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Drei Ansätze, wie du Unternehmen bewerten kannst

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Foto: Getty Images

Hat man ein großartiges Unternehmen identifiziert, muss man prüfen, ob das Unternehmen an der Börse zu teuer bewertet wird oder nicht. Um „zu teuer“ definieren zu können, muss zwingend eine Unternehmensbewertung her!

Es geht gar nicht unbedingt darum, einen ganz genauen Wert für das Unternehmen zu bestimmen, da dieser zwingend von deinen Schätzungen für die Zukunft abhängen wird – und wie das mit Schätzungen so ist, sie treten nur äußerst selten genau so ein. Was aber geht, ist eine ungefähre Spanne zu bestimmen, innerhalb derer das Unternehmen fair bewertet ist. Und wie das gehen kann, das schauen wir uns jetzt an!

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Faires KGV

Die erste Variante ist das Aufstellen eines fairen Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV) für das Unternehmen. Danach muss man dieses nur noch mit dem tatsächlichen KGV vergleichen und sieht sofort, ob das Unternehmen über- oder unterbewertet ist. Theoretisch könnte man diesen Ansatz auch auf andere Bewertungsmultiplikatoren (Kurs-Buchwert-Verhältnis, Kurs-Umsatz-Verhältnis, Price-Earnings-Growth-Ratio) ausdehnen, wir werden uns nun aber der Einfachheit halber nur auf das faire KGV beschränken.

Grundsätzlich ist dieser Ansatz ausgesprochen einfach und intuitiv. Bestimmte Unternehmenseigenschaften, wie solide Bilanzen, Markenstärke, ein vertrauenswürdiges Management etc. sprechen für den langfristigen Unternehmenserfolg und rechtfertigen damit auch höhere Bewertungen.

Zunächst einmal müssen wir ein Basis-KGV aufstellen, das jede Aktie verdient: Es gibt wenige Aktien mit einem KGV unter 10. Wenn eine Aktie ein solch niedriges KGV aufweist, dann operiert das Unternehmen meist in stagnierenden Branchen mit einer hohen Austauschbarkeit der Produkte (ein Beispiel wäre ein Hersteller von Zahnbürsten). Nehmen wir daher ein KGV von 8 als Basis-KGV an.

Alle Unternehmen, die am Markt über dem Basis-KGV bewertet werden, verfügen nach dieser Theorie über Vorteile in ihrem Wachstum (oder dem der Branche), der bilanziellen Stabilität, der Marktposition, dem Management, der Rentabilität oder über andere Eigenschaften, die eine höhere Bewertung rechtfertigen.

Wie diese Aufschläge genau aussehen, kann keiner so genau sagen. Fest steht, dass das Gewinnwachstum langfristig mit Abstand der wichtigste Kurstreiber ist und daher den höchsten Einfluss haben sollte. Bilanzielle Stabilität ist ebenfalls wichtig und sollte hohe Berücksichtigung finden. Alles weitere ist für den bloßen Fortbestand eines Unternehmens nicht zwingend notwendig und sollte daher niedriger gewichtet werden.

Diese Methode eignet sich nicht für Unternehmen, die Verluste ausweisen, da diese kein KGV haben können (es gibt ja keinen Gewinn!). Darüber hinaus halte ich die Methode generell bei Wachstumsunternehmen nicht für sinnvoll. Bei Unternehmen, die kein großes Wachstum aufweisen, hat sie aus meiner Sicht ihre Stärken.

Discounted-Cashflow-Verfahren

Dieses Verfahren wird in der Finanzwelt oft von den Profis angewendet. Es ist die empirisch am besten bewiesene Methode – aber für Laien und Einsteiger leider sehr schwierig. Der Grundgedanke ist, dass man die Free Cashflows des Unternehmens (die den Eigenkapitalgebern zurechenbaren Cashflows) für die nächsten X Jahre vorhersagt und diese mit einer Diskontrate auf heute abzinst.

