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Wie tief wird die Deutsche Post noch fallen?

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Foto: Getty Images

Es ist schon seltsam, aber gerade in den letzten Wochen erscheint es mir, als ob es unglaublich viele Unternehmen im DAX eiskalt erwischt. Ob im Bereich von Stahl, Banken oder Automobilen, überall scheint es zu kriseln.

Und jetzt auch die Deutsche Post (WKN: 555200).

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Dabei war sie in den letzten Jahren ein absoluter Star im DAX. Kurz zurückgeblickt, kann sich vielleicht noch manch einer erinnern, dass sie sich nach einem Tief um den 30. September 2011 herum innerhalb von nur 6,5 Jahren zum 19. Januar 2018 beinahe vervierfacht hat. Eine unglaubliche Rallye!

Doch dann kam ansatzlos eine Gewinnwarnung. Anleger reagierten geschockt und schickten die Aktie auf Talfahrt. Der Schlusskurs vom 13. Juli, dem vorläufigen Tiefpunkt seit dem Absturz, liegt gegenüber der zuvor genannten Spitze um satte 31,5 % tiefer. Ist die Talfahrt jetzt vorbei?

Gewinnwarnung als Überraschung

Ein Blick in den ersten Quartalsbericht von 2018 ließ zunächst keine besonders positiven oder negativen Emotionen aufkommen. Der Umsatz war, verglichen mit dem Vorjahresquartal, leicht negativ, aber nahezu gleichauf und die Umsatzrendite wie auch das EBIT stiegen geringfügig an. Der Gewinn nach Kapitalkosten sank signifikant von 487 Millionen auf 313 Millionen Euro und das Ergebnis je Aktie schrumpfte von zuvor 0,52 Euro auf 0,49 Euro. Als Gründe wurden jedoch Währungseffekte, Abschreibungen und die Erstanwendung des internationalen Buchhaltungsstandards IFRS 16 genannt.

Ein Punkt, der auffiel, war die erhöhte Nettofinanzverschuldung, die recht deutlich von 1.938 Millionen Euro auf 11.915 Millionen Euro gestiegen ist. Auch wurden in dem Bericht negative Einmaleffekte erwähnt, die einzelne Bereiche und ultimativ auch das EBIT belastet haben. Beide Punkte wurden wiederum grob mit dem neuen Buchhaltungsstandard IFRS 16 erklärt. Ansonsten wurden aber keine neuen Risiken identifiziert, Umsatz- und Ergebnisprognosen bestätigt und die künftigen Rahmenbedingungen weiterhin allgemein als positiv eingestuft. Kurz gesagt: Kein toller Bericht, aber auch keine Anzeichen zur Sorge.

Und dann kam sie doch, die Gewinnwarnung. Und was für eine: Rund eine Milliarde Euro weniger Gewinn wurden am 8. Juni 2018 als neue Zielvorgabe für das Jahr verkündet, das EBIT soll von den ursprünglich angepeilten 4,15 Milliarden Euro auf nur noch 3,2 Milliarden Euro sinken.

Es hat sich ausgescootert

Der Erfolg der Post in den letzten Jahren war für mich zu einem großen Teil der guten PR geschuldet. Es wurden viele interessante Ideen und scheinbar innovative Lösungen kommuniziert, allen voran der hauseigene Elektroscooter. Dieser kam genau zur richtigen Zeit. Als Tesla (WKN: A1CX3T) die deutschen Autohersteller in Sachen Elektrotechnik regelrecht vorführte, kam der Elektroscooter der Post fantasievoll an.

Die Großen der Branche konnten scheinbar noch keine passablen Lösungen präsentieren. Doch wenn ein No-Name-Unternehmen wie Tesla aus dem Nichts heraus einen ganzen Markt verändern konnte, warum sollte das die Post nicht auch hinbekommen? Und wenn die Technik sich gut entwickelt, bestünde doch eine hohe Chance, dass man dieses Unterfangen erfolgreich weiterveräußern oder in eine interessante Koalition mit einem der Großen der Autobranche einbringen könnte. Alles schien möglich.

