kreditaufnahmen und -rückzahlungen, Dividendenzahlungen, Kapitalerhöhungen und Aktienrückkäufe. Zählt man alle drei Einzelrechnungen zusammen, erhalten wir den Betrag, um den sich die Zahlungsmittelposition des Unternehmens erhöht oder vermindert hat.

Was  können wir aus dem Cashflow lernen?

Für die Beantwortung dieser Frage sollten wir eine Kennzahl einführen: den Free Cashflow. Er ergibt sich, wenn man den operativen Cashflow und den Cashflow aus der Investitionstätigkeit addiert.

Ist er positiv, bedeutet das, dass das Unternehmen genug Cash erwirtschaftet hat, um seine Investitionen zu finanzieren. Das übrige Geld kann das Unternehmen entweder einbehalten oder über Dividenden und Rückkäufe an die Aktionäre zurückgeben (das würde man dann wieder im Cashflow aus der Finanzierungstätigkeit sehen). Unternehmen mit einem hohen Free Cashflow sind meist extrem solide und schütten hohe Dividenden aus.

Ist er hingegen negativ, bedeutet das … nun ja, das Gegenteil. Das Unternehmen hat nicht genügend Geld erwirtschaftet, um seine Investitionen zu finanzieren. Ist der Free Cashflow regelmäßig negativ, braucht das Unternehmen irgendwann frisches Geld als Kredit oder über eine Kapitalerhöhung – auch das sehen wir dann im Cashflow aus der Finanzierungstätigkeit.

Wie sieht also die ideale Cashflow-Rechnung aus?

Eine Wunsch-Cashflow-Rechnung, wie ich sie gerne bei einem Unternehmen sehe, zeichnet sich durch folgende Merkmale aus:

  • Ein jedes Jahr positiver, möglichst konstanter oder steigender operativer Cashflow.
  • Ein negativer Cashflow aus Investitionstätigkeit, der den operativen Cashflow aber nicht übersteigt (sodass ein positiver Free Cashflow entsteht).
  • Ein negativer Cashflow aus Finanzierungstätigkeit, der auf Dividenden, Aktienrückkäufe oder Schuldentilgungen schließen lässt.
  • Eine stagnierende oder leicht steigende Cash-Position – das Unternehmen soll nicht so viel an mich ausschütten, dass es in Zahlungsschwierigkeiten kommt!

Die Cashflow-Rechnung ist von essenzieller Bedeutung. Man sollte sie genau analysieren, da man hier auf viele wunde Punkte bei seinen Unternehmen stoßen kann. Ein Unternehmen mit einer Cashflow-Rechnung, wie ich sie gerade skizziert habe, macht hingegen schon vieles richtig.

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