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Drei Kennzahlen, die besser sind als das KGV

Glühbirne als Symbol einer genialen Idee
Foto: Getty Images

Es ist geschafft: Du hast ein wirklich wunderbares Unternehmen entdeckt. Du hast alles analysiert und bist rundum überzeugt davon, dass dem Unternehmen eine goldene Zukunft bevorsteht. Doch der letzte, vielleicht wichtigste Schritt fehlt noch: Du musst entscheiden, ob du bei der aktuellen Marktbewertung des Unternehmens investieren willst.

An dieser Stelle kann dir ein schwerer Fehler passieren: Du verlässt dich nur auf das Kurs-Gewinn-Verhältnis (kurz KGV). Wie ich in diesem Artikel bereits erörtert habe, kann das KGV hilfreich sein, hat aber einige große Schwächen. Daher sehen wir uns heute einige Kennzahlen an, die zumindest einige dieser Schwächen ausbügeln.

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Das Price-Earnings-Growth-Ratio

Das Price-Earnings-Growth-Ratio (kurz PEG) merzt gleich einen der größten Schwachpunkte des KGV aus. Beim PEG fließt neben dem Gewinn je Aktie und dem Aktienkurs nämlich auch noch das Gewinnwachstum mit in die Berechnung ein. Damit eignet sich das PEG gut für Wachstumsunternehmen:

Konzerne, die in einer wachsenden Branche operieren und somit jedes Jahr steigende Gewinne aufweisen, werden fast immer höher bewertet als der Durchschnitt. Das ist ganz normal, schließlich wird am Aktienmarkt die Zukunft gehandelt und wenn die Gewinne in der Zukunft steigen sollen, verdient das Unternehmen einen Bewertungsaufschlag. Konkret berechnet sich das PEG wie folgt:

PEG = Erwartetes KGV für das laufende Jahr / Gewinnwachstum im laufenden Jahr

Dazu ein Beispiel. Nehmen wir an, wir haben ein Unternehmen, das an der Börse mit 10 Milliarden Euro bewertet wird. Für das laufende Jahr wird ein Jahresüberschuss von 400 Millionen Euro erwartet. Daraus ergibt sich ein KGV von 25. Das sieht auf den ersten Blick nicht ganz billig aus!

Da wir das Unternehmen aber im Vorfeld gut analysiert haben, wissen wir, dass das Management damit rechnet, dass der Gewinn in den nächsten Jahren um jährlich 25 % gesteigert werden kann. Wir teilen also das KGV von 25 durch das Gewinnwachstum in Prozent von 25 und erhalten ein PEG von 1.

Was heißt das nun? Im Allgemeinen sprechen Werte unter 1 für eine klare Unterbewertung. Werte von 1 bis 1,5 oder 2 sind als normal anzusehen, alles darüber ist eher teuer. Unser fiktives Unternehmen scheint also sehr attraktiv bewertet zu sein.

Das Kurs-Umsatz-Verhältnis

Diese Kennzahl ist vor allem bei Unternehmen interessant, die noch jung sind, viel investieren und daher noch gar keinen Gewinn erzielen. Wichtig ist hier das Wort „noch“: Selbstverständlich haben nur solche Unternehmen einen Wert, die in Zukunft überhaupt Gewinne erwarten lassen. Ein Unternehmen, das im Laufe seines Lebens offensichtlich nur Geld verbrennen wird, hat einen langfristigen Wert von 0 Euro. Die Berechnung des Kurs-Umsatz-Verhältnisses (kurz KUV) läuft ähnlich ab wie beim KGV:

KUV = Marktkapitalisierung / Umsatzerlöse = Aktienkurs / Umsatz je Aktie

Auch hier ein Beispiel: Ein junges Unternehmen, das an der Börse mit einer Milliarde Euro bewertet wird, hat einen Umsatz von 200 Millionen Euro erlöst, hat aber einen Verlust von 20 Millionen eingefahren. Sowohl das KGV als auch das PEG wären in diesem Fall wenig aussagekräftig. Das KUV erhalten wir nun, indem wir die 1 Milliarde Euro Marktkapitalisierung durch die 200 Millionen Jahresumsatz teilen. Das Ergebnis ist 5.

