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Wie man mit nur 100 Euro im Monat seine Finanzen komplett ändern kann

Dividende Dividendenrendite
Foto: Getty Images

Gut, ich kann keinem grollen, der denkt, dass die Überschrift zu diesem Artikel übertrieben ist. Wenn der Wocheneinkauf für eine vierköpfige Familie derzeit bei bis zu 200 Euro liegen kann, dann ist es natürlich alles andere als einfach, hier und da 100 Euro zurückzulegen.

Aber es gibt einen Grund, warum Einstein angeblich einst sagte, dass die größte Kraft im Universum der Zinseszins ist: wenn genügend Zeit und Regelmäßigkeit gegeben sind, können auch die kleinsten Mengen zu einem ordentlichen Topf anwachsen, um große Auswirkungen zu haben.

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Wie viel kann aus 100 Euro im Monat tatsächlich werden?

Die meisten Artikel würden an dieser Stelle die durchschnittliche jährliche Rendite des Aktienmarkts nehmen — zwischen 9 % und 10 % pro Jahr — und diese Zahl verwenden, um zu zeigen, dass es von nun an nur noch nach oben gehen kann.

Das ist zwar schön für illustrative Zwecke, aber ich möchte genau zeigen, wie das Geld über einen realen Zeitraum gewachsen wäre.

Nehmen wir an, Sie hätten im Januar 1970 damit begonnen, ein inflationsbereinigtes Äquivalent von 100 Euro pro Monat wegzulegen. Man hätte diese Pauschalsumme in den breiteren Aktienmarkt investiert (wir werden weiter unten erfahren, wie man das macht). So wäre diese Summe mit der Zeit gewachsen.

Chart vom Autor. Inflationsbereinigt und mit reinvestierten Dividenden

Mit Ende 2017 hätte diese einfache Anlagestrategie einen Ertrag von über 180.000 Euro gebracht. Auch wenn man mit dem Betrag nicht sorgenfrei in Rente gehen kann, wäre das doch sicherlich mehr, als der durchschnittliche Bürger am Ende des Berufslebens angespart hat.

Um den Wert der Zeit zu verstehen, sehen wir doch mal nach, wieviel der Betrag von 100 Euro über verschiedene Zeiträume gebracht hätte.

Hätte man vor x Jahren monatlich 100 Euro gespart… …hätte man nun:
45 (1972) 175.100 Euro
40 (1977) 150.600 Euro
35 (1982) 114.500 Euro
30 (1987) 80.400 Euro
25 (1992) 57.400 Euro
20 (1997) 40.500 Euro
15 (2002) 32.000 Euro
10 (2007) 21.400 Euro
5 (2012) 9.300 Euro

Quelle: Berechnungen des Autors. Beträge gerundet auf die nächsten 100 Euro.

Natürlich wäre es schön, mehr als 100 Euro zu sparen und zu investieren – aber das ist auch kein Kleingeld! Wenn man sich im Ruhestand an einen Auszahlungsrhythmus von 4 % im Jahr hält, könnte man mit 180.000 Euro im Jahr mit 7.200 Euro rechnen. In Kombination mit Sozialversicherung, Renten oder anderen Altersvorsorgeplänen und vielleicht noch Teilzeitarbeit, könnte dies genug sein, um sich aus dem Berufsleben zu verabschieden.

Die Macht des Zinseszins

Der eigentliche Schlüssel zu all dem ist die Kraft des Zinseszins. Einfach ausgedrückt bedeutet dies, dass man Zinsen auf die ursprüngliche Investition erhält. Und dann bekommen man Zinsen von den Zinsen, und immer so weiter.

Bereinigt um die Inflation ergibt sich eine Rendite von ca. 7 % pro Jahr. Das bedeutet, dass die 1.200 Euro, die man im ersten Jahr investiert, im zweiten Jahr 84 Euro mehr wert sind. Im dritten Jahr sind es dann noch einmal mehr — ungefähr 90 Euro –, weil die Zinsen vom vorhergehenden Jahr weiter wachsen. Das mag nicht nach viel klingen, aber im Laufe der Zeit kann das viel ausmachen.

So viel Geld würde man raushaben, wenn man beginnt, 100 Euro jeden Monat weg zu legen und beständig 7 % darauf zu bekommen (Vorsicht: Es wird auf keinen Fall so beständig werden).

In den ersten zwanzig Jahren sind die Auswirkungen des Zinseszins nicht allzu beeindruckend. Aber danach passiert das eigentliche Wachstum. Nach 50 Jahren hat man infaltionsbereinigt 60.000 Euro angespart – aber allein der Zinseszins hat in unserem Modell weitere 462.000 Euro obendrauf hinzugefügt!

Bin ich bereit, 100 Euro pro Monat zu investieren?

