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Ist Netflix ein Kauf?

Foto: Getty Images

Video-Streaming-Veteran Netflix (WKN: 552484) hat seine Investoren kürzlich auf eine ganz schön wilde Fahrt geschickt. Kurz vor dem Bericht zum zweiten Quartal im Juli war der Aktienkurs in 52 Wochen um unglaubliche 171 % gestiegen. Aber das Unternehmen verfehlte seine eigene Abonnentenprognose und sofort bestraften die Marktteilnehmer die Aktie. Heute (30.07.2018) notiert Netflix mehr als 20 % unter den Höchstständen von vor drei Wochen.

Bedeutet dies nun, dass Investoren mit einem Abschlag von 20 % Netflix kaufen sollten oder ist es an der Zeit, deine immer noch beeindruckenden Gewinne des letzten Jahres mitzunehmen, um anderswo bessere Investments zu finden?

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Auf den ersten Blick müssen die Bären Recht haben.

Auf ein Jahr gesehen hat die Aktie nach wie vor eine Rendite von 82 % erwirtschaftet, so dass die Anleger über die Bewertung nachdenken sollten. Heute handelt die Netflix-Aktie zum 140fachen des 2017er Gewinns, zum 77fachen der 2018er Gewinnschätzung und nicht zu verschweigen zum 10,7fachen des letzten Jahresumsatzes sowie zum 32fachen des gesamten Buchwertes. Frage mich nicht nach den Cashflow-Kennzahlen, denn Netflix schreibt hier derzeit rote Zahlen.

Darüber hinaus steigen bullische Netflix-Investoren gerne nach extrem gestiegenen Abonnentenzahlen aus, um die verrückte Bewertung zu berücksichtigen.  Also, was bedeutet es, wenn selbst der letzte Rettungsanker zu kurz greift? Sicherlich sind wir in der Endphase von Netflix´s extremer Bewertung. Das Kartenhaus muss früher oder später wanken und zusammenfallen.

Warum die Verfehlung der Abonnentenziele meine Meinung nicht geändert hat

Der erste Blick erzählt selten die ganze Geschichte. In diesem Fall machen Netflix-Pessimisten aus einem sanften Hang einen Berg.

Ja, Netflix hat im zweiten Quartal seine internen Abonnenten-Wachstumsziele verfehlt. Als Aktionär fühle ich mich dennoch mit diesem Fehlschlag aus drei Gründen wohl:

1) Das Management hatte für das zweite Quartal einen Zuwachs von netto 6,2 Millionen Abonnenten erwartet. Er lag jedoch bei 5,2 Millionen. In der Nebensaison, während man weltweit mit der Fußballweltmeisterschaft um die Aufmerksamkeit der Verbraucher kämpfte, ist das aus meiner Sicht nicht so schlecht.

2) In der Gesamtbetrachtung, konnte Netflix seine weltweite Kundenbasis im letzten Jahr um 25,2 % steigern. Das Erreichen der Zielvorgabe hätte stattdessen zu einem Anstieg um 26,2 % geführt. Dies ist die Differenz zwischen den angestrebten 131,1 Millionen und dem tatsächlichen Ergebnis von 130,1 Millionen Nutzern. Dies zerstört kaum das Szenario, denn das Unternehmenswachstum bleibt auch nach diesem vermeintlichen schlechten Quartal gesund und beeindruckend.

3) Einige Unternehmen setzen ihre Zielvorgaben gern niedrig an, um Investoren mit einer großen Überraschung zu beeindrucken. Netflix behauptet, es anders zu machen, indem es stattdessen seine eigenen internen Zielvorgaben mitteilt. So rechnet das Unternehmen mit gelegentlichen Zielverfehlungen, die entweder über oder unter den Vorgaben liegen. Ich bin damit einverstanden.

Im Rückblick übertraf Netflix vor dem letzten Bericht in jedem der vergangenen vier Quartale seine Zielvorgaben. Die positiven Überraschungen reichten von 0,9 bis 2,03 Millionen, insgesamt also 5,99 Millionen mehr Neukunden als erwartet. Das Management hat sich diesmal mit seiner Prognose ein wenig übernommen, aber die aktuelle Neu-Abonnentenzahl für die letzten vier Quartale, liegt immer noch 4 Millionen über den offiziellen Zielvorgaben.

Was ist mit der verrückten Bewertung?

Was die gewinnorientierten Bewertungskennzahlen (z.B. Kurs-Gewinn-Verhältnis) betrifft, bin ich davon überzeugt, dass sie in den nächsten Jahren wieder auf ein vernünftiges Niveau sinken werden. Netflix treibt sein Ergebnis aufgrund seiner hohen Segment-Gewinnmarge im Inlandsgeschäft von 39 % und durch die Entwicklung der Geschäfte in den wichtigsten Weltmärkten, bereits durch die Decke.

NFLX Normalized Diluted EPS (TTM) Chart

Netflix´s normalisierte Gewinne je Aktie (TTM), Daten von YCHARTS.

Der freie Cashflow wird für ein paar Jahre negativ bleiben, da Netflix Milliarden ausgibt, um ein preisgekröntes Portfolio aus Originalinhalten für praktisch jedes Genre zu erstellen. Das bedeutet am Anfang hohe Investitionskosten, aber auch einige wichtige Vorteile. Netflix wird immer weniger vom Content-Lizenz-Kauf anderer Studios abhängig, die sich selbst gegen plötzliche Preiserhöhungen und andere Manöver absichern.

Die Original-Shows und -Filme bleiben langfristiges Netflix-Eigentum, so dass das Unternehmen von der Markentreue profitieren wird, die sich aus einer erstklassigen Mediathek ergibt – und die Rechnungen dafür sind bereits bezahlt. Die Idee ist, bis Anfang der 2020er Jahre zwischen den Barausgaben und dem Umsatzwachstum eine Balance herzustellen und dann werden die Kurs-zu-Was auch immer-Verhältnisse anfangen, Sinn zu ergeben.

Lange Rede kurzer Sinn: Netflix ist ein Kauf ohne Nachzudenken

Keine Kristallkugel ist perfekt (und wenn du eine davon hast, habe ich einige Geschäftsideen….). An dieser Aktie oder dem zugrunde liegenden Geschäft ist nichts auszusetzen und die rasante Wachstumsgeschichte geht weiter.

Alles in allem ist das Fazit glasklar: Ja, Netflix ist heute ein Kauf. Neue Investoren kaufen sich in den ersten Jahren in einen langlebigen Unterhaltungsriesen ein und diese 20 %-Korrektur ist einfach nur eine Kaufgelegenheit.

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Anders Bylund besitzt Netflix-Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Netflix-Aktien. 

Dieser Artikel von Anders Bylund erschien am 30.07.2018 auf Fool.com. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.



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