Das sollten private Investoren von Wagniskapitalgebern lernen
Andreessen Horowitz fand heraus, dass im Zeitraum zwischen 1985 und 2014 nur 6 % der Wagniskapitalinvestitionen für 60 % der Renditen verantwortlich waren. Knapp über 50 % der Investitionen stellten sich als Klogriffe heraus und bedeuteten einen teilweisen oder vollständigen Kapitalverlust für die Wagniskapitalgeber.
Die Renditen von Wagniskapitalgebern wurden in der Vergangenheit regelmäßig von einigen wenigen Ausreißern nach oben bestimmt.
Hinter sogenannten tail events steckt genau diese Überlegung: einige wenige Ereignisse haben großartige Auswirkungen – natürlich im positiven wie im negativen Sinne.
Meine Definition hält einem wissenschaftlichen Diskurs wohl nicht Stand, ist aber für unsere Zwecke und in meinen Augen völlig ausreichend. Und um ehrlich zu sein, könnte ich auch keine bessere Definition liefern. Daher will ich es hierbei auch belassen.
Diese tail events gibt es aber nicht nur bei Wagniskapitalgebern. Auch bei börsennotierten Unternehmen gibt es diese Art von tail events.
Wenn fünf Aktien für ein Viertel der letztjährigen Jahresrendite des S&P 500 verantwortlich waren, dann ist das ein tail event. Wenn Apple es schafft, innerhalb von zehn Jahren seinen Aktionären eine Verzehnfachung des Aktienkurses zu bieten, dann ist auch das ein tail event. Insbesondere dann, wenn der amerikanische Technologieindex NASDAQ 100 im selben Zeitraum nicht einmal eine Vervierfachung geschafft hat.
Das sind sicherlich nur die offensichtlichsten Beispiele. Die internationalen Börsen sind gespickt mit Geschichten von solchen tail events. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass auch die Zukunft welche bereithalten wird.
Als private Investoren profitieren wir von künftigen tail events aber nur unter einer Bedingung. Wir müssen uns trauen, in Unternehmen zu investieren, die für diese künftigen tail events stehen könnten.
Unternehmen, deren Umsätze im Vergleich zum künftig erwarteten adressierbaren Markt noch relativ überschaubar sind. Unternehmen, die schnell wachsen. Und natürlich Unternehmen, die bestimmte Risiken eingehen und die langfristige Wachstumschancen stärker gewichten als kurzfristige Gewinnzahlen.
Leider sind diese Unternehmen meistens bereits heute keine Schnäppchen. Zumindest nicht, wenn man übliche Bewertungsmaßstäbe wie Kurs-Gewinn-Verhältnisse oder Kurs-Buchwert-Verhältnisse zugrunde legt.
Aber auch dazu gibt es eine interessante Untersuchung von Hayden Capital, die die Top-Performer des S&P 500 im Zeitraum zwischen 1990 und 2009 betrachtet hat.
Innerhalb eines Jahres war die Veränderung der Bewertungskennzahlen (beispielsweise das Kurs-Gewinn-Verhältnis) der wesentliche Treiber der Kursperformance.
Betrachtet man allerdings einen Zeitraum von zehn Jahren, dann ist das Umsatz- und Gewinnwachstum für beinahe 90 % der Kursperformance verantwortlich.
Die hohen Bewertungen solcher Unternehmen sollten uns daher nicht immer abschrecken. Vorausgesetzt natürlich, das langfristige Umsatz- und Gewinnwachstum lässt die Bewertung nicht völlig irrsinnig erscheinen.
Aber Achtung, das ist alles andere als eine Aufforderung, blind in Unternehmen zu investieren, deren Aktien hoch bewertet sind. Denn, der Preis beim Kauf einer Aktie ist noch immer wesentlich für die eigene Performance. Zudem hat Hayden Capital bei ihrer Veröffentlich nicht angegeben, wie hoch denn die Bewertung zu Beginn des Untersuchungszeitraums bei den untersuchten Top-Performern gewesen ist.
Zum Schluss noch eine Lektion, die wir ebenfalls von Wagniskapitalgebern lernen sollten. Bei 50 % ihrer Deals liegen Wagniskapitalgeber daneben. Wir sollten daher auch bei unseren Investitionen mit Fehlern rechnen.
Diese Fehler werden uns nur dann nicht zum Verhängnis, wenn wir ein ausreichend diversifiziertes Portfolio aufbauen. Also nicht nur auf eines dieser Unternehmen setzen, sondern die Chancen und Risiken auf mehrere Möglichkeiten verteilen.
Diese Diversifikation hilft nicht nur dabei, die Risiken von Fehlern zu minimieren, sondern erhöht gleichzeitig auch die Chance, ein tail event zu treffen.
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Offenlegung: Sven besitzt Aktien von Apple. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Apple. The Motley Fool hat die folgenden Optionen: long Januar 2020 $150 calls auf Apple und short Januar 2020 $155 call auf Apple.