Unabhängig vom Alter muss man sich jedoch über ein paar Dinge im Klaren sein, bevor man bereit ist, 100 Euro pro Monat zu investieren. Erstens muss man einen Notfallfonds aufbauen, damit die Lebensbedürfnisse im Notfall mindestens für drei Monate gedeckt sind. Dann müssen alle Verbindlichkeiten abgezahlt sein, vor allem Kreditkartenschulden. Wer das nicht zuerst tut, gräbt sich ein Loch, aus dem er sich nur noch schwer befreien kann.

Beispiel Kreditkarten. Derzeit liegt der durchschnittliche Zinssatz für ein unbezahltes Kreditkartenguthaben bei über 16 %. Das bedeutet, dass der Saldo von 1.000 Euro, der noch abbezahlt werden will, bis zum nächsten Jahr 1.160 Euro betragen wird, wenn man nichts unternimmt. Entscheidend ist, dass der Aktienmarkt – im Durchschnitt – 10,8 % pro Jahr erwirtschaftet. Das bedeutet, obwohl die Investition von 1.000 Euor bis zum nächsten Jahr auf 1.108 Euro anwachsen könnte, werden Ihre Schulden trotzdem schneller steigen!

Auch wenn es mathematisch nicht der effizienteste Weg ist, sich von Kreditkartenschulden zu befreien, hat sich doch Dave Ramseys Schulden-Schneeballmethode als besonders effektiv erwiesen. Die Idee ist, dass man als erstes die Kreditkarte mit dem kleinsten Schuldensaldo abarbeitet und sich dann weiter nach oben, zu den größeren Beträgen, vorarbeitet. Das hat psychologische Vorteile und gibt einem die Kraft, weiterzumachen.

Was den Notgroschen betrifft, muss man verstehen, wie man seine Anlagen schützen will. Meistens brauchen Menschen den Notgroschen, weil sie ihren Job verloren haben. Und in den meisten Fällen verlieren viele Menschen ihren Arbeitsplatz etwa dann, wenn es in der Wirtschaft nicht gut läuft. Und die läuft meist dann nicht gut, wenn – Überraschung! – die Börse schwächelt.

Wenn man also seine Investitionen anzapfen muss, um die Miete zu zahlen oder Lebensmittel zu kaufen, wird man gezwungen sein, seine Aktien zum Tiefststand zu verkaufen. Erholen sie sich dann, ist man nicht mehr an der Rallye beteiligt. Hat man aber einen Notfallfonds eingerichtet, kann man sich ohne allzu große Panik die nächsten Schritte überlegen.

Wo kann ich mein Broker-Konto einrichten?

Als nächstes muss man sich mit dem Einrichten eines Investmentkontos befassen. Weil man nur 100 Euro im Monat investiert, wird man die Transaktionskosten so weit wie möglich senken wollen. Dies kann man auf zwei Arten tun: entweder mit einem Discount-Broker, oder man wartet und kauft nur alle zwei oder drei Monate seine Aktien.

Extrem günstige Broker wie Robinhood ermöglichen es einem, Trades ohne jegliche Kosten zu tätigen. Es gibt jedoch einige Einschränkungen, weil man über diese Plattform nicht alles kaufen kann.

Ich hingegen wende mich an Ally Financial (WKN:A1W2MF), um Aktien zu kaufen. Die Online-Firma verlangt 4,95 US-Dollar pro Trade. Wenn ich jeden Monat eine Aktie oder einen Fonds mit 100 Euro kaufen würde, würden Gebühren 4,95 % meines Investments verschlingen – ein ziemlich hoher Prozentsatz. Wenn ich dagegen nur einmal alle drei Monate kaufen würde – mit dann 300 Euro – würden die Kosten bloß nur noch 1,65 % meiner Mittel verbrauchen.

Wir haben unser eigenes Fool.com Broker Center eingerichtet mit Optionen, die auch spezielle Angebote anbieten. Am Ende lohnt es sich, jede Seite zu besuchen, um festzustellen, welche Plattform einem am meisten zusagt, immerhin wird man sie oft und regelmäßig benutzen müssen.

Welche Art von Konto soll ich eröffnen?

Sobald man ein Brokerage-Konto ausgewählt hat, kann man sich anmelden. Beim Ausfüllen der Unterlagen wird man gefragt, welche Art von Konto man eröffnen möchte. Ich schlage vor, darüber nachzudenken, ein steuergünstiges Rentenkonto einzurichten.

In den USA sind die beiden am weitesten verbreiteten Rentenkonten die traditionellen IRAs und die Roth IRAs. Bei beiden darf man 5.500 US-Dollar pro Jahr einzahlen (6.500 US-Dollar, falls man schon über 50 ist), aber das sollte kein Problem sein, da man derzeit ohnehin nur einen Betrag von 100 Euro oder Dollar im Monat investieren will.

