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3 Dinge über Geld, die kaum jemand weiß

Foto: Gettyimages

Die Schweizer haben am vergangenen Wochenende per Referendum abgestimmt, dass sie nicht vom gegenwärtigen Fiat-Geldsystem in ein Vollgeldsystem wechseln wollen. Am Ende war das Ergebnis sehr eindeutig, obwohl beide Seiten aus meiner Sicht sehr gute Argumente hatten.

Was ich bei den Diskussionen interessant finde, ist, wie überzeugt die jeweilige Seite von ihrem Standpunkt ist. Überraschend ist das wahrscheinlich nicht, denn wann ist es denn mal anders, wenn es um Religion oder Wirtschaft geht?

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Trotzdem bin ich der Meinung, dass etwas mehr Demut hilfreich wäre. Besonders bei der Diskussion um Geld erscheint es so, dass die Leute immer ganz genau wissen, wovon sie reden. Ich glaube, dass das nicht immer so ist, vielleicht sogar eher selten.

Hier habe ich zum Beispiel nur drei Dinge, die wahrscheinlich die wenigsten Menschen über Geld wissen. Sie könnten trotzdem hilfreich für das Verständnis sein, was Geld bedeutet, wo es herkommt und welche Konsequenzen ein bestimmtes Geldsystem haben kann.

1. Dass Geld erfunden wurde, um den Handel zu vereinfachen, ist ein Mythos

In seinem weltverändernden Buch Der Wohlstand der Nationen räsoniert Adam Smith, dass Bargeld erfunden wurde, um den Handel zu erleichtern, damit man nicht ständig Ziegen gegen Weizen tauschen muss oder Äxte gegen Wein. Denn man hat ja nicht immer parat, was der andere zufällig haben möchte, um ihm zu geben, was er braucht. So lernt man es heute in der Regel auch während des Wirtschaftsstudiums und liest es in den zugehörigen Büchern. Es klingt einleuchtend.

Aber das ist nicht mehr als ein sich sehr hartnäckig haltender Mythos.

Der Anthropologe David Graeber von der London School of Economics hat sich die Geschichte über Tausende von Jahren in Sachen Schulden und Geld auf der ganzen Welt angeschaut und die Erkenntnisse in seinem Buch Schulden. Die ersten 5.000 Jahre festgehalten. Laut seinen Erkenntnissen gibt es keine historischen Indizien, die für diese These sprechen. Im Gegenteil gibt es einige Indizien, die für eine ganz andere, weniger harmlose These sprechen. Geld wurde erfunden … um Kriege zu finanzieren.

Die Grundidee dahinter war die folgende: Wenn die Stadtstaaten ihre Soldaten aussandten, um neue Gebiete zu erobern, mussten sie diese irgendwie mit Nahrung und Ausrüstung versorgen. Je größer die Armee ist und je weiter diese vordringt, desto schwieriger ist das. Es sei denn, man bringt die Bevölkerung dazu, das direkt vor Ort zu erledigen. Und wie kann man das erreichen? Ganz einfach: Man gibt den Soldaten einfach Goldmünzen mit und verlangt dann von der Bevölkerung Steuern und Abgaben, die sie in genau dieser Währung bezahlen sollen. Ziel erreicht.

Diese These ist umso glaubhafter, da es in der Geschichte gleich mehrere Beispiele dafür gibt. Graeber zeigt zum Beispiel, dass die Münzprägung nicht nur in drei komplett unterschiedlichen Regionen der Welt – Kleinasien (große Teile der heutigen Türkei), Indien und China – erfunden wurde. Interessanterweise ist dies praktisch komplett unabhängig voneinander zur ungefähr gleichen Zeit passiert – um rund 700 vor Christus. Und zwar in allen drei Fällen zu genau demselben Zweck. Nicht, um den Handel zu erleichtern, sondern um kriegerisches Treiben zu ermöglichen.

2. Der erste Angriff auf den Goldstandard beim US-Dollar kam nicht von US-Präsident Nixon im Jahr 1971 , sondern von US-Präsident Roosevelt im Jahr 1933

Die Fürsprecher des Goldstandards bzw. einer harten Währung verweisen immer auf das Jahr 1971. In diesem Jahr brach Präsident Nixon das Bretton-Woods-Abkommen. Vorher wurde anderen Ländern zugesichert, dass sie ihre US-Dollar-Bestände jederzeit gegen Gold zum festgelegten Kurs von 35 US-Dollar pro Unze eintauschen könnten. Dies ist seit dem Jahr 1971 Geschichte.

Diese Entwicklung wurde jedoch schon 40 Jahre zuvor ermöglicht.