Ist das jetzt billig oder teuer? Das hängt ganz davon ab, was du dem Unternehmen zutraust. Wenn du denkst, dass das Unternehmen seine Umsätze langfristig stark steigern und eine solide Gewinnmarge erreichen kann, ist ein KUV von 5 spottbillig. Wenn du der Meinung bist, dass das Unternehmen keine großen Umsatzsprünge mehr zustande bringt und nur mit Müh und Not überhaupt die Profitabilität erreicht, würde ich die Finger davon lassen. Ein durchschnittliches KUV für große Unternehmen lässt sich übrigens bei ungefähr 1,5 verorten.

Das Kurs-Buchwert-Verhältnis

Das Kurs-Buchwert-Verhältnis (kurz KBV) berücksichtigt neben dem Aktienkurs nicht eine Größe aus der Gewinn- und Verlustrechnung, sondern das Eigenkapital des Unternehmens. Warum?

Wenn das Unternehmen all seine Vermögenswerte verkaufen würde, um seine Kapitalgeber auszuzahlen, würde zunächst alles Fremdkapital bedient werden, da es gegenüber dem Eigenkapital vorrangig ist. Erst dann wäre das Eigenkapital und damit wir Aktionäre an der Reihe. Der Buchwert ist also der Teil der Vermögenswerte, der auf die Aktionäre entfallen würde, und entspricht der Höhe des Eigenkapitals. Die Berechnung sieht wie folgt aus:

KBV = Marktkapitalisierung / Eigenkapital = Aktienkurs / Buchwert je Aktie

An dieser Stelle wirst du dich vielleicht fragen, warum nicht jedes Unternehmen jederzeit zum Buchwert bewertet ist. Das entspräche schließlich dem Liquidationserlös und wäre damit ziemlich logisch. Der Grund liegt darin, dass an der Börse die Zukunft gehandelt wird und man davon ausgeht, dass das Unternehmen weiter Bestand hat und weiter Gewinne für seine Aktionäre erwirtschaften wird. Aus diesem Grund ist ein Aufschlag durchaus gerechtfertigt.

Vorsicht ist bei Unternehmen angesagt, die unter ihrem Buchwert gehandelt werden: Der Markt preist hier meist anhaltende Verluste (und somit eine Reduktion des Buchwerts, da Verluste das Eigenkapital mindern!) ein. Hier muss auf jeden Fall gründliche Analysearbeit geleistet werden, warum die Bewertung so niedrig ist.

Ein durchschnittliches KBV kann zwischen 2 und 3 verortet werden. Es gibt jedoch durchaus Unternehmen, die auch ein höheres KBV verdienen: Wie angesprochen bedeutet ein KBV über 1 das Einpreisen zukünftiger Gewinne. Ist mit deutlichen Gewinnsteigerungen zu rechnen, kann auch ein wesentlich höheres KBV gerechtfertigt sein.

Was wir Investoren mitnehmen können

Wir haben gesehen, dass wir neben dem KGV noch einige weitere interessante Kennzahlen haben, mit denen wir arbeiten können. Das Wichtigste bei der Bewertung ist Kontext! Niemals sollte ein Unternehmen, das eine höhere Bewertung als der Durchschnitt aufweist, mit den Worten „Das liegt über meiner Schwelle, hier investiere ich nicht!“ sofort aussortiert werden. Ein solides Gewinnwachstum, eine gesunde Bilanz, Wettbewerbsvorteile und eine einzigartige Marktstellung rechtfertigen Bewertungsaufschläge.

Wichtig ist es, ein Gefühl dafür zu entwickeln, mit welchen Bewertungen für welche Unternehmen man sich wohl fühlt. Man sollte immer in der Lage sein, eine Investition in ein Unternehmen, das objektiv gesehen hohe Bewertungskennzahlen aufweist, mit guten Argumenten zu begründen.

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