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Brexit-Chaos: Diese deutschen Unternehmen trifft es

Gewitterwolken
Foto: The Motley Fool

Am 29. März 2019 verlässt Großbritannien endgültig die Europäische Union. Für deutsche Konzerne schlägt dann die Stunde der Wahrheit. Gibt es weiterhin Zugang zum EU-Binnenmarkt oder werden die wirtschaftlichen Verbindungen zum Vereinigten Königreich gekappt?

Viele europäische Großkonzerne sind deshalb bereits äußerst beunruhigt, und das durchaus begründet.

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Die Wirtschaftsprüfer von Deloitte sehen vor allem in den Bereichen Automotive und Energie große Risiken, während das Beratungsunternehmen Oliver Wyman und die Anwaltssozietät Clifford Chance für die deutsche Wirtschaft mit jährlichen Kosten von 9 Mrd. Euro rechnen.

Auch der Bankensektor am Finanzplatz London wird durch den Brexit erheblichen Unsicherheiten ausgesetzt. Anhand der zuvor genannten Branchen habe ich diese beispielhaften Unternehmen ausgewählt, bei denen sich Investoren schon jetzt auf eine problematische Geschäftsentwicklung vorbereiten sollten:

Deutsche Bank

London galt bislang als wichtigster Finanzplatz in der Europäischen Union. De facto alle international tätigen Banken waren oder sind mit relevanten Größenordnungen in der britischen Hauptstadt vertreten. Das gilt selbstverständlich auch für die Deutsche Bank (WKN:514000).

Gleichwohl rechnet man in Frankfurt wohl nicht mehr ernsthaft mit einem Zugang zum EU-Binnenmarkt. Das liegt insbesondere an der Europäischen Zentralbank, die bei einem Brexit ihre Aufsichtskompetenz der dort tätigen Institute verlieren würde.

Direkte Konsequenzen ergeben sich deshalb schon jetzt für das Derivategeschäft der Deutschen Bank. So soll das Neugeschäft mit Euro-Derivaten künftig wesentlich über die Eurex als Clearing-Tochter der Deutschen Börse (WKN:581005) abgewickelt werden. Laut einem Bericht des Handelsblattes vom Juli geht es hierbei wohl um 40 bis 50 Prozent des Euro-Neugeschäfts.

Damit wird das ohnehin schrumpfende Investmentgeschäft des ehemaligen deutschen Branchenprimus nun in einem weiteren Auslandsbereich kleiner.

BMW

Der deutsche Autobauer BMW (WKN:519000) zählt zweifelsohne zu den Konzernen, die ein harter Brexit besonders schwer treffen würde. Aus München kamen bereits im Juni mehr als eindringliche Warnungen vor einem solchen Szenario.

BMW produziert in vier britischen Werken insbesondere Rolls-Royce und MINI-Fahrzeuge, rund 90 Prozent der benötigten Teile hierfür kommen aus Kontinentaleuropa. Somit wäre bei einem harten Brexit und einer geschlossenen Grenze die Lieferkette unterbrochen. Das wäre für den Fahrzeugbauer definitiv ein Problem.

Wie ein mögliches Alternativszenario aussieht, ist hier schwer einzuschätzen, da BMW selbst bei der vollständigen Verlegung der Produktion nach Europa ohne Handelsabkommen keinen zollfreien Zugang zum britischen Markt hätte. Zudem halte ich es für schwer vorstellbar, dass eine britische Traditionsmarke wie Rolls-Royce, die sogar als Hausmarke des britischen Königshauses fungiert, nicht mehr in Großbritannien produziert wird.

E.ON

Die deutschen Stromriesen haben traditionell enge Verbindungen in das Vereinigte Königreich, das für sie zu den Schlüsselmärkten zählt. Diverse Kraftwerke, Windräder sowie Millionen Strom- und Gaskunden sind ein erhebliches Portfolio für die Energiekonzerne.

Neben dem ohnehin harten Wettbewerb im britischen Strommarkt dürfte auch eine mögliche Abwertung des britischen Pfunds den Energieproduzenten Kopfzerbrechen bereiten.

Trotz der Risiken zeigte sich insbesondere E.ON (WKN:ENAG99) im vergangenen Jahr laut Wirtschaftswoche noch äußerst kämpferisch: „Wir bleiben in Großbritannien im Privatkundengeschäft und wollen dort wachsen“, sagte Konzernchef Johannes Teyssen. „Man muss schon eine gewisse Kampfbereitschaft gerade in solchen Märkten haben, und da muss man auch Wellen durchstehen.“

Kommt es zum Worst-Case-Szenario?

Die Zeit für einen geordneten Brexit wird immer knapper. Dass es zu einer für beide Seiten sinnvollen Lösung kommt, ist meiner Ansicht nach kaum noch vorstellbar, da die Positionen gegensätzlicher nicht sein könnten.

Auf der einen Seite steht die britische Premierministerin Theresa May in ihrer konservativen Partei unter Beschuss, einen harten Brexit durchzusetzen. Auf der anderen Seite wird die EU, vertreten durch ihren Chefunterhändler Michel Barnier, kaum zu größeren Zugeständnissen beim Zugang zum EU-Binnenmarkt und der Personenfreizügigkeit bereit sein. May steht also genau zwischen beiden Seiten. Setzt sich ihre Partei gegen sie durch, dürfte somit Großbritannien seinen Zugang zum Binnenmarkt verlieren.

Vor allem eine Freizügigkeit von Waren und Dienstleistungen ist für die EU ohne gleichzeitige Personenfreizügigkeit überhaupt nicht vorstellbar. Eine kleine Chance könnte aber für die deutschen Unternehmen doch noch bestehen.

Theresa May will nämlich um jeden Preis eine harte EU-Außengrenze zwischen Nordirland und der Republik Irland vermeiden, um nicht auch noch alte politische Konflikte anzuheizen. Bleibt diese Grenze offen, gibt es möglicherweise doch noch einen Lichtblick für den Marktzugang zwischen EU und Großbritannien, denn damit sollte gemäß der vier EU-Grundfreiheiten auch eine Mitgliedschaft in der Zollunion verbunden sein.

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Björn König besitzt Aktien von der Deutschen Bank und E.ON. The Motley Fool empfiehlt BMW.



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