David Stockman schreibt in seinem Buch The Great Deformation über eine historische Tatsache, von der aber kaum jemand weiß. Der Goldinhalt des US-Dollars wurde im Jahr 1832 auf 20,67 US Dollar pro Unze festgelegt. Das hatte über 100 Jahre Bestand, bis ins Jahr 1933.

In diesem Jahr gab Präsident Roosevelt laut Stockman nicht nur die Anweisung, alles von privaten Haushalten und Unternehmen gehaltene Gold zu konfiszieren, sondern er nahm auch das sogenannte Thomas-Amendment an. Diese Gesetzesänderung erlaubte es, den Goldinhalt des Dollars um fast die Hälfte zu reduzieren. Damit hatte Roosevelt die Aktion von Nixon vier Jahrzehnte später erst möglich gemacht.

Allerdings waren diese beiden auch nicht die Ersten, die auf die Idee gekommen sind, den Goldstandard infrage zu stellen. Die Bank of England kam ihnen nämlich zuvor, als sie genau das mit ihrer Währung im Jahr 1931 tat.

3. Keinen Goldstandard zu haben, könnte erfreuliche Konsequenzen haben

Ich muss zugeben, dass mir unser Fiat-Geldsystem auch nicht zu 100 % geheuer ist, nicht zuletzt aufgrund der Gelddruckorgien der Zentralbanken in den letzten zehn Jahren.

Allerdings könnte das Abrücken vom Goldstandard historisch gesehen sogar erfreuliche Konsequenzen haben. Graeber erörtert in seinem oben erwähnten Buch nämlich nicht nur, dass auf Gold basierende Geldsysteme deshalb entstanden, damit Staaten ihre Kriege finanzieren konnten. Sondern er stellt auch fest, dass in friedlicheren Zeiten eher ein kreditbasiertes Geldsystem verwendet wird.

Graeber schlägt vor, die eurasische Weltgeschichte in vier Epochen zu unterteilen:

a) Die ersten Agrarreiche (um 3500 bis 800 v. Chr.) – in diesem vergleichsweise friedlichen Zeitalter herrschte ein virtuelles, kreditbasiertes Geldsystem vor.

b) Achsenzeit (800 v. Chr. bis 600 n. Chr.) – Münzgeld wird erschaffen und brutale Kriege werden geführt, nicht nur vom Römischen Reich.

c) Mittelalter (600 bis 1450 n. Chr.) – Es gibt eine Rückkehr zu einem kreditbasierten Geldsystem. Im Vergleich zur Achsenzeit und zum darauf folgenden Zeitalter war das Mittelalter – entgegen der wahrscheinlich allgemeinen Vorstellungen – eine relativ gesehene friedliche Zeit.

d) Das kapitalistische Zeitalter (1450 n. Chr. bis ???) – Man erlebt eine planetarische Rückkehr zu gold- und silberbasierten Geldsystemen, einhergehend mit der äußert brutalen Kolonialisierung großer Teile der Welt durch die Europäer.

Nun kann man argumentieren (Graeber tut das auch), dass das Jahr 1971 das Ende des letzten Zeitalters bedeutete. In diesem historischen Kontext befinden wir uns gerade inmitten eines großen Umbruchs. Wir können nicht wissen, wohin die Reise gehen wird. Aber vielleicht ist der Übergang in ein kreditbasiertes Geldsystem für die Menschheit gar nicht so schlecht?

Was macht man nun mit diesem Wissen?

Meine Erkenntnis aus diesen drei Punkten ist, dass es sehr schwierig ist, die Konsequenzen eines bestimmten Geldsystems einzuschätzen. Und ich glaube, das kann man verallgemeinern. Manche Leute glauben, dass es eine bestimmte Lösung für ein Problem gibt – wie zum Beispiel für die Eurokrise –, die allen anderen möglichen Lösungen überlegen ist. Und diese Leute haben auch immer sehr schlüssige, nachvollziehbare Argumente.

Die hatte Adam Smith jedoch auch. Und welche Gründe hätte er gehabt, anders zu denken? Trotzdem scheint er mit seiner These zur Entstehung des Geldes unrecht zu haben.

Das sollten wir im übertragenen Sinne auch als Anleger im Kopf behalten. Wir können niemals mit Sicherheit sagen, wie die Zukunft aussehen wird. Eine Investitionsthese kann noch so schlüssig sein und überzeugend klingen – wir können niemals wissen, ob sie aufgehen wird. Wenn wir mit dieser Demut an unsere Investitionen herangehen, dann investiert es sich auch leichter – und risikoärmer, weil wir nicht zu viel Geld auf ein sehr vielversprechendes Pferd setzen, das am Ende zu viel für uns verliert.

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