Was ist jetzt mit dem Crash? Die verzweifelte Lage der Bären
Lange angekündigt, nie gekommen: Trotz aller Konflikte ziehen vor allem Technologie-Indizes immer weiter nach oben, während Länder-Indizes wie der DAX behäbig seitwärts tendieren. Im Bärenlager entwickelt sich dem Anschein nach so langsam ein Gefühl zwischen Wut und Verzweiflung.
Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen
„Zukunft ist nicht mehr das, was sie einmal war“, beschwerte sich schon Karl Valentin. So ähnlich geht es wohl auch Marc Faber. Der Investmentmanager hat es vor der Jahrtausendwende als „Dr. Doom“ zur Legende gebracht. Wer ein paarmal mit seinen Vorhersagen richtig lag, der entwickelt natürlich ein mächtiges Selbstbewusstsein. Aber zuletzt konnte er mit seinen Prognosen nicht mehr punkten.
Nicht nur er erwartet nunmehr seit rund fünf Jahren einen massiven Einbruch der Märkte. Das kann frustrierend sein, denn es kratzt erheblich an dem über Jahre aufgebauten Ruf. Richtig verärgert ist auch Peter Toogood, Investmentmanager der Embark Group. Es sei blanker Unsinn, was sich aktuell an den US-Märkten abspiele. Die Wall Street sage, es müsse immer so weitergehen, aber eigentlich kann es nicht mehr besser werden als jetzt.
Er bezichtigt Investoren der zuletzt extrem gut gelaufenen Tech-Stocks des „Momentum-Reitens“. Bewertungskennzahlen seien Fakten, keine Meinungen, fauchte er kürzlich auf CNBC. „Kauf da nicht mehr, da wirst du keine Chance auf langfristige Renditen haben. Punkt!“
Na und?
Wir sehen hier klar das Problem, das sich ergibt, wenn man auf einem vermeintlich erhöhten Niveau zu früh aussteigt. Dann schaut man von der Seitenlinie aus zu und hofft darauf, dass der Markt einem wieder günstige Einstiegskurse bieten möge. Diesen Gefallen haben ihnen die anderen Marktteilnehmer aber nicht getan.
Solange die Unternehmen expandieren, können sie in praktisch jede Bewertung hineinwachsen. Das ist das Kalkül der begeisterten Aktionäre von Amazon (WKN:906866), Nemetschek (WKN:645290) und Wirecard (WKN:747206). Deshalb reißt der Nachfragestrom nach solchen Aktien weiterhin nicht ab. Man könnte aktuell (29.08.) geradezu von Kaufpanik sprechen.
Wenn Crash-Propheten wie Marc Faber jetzt nach diesen Kursvervielfachungen noch recht bekommen wollen, dann muss tatsächlich ein Jahrhunderteinbruch von weit über 50 % kommen. Mit einer Korrektur ist es dann nicht getan.
Und jetzt?
Ich würde nicht darauf setzen, dass es auf absehbare Zeit fantastische Kaufkurse gibt, so wie beispielsweise im ersten Halbjahr 2016, als wir im DAX noch mal vierstellige Kurse sahen. Andererseits denke auch ich, dass einige Sektoren mittlerweile stark überbewertet sind, sodass man selbst als langfristiger Investor mal Gewinne mitnehmen darf.
Es bietet sich daher an, umzuschichten. Schließlich sind längst nicht alle Aktien teuer. Unter anderem bei Energie, Auto und Chemie kann man jede Menge hochprofitable Werte mit robuster Bilanz und starker Marktposition finden. Solche Unternehmen haben gute Chancen, aus der nächsten Krise gestärkt herauszukommen, und sind kreditgehebelten Hype-Werten aus meiner Sicht jetzt klar vorzuziehen.
Der Bärenmarkt-Überlebensguide: Wie du mit einer Marktkorrektur umgehst!
Ein erneutes Aufflammen von Corona in China, Krieg innerhalb Europas und eine schwächelnde Industrie in Deutschland in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen. Das sind ziemlich viele Risiken, die deinem Depot nicht guttun.
Hier sind vier Schritte, die man unserer Meinung nach immer vor Augen haben sollte, wenn der Aktienmarkt einen Rücksetzer erlebt.
Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. John Mackey, CEO von Amazon-Tochter Whole Foods Market, sitzt im Vorstand von The Motley Fool. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Amazon.