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Was es bedeutet, dass BMW den Batteriezellenhersteller CATL nach Deutschland bringt

BMWi Vision Dynamics. (09/2017)
© Copyright BMW AG, München (Deutschland)

BMW (WKN:519000) holt mit einem Großauftrag einen großen chinesischen Batteriezellenhersteller nach Deutschland. Ein großer Produktionsstandort soll im Raum Erfurt entstehen. Dadurch ergeben sich einige interessante Implikationen für die gesamte Automobilbranche, die Anleger bei ihren Investmententscheidungen berücksichtigen sollten.

Die Hintergründe des Deals

CATL (noch ohne WKN), das steht für Contemporary Amperex Technology Co Ltd., ist der noch vor BYD (WKN:A0M4W9) führende chinesische Batteriezellenhersteller. Vor wenigen Wochen hat das Unternehmen den Börsengang gewagt. Gestartet mit 25 Yuan Renminbi ist der Kurs auf über 70 hochgeschossen. Das mag zwar etwas übertrieben wirken, aber der neueste Deal mit BMW nährt den Optimismus, nachdem bereits im Mai ein Liefervertrag mit Daimler (WKN:710000) verkündet wurde.

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CATL ist ein Spin-off von TDK (WKN:857032), der japanischen Mutter der früheren Siemens-Tochter Epcos. Passenderweise ist die deutsche Niederlassung in München angesiedelt, wo sowohl Siemens (WKN:723610) als auch BMW ihren Sitz haben.

Dadurch dass das Unternehmen heute als komplett chinesisches Unternehmen agieren kann, genießt es Marktbeobachtern zufolge volle staatliche Rückendeckung für die Expansion. Da China weiterhin der mit großem Abstand bedeutendste Absatzmarkt ist, musste sich CATL bisher allerdings nicht groß um die Internationalisierung kümmern.

Aber die Lage dürfte sich in den kommenden Jahren ändern. Im Interview mit dem Handelsblatt verriet BMW-Chef Harald Krüger, dass die 2021 kommenden Elektromodelle „i4“ und „iNEXT“ mit CATL-Zellen ausgestattet werden. Bis dahin wird die angekündigte Gigafactory bei Erfurt voraussichtlich längst in Betrieb sein.

CATL ist jetzt in der Pole-Position

Über die letzten Monate gab es zwei Meldungen von deutschen Zulieferern über Joint Ventures mit einem chinesischen Batteriezellenhersteller. Ehrlich gesagt hätte ich mich fast vertan, denn das Kürzel des Partners ist zum Verwechseln ähnlich: CALB. Diese wird allerdings vom chinesischen Flugzeugkonzern AVIC kontrolliert.

Sowohl Continental (WKN:543900) als auch ElringKlinger (WKN:785602) wollen auf Basis dieser Zellen Batteriesysteme bauen und vertreiben. Letztere haben mit dem Start-up Sono Motors auch schon einen ersten Kunden gemeldet. Auch wenn deren Solar-Elektromodell bereits über 5000 Vorbestellungen feiert und CALB seit Anfang 2016 eine Niederlassung samt Lager im Raum Stuttgart betreibt, müssen die schweren Zellen erst mal von Asien nach Europa geschifft werden.

Sobald die lokale CATL-Produktion steht, dürfte der Marktführer deutlich im Vorteil sein. Von daher stellt sich die Frage, ob CALB mit seinen Partnern ebenfalls den Schritt in eine eigene europäische Produktion wagen wird.

Der Wettbewerb intensiviert sich

Lange wurde diskutiert, wie Europa kurzfristig eigene Batteriezellfabriken errichten kann, um den erwarteten Nachfrageschub wettbewerbsfähig abdecken zu können. Vor allem die Autobauer tun sich schwer bei dem Thema und auch Bosch ist ausgestiegen. So wird das Feld den Asiaten überlassen: Noch in diesem Jahr soll das polnische Werk von LG Chem (WKN:659109) eröffnet werden. Samsung SDI (WKN:923086), SK Innovation (WKN:A0MV9D) und GS Yuasa (WKN:A0B9FC) zieht es nach Ungarn.

Weitere Markteintritte von asiatischen Wettbewerbern sind geplant. So wie es aussieht, haben die nicht vor, sich das Geschäft von Europäern streitig machen zu lassen. Ob es für das Start-up Northvolt aus Schweden und das Konsortium TerraE aus Deutschland – aber eben auch CALB – dann noch Platz gibt, ist fraglich.

Die Autohersteller fügen sich

Die meisten Autobauer scheinen sich damit abgefunden zu haben, die Herstellung der Zellen in asiatische Hände zu geben. Weil der Kostenanteil der Batterien im fertigen Auto sehr hoch ist, fürchten Marktbeobachter, dass ihnen so nicht nur viel eigene Wertschöpfung entgehen wird, sondern auch ein Abhängigkeitsverhältnis entsteht.

Die BMW-Verantwortlichen argumentieren allerdings, dass durch die eigenen Forschungsanstrengungen, die eigenen Rohstoff-Lieferverträge und den Ausbau der Fertigungskapazitäten für Batteriepacks genug Kompetenz und Wertschöpfung unter dem eigenen Dach bleiben.

Ich denke, das ist die richtige Strategie, denn nicht nur Bosch erscheint das Risiko eigener Investitionen zu hoch. Batteriezellen, das ist ein Thema, das stark an Solarzellen erinnert, und da hat Deutschland ziemlich schlechte Erfahrungen gemacht. Gerade Bosch weiß sehr genau, was es bedeutet, sich in solch einer Produktkategorie mit Chinesen und Koreanern anzulegen.

Wichtig ist hingegen der Aufbau von eigenem Know-how, damit die Autobauer Einfluss auf die Zellchemie nehmen und sicherstellen können, dass sie die beste Technologie geliefert bekommen. Neben hohen Investitionen in eigene Labors gehören dazu auch Investitionen in forschende Spezialisten. Ganz aktuell hat beispielsweise Volkswagen (WKN:766403) 100 Mio. US-Dollar in die amerikanische QuantumScape investiert, während BMW vor einem halben Jahr den Schulterschluss mit Solid Power Battery gesucht hat.

Damit fühlen sie schon einmal vor, wie die nächste oder übernächste Technologiegeneration aussehen könnte. Bis dahin dürften sie mit ihren asiatischen Partnern gut bedient sein.

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Ralf Anders partizipiert über ein von ihm betreutes Indexzertifikat an der Aktienentwicklung von Continental, Siemens und TDK. The Motley Fool empfiehlt BMW, Daimler und ElringKlinger.



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