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Ölpreise: Könnte der Iran den Ölpreis auf über 100 Dollar heben?

Pipelines mit Sonnenuntergang
Foto: Getty Images

Die Bedingungen am Ölmarkt haben sich in den letzten Monaten dramatisch verändert. Aus einem Überangebot an Öl hat sich ein Markt entwickelt, der Gefahr läuft, nicht mehr genug zu haben, um die wachsende Nachfrage zu befriedigen. Diese Verschiebung hat die OPEC kürzlich veranlasst, einige der Pumpen Monate früher als erwartet wieder einzuschalten. Angesichts der zahlreichen Versorgungsprobleme in der Branche, die sich mit dem Inkrafttreten der Sanktionen gegen den Iran im Laufe dieses Jahres noch verschärfen könnten, dürfte das jedoch nicht ausreichen. Im schlimmsten Fall könnte der Iran nach Ansicht einiger Analysten die Ölpreise deutlich in den dreistelligen Bereich ansteigen lassen.

Die Liste der Versorgungsprobleme wächst weiter

Nachdem der Markt in den letzten Jahren mit Öl überschwemmt wurde, verschob sich die Lage nun in Richtung eines Mangels. Das liegt zum Teil an der Planung, denn die OPEC und ihre Partner haben rund 1,8 Millionen Barrel pro Tag (BPD) zurückgehalten, was etwa 2 % der weltweiten Nachfrage entspricht. Jedoch haben neue Versorgungsprobleme auf der ganzen Welt mehr Öl vom Markt genommen, was dazu geführt hat, dass die Lagerbestände an Öl viel schneller als erwartet zurückgingen, was den Rohölpreis in diesem Jahr um 20 % auf das Niveau der 70er Jahre steigen ließ.

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In Kanada hat ein Stromausfall in der Syncrude-Anlage, deren Mehrheitseigentümer Suncor Energy (WKN:A0NJU2) ist, den Versorgungshahn von 360.000 BPD abgedreht, was etwa 10 % der Produktion des Landes entspricht. Anfangs dachte Suncor, dass Syncrude Ende Juli wieder voll laufen würde. Nun geht Suncor davon aus, dass die Produktion erst Anfang bis Mitte September wieder auf Hochtouren gehen wird.

Während Syncrude offline ist, gehen auch die Lieferungen aus Libyen zurück, wo weitere politische Unruhen die Schließung mehrerer Ölexporthäfen verursacht haben. Aus diesem Grund sagte der Chef der Ölunternehmen des Landes, dass “die Produktion heute 527.000 BPD beträgt, morgen wird sie niedriger sein, und nach morgen wird sie noch niedriger sein, und jeden Tag wird sie weiter sinken”. Dieses Produktionsvolumen entspricht nicht einmal der Hälfte dessen, was das Land erreichte, bevor Anfang des Jahres wieder Probleme ausbrachen.

Ebenso haben zivile Unruhen und wirtschaftliche Turbulenzen in Venezuela die Ölversorgung beeinträchtigt. Die Produktion im Land ist im letzten Jahr um 450.000 BPD bzw. 23 % zurückgegangen und könnte laut Analysten um weitere 500.000 BPD sinken.

Unterdessen hat das Perm-Becken keinen Platz mehr in seinen Ölpipelines und könnte nach Ansicht des führenden regionalen Produzenten Pioneer Natural Resources (WKN:908678) innerhalb der nächsten drei bis vier Monate an seine Kapazitätsgrenze stoßen. Aus diesem Grund lassen die Bohrer eine Rekordzahl von Bohrungen unvollendet, während andere ihr Bohrtempo verlangsamen. Pioneer Natural Resources glaubt, dass einige Produzenten sogar die Förderung einstellen müssen, weil dieses Öl bis zum nächsten Jahr, wenn neue Pipelines ans Netz gehen, nicht abtransportiert werden kann.

Iran: Die Wildcard auf dem Ölmarkt

All diese Versorgungsengpässe kommen zu einer Zeit, in der neue Sanktionen gegen den Iran verhängt werden, die das Land zwingen werden, seine Ölexporte zu reduzieren. Es ist unklar, wie sehr sich dies auf die Ölversorgung des Iran auswirken wird. Die meisten Analysten glauben, dass die Sanktionen 500.000 bis 1 Million BPD von den Ölmärkten entfernen werden, was überschaubar wäre, da andere OPEC-Mitglieder zugestimmt haben, ihre Produktion zu erhöhen, um diesen Verlust auszugleichen.

Wenn jedoch alle Länder die Sanktionen einhalten, könnten diese 2 bis 2,5 Millionen BPD vom Markt nehmen. Wenn es dazu kommen sollte – wenn iranisches Öl vollständig vom Markt verschwände – könnte das den Ölpreis auf mehr als 120 US-Dollar steigen lassen, so ein Analyst der US-amerikanischen Bank Merrill Lynch. Das liegt daran, dass die Industrie diesen Versorgungsausfall nicht ausgleichen kann, selbst wenn Saudi-Arabien mit voller Leistung pumpt.

Unterdessen hat der Iran gedroht, den Ölfluss aus dem Persischen Golf zu blockieren, indem er die Straße von Hormuz schließt. Das würde 17 Millionen BPD betreffen, die durch die Region schippern – etwa 20 % der weltweiten Ölnachfrage und 35 % des Ölhandels auf See. Dieses Szenario würde wahrscheinlich dazu führen, dass die Ölpreise durch die Decke gehen. Den Analysten von Global FX zufolge würde Rohöl schnell einen Preis von 160 US-Dollar pro Barrel erreichen, wenn der Iran diese wichtige Transportroute schließen würde. Ein anderer Analyst hält es für möglich, dass Rohöl auf einen Kurs von 250 US-Dollar pro Barrel steigen könnte.

Da jedoch die US-Marine in der Region stationiert ist, um die sichere Durchfahrt von Öltankern zu gewährleisten, wäre jeder Versuch des Iran, die Straße von Hormuz zu schließen, wahrscheinlich von kurzer Dauer. Dennoch könnte das Rohöl in den dreistelligen Bereich schießen, bis sich die Situation beruhigt hat.

Interessante Tage auf dem Ölmarkt

Der Druck auf die Ölversorgung hat in den letzten Monaten den Rohölpreis in die Höhe getrieben und viele Ölaktien mitgenommen. Diese Situation erhöht das Risiko für eine große Preisspitze durch die drohenden Sanktionen gegen den Iran, die bei Versorgungsengpässen noch mehr Öl vom Markt nehmen könnte. Dieses Szenario sollten die Investoren beobachten, denn obwohl ein Anstieg des Ölpreises ein Segen für die Ölaktien wäre, könnte es die Weltwirtschaft entgleisen lassen, besonders, wenn der Handelskrieg weiter eskaliert.

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The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

Dieser Artikel wurde von Matthew DiLallo auf Englisch verfasst und am 10.07.2018 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.



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