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Windkraft: Alles deutet darauf hin, dass ab 2020 die Post abgeht

Neue Siemens Offshore-Turbine 2016 Siemens Energy
Bildquelle: www.siemens.com/presse

Anleger, die bei Herstellern von Windturbinen engagiert sind, haben es nicht leicht. Auf die Euphorie über den Zuschlag zu einem Großprojekt folgt immer mal wieder die Ernüchterung einer monatelangen Auftragsflaute. Neue Rahmenbedingungen können jederzeit erhebliche Auswirkungen auf die Profitabilität haben. Nun zeichnet sich allerdings ab, dass auf die schwierige Übergangszeit ein neuer Boom folgen könnte.

Neue Märkte

Subventionsstopps und Regulierungsänderungen haben den Windturbinenherstellern zuletzt ordentlich zugesetzt. Standorte wurden geschlossen und Produktion in Niedriglohnländer verschoben, um die Kostenstruktur zu verbessern. Gleichzeitig wurden aber auch die Anstrengungen intensiviert, um neue geografische Märkte für die Windkraft zu öffnen.

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Es dauert etwas, bis die temporären Rückschläge in bisherigen Kernmärkten wie Deutschland, Spanien, Großbritannien und Indien kompensiert werden können, aber die Erfolge der letzten Monate sprechen für sich. Schon allein in den letzten Tagen wurden zum Teil riesige Aufträge aus Ländern gemeldet, die früher kaum eine Rolle gespielt haben:

Unternehmen Datum Baubeginn Auftragsgröße Land
Nordex (WKN:A0D655) 10.07. Okt 19 595 MW Brasilien
Siemens Gamesa (WKN:A0B5Z8) 11.07. Q4/2018 250 MW Südafrika
Vestas (WKN:913769) 12.07. Q4/2018 69 MW Serbien
Senvion (WKN:A2AFKW) 11.07. 1H/2019 50,4 MW Argentinien

Aber auch in den Hauptmärkten ist teilweise eine deutliche Wiederbelebung erkennbar. Hinzu kommt, dass der Offshoremarkt neuen Schub bekommen hat. Die praktisch subventionsfreien Zuschläge einiger Auktionen 2017 waren die beste Werbung. Seither ist das weltweite Interesse an dieser lange Zeit auf Europa beschränkten Technologie geradezu explodiert. In Ländern wie Taiwan, Korea, Japan, Indien, Australien, Brasilien und den USA sollen in den nächsten Jahren massiv Kapazitäten aufgebaut werden.

Schon in Kürze wird etwa der Staat New York Windfarmen im Umfang von 800 MW ausschreiben. In Taiwan kumulieren sich die vergebenen Projekte auf 3,8 GW. Siemens Gamesa hat Ende Juni verkündet, dass es den weltgrößten Offshorewindpark Hornsea Two mit 165 8-MW-Riesen beliefern wird. 2021 sollen die ersten Turbinen dafür installiert werden.

Neue Zuverlässigkeit

Ein wichtiger Faktor für den erwarteten neuen Boom ist sicherlich die erhebliche Steigerung der Zuverlässigkeit. Je höher und je länger die Rotorblätter, desto größer ist die Chance, dass sich auch an windarmen Tagen noch etwas dreht. Die Jahresleistung steigt daher überproportional mit der nominalen Kapazität, eine 4-MW-Anlage leistet damit über die Zeit erheblich mehr als zwei 2-MW-Anlagen mit kleinerem Rotor.

Mit schlauer Steuerungstechnik gelingt es auf der anderen Seite, dass an besonders windigen Tagen seltener wegen Überlastungsgefahr abgeregelt werden muss. Zudem werden bis Anfang des kommenden Jahrzehnts diverse Systeme und Technologien zur Steigerung der Zuverlässigkeit und der Systemeffizienz einsatzreif sein – dazu gleich mehr.

Neue Technologien

Schon heute werden regelmäßig Batteriesysteme als Puffer eingesetzt, wodurch die Leistung kontinuierlicher geliefert werden kann. Die Kosten dafür sinken rapide. Alternativ zur Batterie bieten sich auch schwungradbasierte Lösungen an. Ganz aktuell wird beispielsweise in Nordrhein-Westfalen ein System des Spezialisten Stornetic getestet, um ein „virtuelles“ Flächenkraftwerk zu stabilisieren.

Eine völlig andere Dimension stellt der sogenannte NordLink dar. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um ein langes Seekabel, das die komplementären Strommärkte von Norddeutschland und Norwegen koppelt. Dadurch kann jederzeit überschüssiger Windstrom mit bis zu 1,4 Gigawatt Leistung sinnvoll abgeführt werden, während bei Flaute sauberer Wasserkraftstrom importiert werden kann. Für 2020 ist die Inbetriebnahme vorgesehen.

Zudem werden die Netzbetreiber immer besser darin, die Nachfrage entsprechend des Angebots zu steuern. Wird besonders viel Windstrom in die Netze gespeist, dann werden automatisch Großverbraucher hochgefahren, darunter auch Anlagen zur Erzeugung von Wasserstoff und Methan, an denen aktuell intensiv geforscht und getestet wird. Diese werden nach meiner Überzeugung im kommenden Jahrzehnt eine bedeutende Rolle spielen. Im Juni hat etwa thyssenkrupp (WKN:750000) eine neue Power-to-Gas-Technologie vorgestellt, die besonders effizient und skalierbar sein soll.

Einen weiteren Treiber sehe ich in der Mehrfachnutzung der Farmen. Gerade auf dem Meer ist es eigentlich schade, dass die gigantischen Fundamente – das Gesamtgewicht einer einzigen Anlage samt Gondel liegt bei weit über 1000 Tonnen – jeweils nur für eine Turbine genutzt werden. Stattdessen könnte zusätzlicher Strom geerntet werden, indem man die Wellen- und Gezeitenkraft nutzt. Auch an Solarparks oder Fischzucht wäre zu denken. Ich bin sicher, dass den Ingenieuren in den nächsten Jahren etwas einfällt, das sich umzusetzen lohnt.

Ein neuer Boom

2020 wird noch nicht alles marktreif sein, aber bis dahin werden wir schon absehen, wohin die Reise geht. Die lange im Voraus geplanten Projekte werden dann mit neuen Parametern rechnen können – und das sollte zu langfristig gut gefüllten Auftragsbüchern führen. Dass die Regierungen unter Druck stehen, ihre Klimaziele für 2020, 2030 und 2050 zu erreichen, dürfte zusätzlichen Treibstoff liefern.

Mit dem traurigen Bild, das die Windkraftbranche 2017 abgab, hätte man fast auf die Idee kommen können, dass es nur noch bergab geht. Mittlerweile zeichnet sich jedoch ab, dass es sich nur um eine Delle handelte, die schon bald wieder in einen neuen Boom münden könnte.

Die zuverlässigere Erzeugung, die wirtschaftlicheren Speichertechniken, die intelligentere Nutzung von überschüssigem Strom und die mögliche Mehrfachnutzung werden ein entscheidender Schritt nach vorne sein, der nach meiner Einschätzung Politik und Investoren weltweit gleichermaßen überzeugen wird.

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Ralf Anders besitzt Aktien von Senvion und partizipiert über ein von ihm betreutes Indexzertifikat an der Aktienentwicklung von Siemens Gamesa. The Motley Fool empfiehlt Nordex.



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