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thyssenkrupp nach der Ära Hiesinger: Auf was ich jetzt achte

Thyssenkrupp (WKN:750000) wird einen neuen Chef bekommen. Die Börse reagiert zunächst begeistert. Ob nun wirklich alles besser wird, muss sich jedoch erst noch zeigen. Ich werde erst einmal kritisch beobachten, wohin die Reise geht. Befreit von Ballast und mit einer weiterentwickelten Strategie könnte die thyssenkrupp-Aktie aber tatsächlich Flügel bekommen.

Viel erreicht und doch ungeliebt

Im Zuge der Finanzkrise ab 2007 brach der unfassbare Nachfragesog Chinas plötzlich ab. Stattdessen wurden die Weltmärkte mit Dumping-Stahl aus dem Reich der Mitte überflutet. Die aufgrund der neuen Marktgegebenheiten enormen Überkapazitäten hatten zahlreiche Werksschließungen zur Folge. Viele Tausend Arbeitnehmer wurden entlassen und die stolzen Stahlkonzerne waren am Rand des Niedergangs.

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Besonders hart hat es auch thyssenkrupp getroffen, die noch auf dem Höhepunkt des Booms Großinvestitionen in Amerika in die Wege leitete. Anfang 2011 wurde Heinrich Hiesinger zum Vorstandschef ernannt und schon im Mai legte dieser einen umfangreichen Restrukturierungsplan vor. Der war auch notwendig, denn es fielen Verluste in Milliardenhöhe an und Besserung im Marktumfeld war nicht in Sicht.

So wurde einiges an Tafelsilber verkauft, dem Konzern ein neues Image verpasst, die kapitalfressenden Amerika-Standorte abgestoßen und zuletzt das lange herbeigesehnte Joint Venture mit Tata Steel (WKN:A0X9H1) gegründet.

Nun, wo die großen Brocken aus dem Weg geräumt wurden, scheint thyssenkrupp für neues Wachstum gut aufgestellt zu sein. Hiesinger hat eine Menge erreicht. Wenn er jetzt nach getanem Werk wie angekündigt abtritt, hätte er durchaus Applaus verdient. Trotzdem haben sich vor allem die Großaktionäre regelmäßig öffentlich unzufrieden geäußert.

Was Hiesinger vorgeworfen wird

Ein Hauptargument der Kritiker ist, dass es mit dem Umbau des Konzerns nicht schnell genug voranginge. Sie stellen sich offenbar vor, dass thyssenkrupp ähnlich wie Siemens (WKN:723610) vorgehen sollte. Das würde beispielsweise bedeuten, die Aufzugssparte entweder abzuspalten, in ein Joint Venture einzubringen oder an die Börse zu bringen.

Es geht also darum, flexiblere Einheiten zu schaffen, die auf ihrem Gebiet Champions sind und auf eigenen Beinen schneller wachsen können als im Konzernkorsett. Gegen solche Aufspaltungswünsche hat sich Hiesinger jedoch gesträubt. Sein Anliegen war es vielmehr, Ruhe in den Laden zu bekommen. Über die bereits eingeleiteten Maßnahmen hinaus wollte er die Aufstellung des Konzerns lieber behutsam weiterentwickeln.

Ein anderer Punkt ist, dass man insgesamt den Eindruck bekommen konnte, dass alles etwas langsam vonstattengeht. Der Verkauf der amerikanischen Standorte hat sich ewig hingezogen, die Gewinnentwicklung dümpelt auf der Stelle, die Eigenkapitalausstattung bleibt fragil und auch der Tata-Deal brauchte eine gefühlte Ewigkeit. Ungeduldige Investoren konnten damit schlecht umgehen. Sie wollten schnellere beziehungsweise greifbarere Resultate sehen.

Worauf es jetzt ankommt

Was die Aufspaltung angeht, bin ich wie bereits in einem Artikel vom November 2017 argumentiert voll auf Hiesingers Seite. Die letzten Jahre waren aufreibend genug für alle Beteiligten, da muss man nicht gleich die nächste Sau durchs Dorf treiben. thyssenkrupp ist noch längst keine Gewinnmaschine wie Siemens. Die Münchener können sich die Dauerbaustelle locker leisten, die Essener nicht.

Jede Restrukturierung kostet erst mal eine Menge Geld, wobei der langfristige Rückfluss nicht einmal garantiert ist. Wenn der kommende Chef sich den Wünschen der Großaktionäre fügen würde, wäre das für mich eher ein Zeichen von Schwäche. Wichtig erscheint mir hingegen, dass es gelingt, wieder mehr Dynamik in das Geschäft zu bekommen. thyssenkrupp hat in den letzten Jahren eine Menge klasse Innovationen vorgestellt.

Ich denke dabei beispielsweise an fantastische Personenbeförderungssysteme und die Digitalisierungsinitiative gemeinsam mit Microsoft (WKN:870747) und Vodafone (WKN:A1XD9Z) sowie diverse Technologien für die Energiewende. Interessant sind auch bereichsübergreifende Innovationen, mit denen Hiesinger den Mehrwert des Konglomerats rechtfertigt.

Letztlich scheint aber kaum etwas davon bereits sichtbar zum Ergebnis beizutragen. Damit die thyssenkrupp-Aktie bei mir wieder weiter nach oben auf der Watchlist rückt, muss Hiesingers Nachfolger daher ein überzeugendes Konzept vorstellen, wie aus der vielversprechenden Saat auf absehbare Zeit viele Früchte tragende Bäume entstehen sollen.

Gerade jetzt nach dem Tata-Deal wäre für mich auch wichtig, dass thyssenkrupp eine klare Idee formuliert, für was das Unternehmen in Zukunft stehen will. Was ist der Kern des Ganzen und was die Klammer für die Segmente? Ich denke, der neue Chef kann bereits auf einer guten Grundlage aufbauen, um die Krupp-Ringe samt Thyssen-Bogen wieder zum Glühen zu bringen, aber diese Nuss muss er knacken. Von daher freue ich mich auf die Bilanzpressekonferenz im November, wo wir bestimmt ausführlich über den weiteren Kurs informiert werden.

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Ralf Anders partizipiert über ein von ihm betreutes Indexzertifikat an der Aktienentwicklung von Siemens. Teresa Kersten arbeitet für LinkedIn und sitzt im Vorstand von The Motley Fool. LinkedIn gehört zu Microsoft. 



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