Dazu kam auch der Vormarsch von Amazon (WKN: 906866), von dem der Paketversand massiv profitieren sollte.

Diese Ideen haben sich nun weitestgehend in Luft aufgelöst. In der Juli-Ausgabe des Manager Magazins wird in einem speziellen Beitrag zur Post erwähnt, dass die StreetScooter GmbH sich schon bald als „der nächste wirtschaftliche Flop“ erweisen könnte, insbesondere nachdem der zuvor zuständige Chef für diesen Bereich, Jürgen Gerdes, bereits einräumte, „dass die Post kein Autohersteller sein kann“. Auch Amazon nutzt seine Größe und seinen Einfluss, um die Margen im Paketdienst eher zu drücken. Mehr Arbeit also bei weniger Gewinn.

Und es gab auch andere Ideen. Den E-Postbrief, den Essenslieferservice „Allyouneedfresh“ und Paketdrohnen, um einige zu nennen. Soweit ich recherchieren konnte, wurde keine dieser Ideen so richtig ausgearbeitet und keine davon scheint derzeit genug Potenzial zu bieten, um das rückläufige Briefgeschäft und die sinkenden Margen im Paketgeschäft zu kompensieren.

Die Dividende

Mein persönliches Hauptinteresse liegt in aller Regel bei Aktien, die Dividenden zahlen, und die Post hat sehr ordentliche Dividenden gezahlt. Seit 2014 stieg die Zahlung kontinuierlich von 0,80 Euro pro Aktie auf 1,15 Euro im April dieses Jahres. Ein Anstieg von rund 43,75 %. Gemeinsam mit dem gestiegenen Aktienkurs ein absoluter Anlegertraum. Doch wird die Dividende halten?

Das ist wirklich schwer zu beantworten. Eine Kürzung wäre meiner Meinung nach der logische Schritt, denn das Unternehmen muss dringend investieren, um seine Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Dafür wären sicherlich mehr Mittel nötig, aber einen konkreten Plan scheint es hierzu noch nicht zu geben.

Die Post hat die KfW mit rund 20,6 % als Anteilseigner am Grundkapital. Da wird man zwar sicherlich Dividendenkürzungen skeptisch gegenüberstehen, doch insbesondere ausländische Investoren könnten auf eine Modernisierung des Unternehmens und entsprechende Investitionen drängen. Diese haben mittlerweile auch deutlich mehr zu sagen. Ein Blick auf die Aktionärsstruktur 2018 der Post offenbart, dass ein großer Teil des Unternehmens mittlerweile in ausländischer Hand ist. Neben der KfW sind nur noch rund 12 % der Post in der Hand von institutionellen Anlegern aus Deutschland. Der Rest ist quer international verteilt.

Verspieltes Vertrauen

Aus meiner Sicht haben die Post und das Management sehr viel Vertrauen verspielt und werden ordentlich Zeit brauchen, um sich von dem Kurssturz zu erholen. Ich weiß ja nicht, wie du das siehst, aber wenn ich im März noch höre, dass alles nach Plan läuft, und dann nur drei Monate später eine Milliarde Euro aus dem Plan gestrichen werden, dann sehe ich da mehr als Kommunikationsprobleme. Nachdem sich also die Hoffnungen der letzten Jahre als fehlgeleitet erwiesen haben, würde ich ein Investment erst mal abwarten, zumindest bis eine neue und überzeugende Strategie präsentiert wird.

Andererseits ist die Dividende, solange sie hält, gerade nach dem Kurssturz interessant, das Unternehmen ist in keiner akuten Gefahr und erwirtschaftet immer noch Gewinne. Spekulativ könnte man sich daher mit einer ersten Einlage positionieren. Du solltest dir dabei aber in jedem Fall deiner Risikotoleranz bewusst sein.

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Jakub Piwowarsk besitzt keine der erwähnten Aktien. John Mackey, CEO von Amazon-Tochter Whole Foods Market, sitzt im Vorstand von The Motley Fool. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Amazon und Tesla.



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