Warum die Abzinsung? Ein Euro Bargeld heute ist mehr wert als ein Euro Bargeld in zehn Jahren. Wenn ich dir einen Euro heute oder einen Euro in zehn Jahren anbieten würde, würdest du sicherlich auch den Euro heute nehmen.

Das DCF-Verfahren mit all seinen Berechnungen, Annahmen und Voraussagen hier im Detail auszuführen, würde den Rahmen komplett sprengen. Glücklicherweise hat das mein Foolisher Kollege Thomas bereits für mich übernommen. Lies dir seinen Erklärartikel gerne durch.

Wenn man die Zeit aufwenden möchte, kann man mit dem DCF-Verfahren gut fundierte, relativ präzise Unternehmenswerte berechnen. Dafür steht und fällt die Aussagekraft der errechneten Werte umso mehr mit der Präzision der eigenen Gewinnprognosen.

Das Fair-Forward-P/E

Eine Methode, die ich mir selber angeeignet habe, ist das Fair-Forward-P/E (P/E steht dabei für Price/Earnings Ratio, die englische Übersetzung des KGV). Es kombiniert die beiden vorangegangenen Verfahren, indem wir nicht ein faires KGV heute, sondern ein faires KGV in X (ich nehme meistens zehn) Jahren für das Unternehmen berechnen. Außerdem müssen wir den Gewinn des Unternehmens in X Jahren abschätzen, dann können wir aus den beiden Angaben einen möglichen Kurs berechnen.

Aufgrund der hohen Anfälligkeit gegenüber falschen Schätzungen stelle ich je ein optimistisches und ein pessimistisches Szenario sowohl für den Unternehmensgewinn, als auch für die Bewertung auf. Am Ende stehen vier Szenarien, die alle einen unterschiedlichen Aktienkurs in X Jahren als Ergebnis liefern. Letztlich kannst du daraus eine Renditeprognose anstellen.

Dazu bildest du den Durchschnitt der vier aufgestellten Kursprognosen und teilst sie durch den aktuellen Aktienkurs. Das Ergebnis ist der Faktor, um den sich die Aktie im betrachteten Zeitraum vervielfachen wird (kommt zwei heraus, wird sich die Aktie verdoppeln).

Um diesen Faktor aufs Jahr herunterzubrechen, müssen wir die X-te Wurzel ziehen – wenn du dich für eine Zehnjahresprognose entschieden hast also die zehnte Wurzel. Das Ergebnis ist der Faktor, um den die Aktie rechnerisch jedes Jahr steigen muss, um dein Kursziel zu erreichen. Subtrahierst du 1 und multiplizierst mit 100, hast du die rechnerische Jahresrendite in Prozent.

Entscheide, ob dir diese Rendite reicht! Behalte dir im Kopf: Der breite Aktienmarkt erzielte in der Vergangenheit durchschnittliche Jahresrenditen in Richtung sieben oder acht Prozent. Deine berechnete Rendite sollte darüber liegen, wenn du den Markt schlagen willst (unter der Annahme, dass die Renditen der Vergangenheit auch in Zukunft erreicht werden)!

Behalte dir im Kopf, dass du nur mit einem Durchschnittswert gerechnet hast – und dass dieser wiederum nur auf deinen Annahmen basiert. Obwohl sie sehr anfällig gegenüber Änderungen der Prognosen ist, mag ich diese Methode dennoch, weil sie ein einfach greifbares Konzept hat. Ich finde sie gerade für Wachstumsunternehmen interessant.

Was sollten Investoren tun?

Jede Bewertungsmethode hat ihre Vor- und Nachteile. Manche sind einfacher und manche sind aufwendiger, manche sind intuitiver und manche erfordern das Denken um mehrere Ecken. Letztendlich musst du dich entscheiden, mit welcher Methode du dich am wohlsten fühlst. Außerdem kann es Sinn machen, für verschiedene Arten von Unternehmen verschiedene Methoden anzuwenden.

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