Oho! Lufthansa-Aktie mit einem KGV von 4! Kaufen oder davonlaufen?
Beim Blick auf die derzeitige Bewertung der Lufthansa (WKN: 823212)-Aktie dürfte sich so mancher Anleger vor Verwunderung die Augen reiben. Einem 2017er Gewinn je Aktie in Höhe von 5,03 Euro steht lediglich ein Kurs von 20,55 Euro gegenüber. Das entspricht einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von gerade mal knapp über 4!
Doch sollte man hier zugreifen oder handelt es sich um eine Value-Falle? Lass uns dazu ein paar Foolishe Überlegungen anstellen.
Günstig!
Falls du nun hören willst, dass diese Bewertung absolut günstig ist, gibt es hierfür natürlich so manches plausibles Argument. Die Lufthansa ist profitabel, was das gegenwärtige Gewinnniveau aufzeigt. Auch innerhalb der letzten zwei Jahre konnten Gewinne deutlich über der 3-Euro-Marke je Aktie generiert werden. Das heißt, die Lufthansa ist nicht lediglich einmalig – beispielsweise durch Sondereffekte – in die Gewinnzone gerutscht.
Hinzu kommt, dass die Lufthansa im Rahmen der Air Berlin-Pleite so manches Filetstück der Pleite-Airline ergattern konnte. Das ist nicht nur kurzweilig erfreulich, sondern könnte auch langfristig dafür sorgen, dass die Lufthansa ihr globales Fluggeschäft kontinuierlich ausbauen kann und sie sich somit mehr Marktanteile sichern könnte.
Zumal, wie gesagt, ein ernstzunehmender Konkurrent nun nicht mehr existiert. Langfristig könnte daher einiges auf eine vielversprechende, wachstumsstarke Zukunft hindeuten. Was angesichts der günstigen Bewertung gleich doppelt attraktiv erscheinen könnte.
Davonlaufen!
Ganz so eindeutig ist die Sache nun allerdings nicht. Nicht umsonst hat die Lufthansa beispielsweise im Laufe des Jahres mehr als 30 % ihres Börsenwertes eingebüßt. Zugegebenermaßen nach einem sehr fulminanten Börsenjahr 2017.
Doch gegenwärtig gibt es so manche operative Baustelle, die der Lufthansa durchaus das Leben schwer macht.
Zum einen sind da die steigenden Ölpreise, die die Kosten der Airline in die Höhe treiben. Da es eine direkte Korrelation zwischen den Ölpreisen und den Kosten für Benzin als Treibstoffe für Flugzeuge gibt, sollten sich Investoren hier im laufenden Jahr auf etwas Gegenwind einstellen.
Zum anderen existieren auch kleinere Einzelprobleme. Ungewöhnlich viele Flugausfälle im laufenden Jahr drücken beispielsweise gegenwärtig die Stimmung. Die Lufthansa sieht sich zwar nicht in der Verantwortung für diesen Umstand, aber einen Reputationsschaden für die Airline könnte das in einem schlechten Szenario durchaus nach sich ziehen.
Außerdem dürfte die Integration der Air Berlin-Anteile ebenfalls zumindest kurzzeitig die Ergebnisse belasten. Selbst dieser eigentlich positive Aspekt könnte sich daher zunächst als Belastungsfaktor herausstellen.
Als wäre all das noch nicht genug, belasten natürlich auch globale Wirtschaftssorgen. Der pöbelnde Präsident Trump ist derzeit ja bekanntlich auf Konfrontationskurs mit so manch anderer Wirtschaftsmacht. Sofern sich dieser beginnende Handelskrieg ausweitet und die globale Konjunktur in eine Rezession stürzt, werden einige Menschen womöglich ihre kurz- bis mittelfristigen Urlaubspläne auf Eis legen. Nicht jeder wird schließlich gänzlich abgebrüht in den Urlaub fahren, wenn der eigene Job aufgrund wirtschaftlicher Turbulenzen womöglich auf der Kippe stehen könnte.
Foolisher Schlussstrich
Unterm Strich lässt sich daher festhalten, dass die Aktie der Lufthansa angesichts eines niedrigen einstelligen KGV definitiv günstig erscheint, keine Frage. Zumal die Lufthansa in der jüngeren Vergangenheit der Profiteur der Air Berlin-Pleite gewesen sein dürfte.
Nichtsdestoweniger existieren aber auch einige Faktoren, die die Euphorie in Anbetracht der günstigen Bewertung bremsen könnten. Sofern du also ernsthaftes Interesse hast, solltest du dich zumindest mit den Auswirkungen der gestiegenen Ölpreise sowie des aufflammenden Handelskriegs beschäftigen. Erst wenn trotz dieser Belastungsfaktoren dein persönliches Fazit im Bezug auf das Papier positiv ausfällt, könnte die Aktie der Lufthansa wirklich interessant für dich sein. Der kurze Blick auf das KGV reicht für diese Beurteilung jedoch nicht aus.
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Vincent besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.