Geld im herkömmlichen IRA ist sofort steuerlich absetzbar, was bedeutet, dass die 1.200 US-Dollar, die man im Laufe eines Jahres einsetzet, im Moment die Einkommenssteuern senken werden. Wenn man dann im Ruhestand das Geld auszahlt, muss man dann die Steuern zahlen – auch wenn in den meisten Fällen die Steuerklassen im Ruhestand niedriger sind als noch während des Berufslebens. Es sollte auch beachtet werden, dass es eine Strafe von 10 % gibt, wenn man Geld abhebt, bevor man 59,5 Jahre alt ist.

Mit Roth IRAs erhält man keinen unmittelbaren Steuervorteil. Das gesamte Wachstum und alle Ihre Auszahlungen im Ruhestand sind jedoch völlig steuerfrei. Als Bonus kann man die Einlage jederzeit herausnehmen, ohne eine Strafe zahlen zu müssen. Wenn Sie mehr als diesen Betrag abhebt – wenn man also einen Teil des Geldes entnimmt, das die Roth IRA für einen erwirtschaftet hat – zahlt man eine Strafe von 10 %.

Für die USA gilt: Was auch immer man tut, ist es nicht verkehrt, den Betrag, den man an Steuern wird zahlen müssen, so gering wie möglich zu halten.

Gute Anlagen

Es gibt wahrscheinlich so viele Anlage-Stile auf der Welt wie es Investoren gibt. Allerdings unterscheiden die sich dann nur noch marginal, man kann das schon ein bisschen generalisieren. Im weitesten Sinne kommt es auf die Ziele an.

  • Growth Investing bedeutet, dass man Aktien oder Fonds kauft, weil man überzeugt ist, dass der Gesamtpreis nach oben steigt und das Potenzial nicht begrenzt ist.
  • Value Investing wird auch deshalb durchgeführt, weil man überzeugt ist, dass der Preis einer Aktie (oder eines Fonds) weiter steigen wird, aber nur bis zu einem bestimmten, vorher festgelegten Punkt.
  • Die Einkommensanlage (Income Investing) konzentriert sich mehr auf die vierteljährliche Dividendenzahlung, die man aus dem Besitz von Aktien erhält, und ist nicht so sehr auf den Gesamtpreis ausgerichtet.

Außer in Aktien kann man sein Geld auch in Investmentfonds investieren, die tendenziell hohe Gebühren haben und eine unterdurchschnittliche Wertentwicklung aufweisen, oder in Exchange Traded Funds (ETFs), die niedrigere Gebühren haben und in der Regel der Marktentwicklung entsprechen.

Da Sie wahrscheinlich ein Anfänger sind, der sich wohl erst einmal breit aufstellen will, denke ich, dass man für 100 Euro pro Monat mit dem Vanguard S&P 500 ETF (WKN:A1JX53) gut beraten ist. Man zahlt nur eine sehr geringe Aufwandsgebühr von 0,04 % pro Jahr, ist dafür den 500 größten Aktien in den USA ausgesetzt und erhalten eine bescheidene Dividendenrendite von 1,8 %. Die Aktien, in die man dabei investiert, reichen von Wachstumswerten wie Amazon.com bis hin zu langsam wachsenden Energieunternehmen wie Consolidated Edison. Diese Bandbreite an Anlagen erhöht auch die Sicherheit der Diversifikation Ihres Portfolios: Wenn eine Aktie um ein Vielfaches fällt, wirkt sich das nicht gleich katastrophal auf das Portfolio aus.

Man kann seine Ersparnisse jederzeit aufbessern

Was auch immer schon jetzt investieren kann, ist wichtig. Wem das Sparen von zusätzlichen 100 Euro pro Monat undurchführbar erscheint, dem gebe ich hier ein paar Ideen mit:

  • Überweisen Sie automatisch 100 Euro vom Gehalt auf ein Investmentkonto. Dann denkt man nicht einmal mehr darüber nach.
  • Einen Monat lang nicht mehr auswärts essen, nur noch zuhause. Da kommt einiges zusammen.
  • Auto stehen lassen, stattdessen ÖPNV nutzen.
  • Wer in der Woche 150 Euro oder mehr für Lebensmittel ausgibt – wie wir am Anfang des Artikels noch gesagt haben –, sollte nur noch einmal im Monat einen Großhändler wie Real (oder gar Metro, falls möglich) aufsuchen.

Man kann ab sofort dem Geld die Gelegenheit geben, sich zu vermehren. Sollten Ihre Ausgaben schrumpfen oder das Einkommen wachsen, kann man eventuell auch mehr als 100 Euro investieren. Dadurch gibt man seinem Geld die Möglichkeit zu wachsen und verkürzt die Zeit, um finanziell wirklich unabhängig zu sein.

Also nicht zögern, am besten noch heute mit dem Sparen und Investieren beginnen. Wie man sieht, können die Ergebnisse fantastisch sein.

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The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Amazon.

Dieser Artikel von Brian Stoffel erschien am 4.5.2018 auf The Ascent von Fool.com. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.



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