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Rekordjagd des TecDAX: Darum wird jetzt die Luft dünn

Abhebendes historisches Sportflugzeug
Bild: Ralf Anders

Während beim DAX die Diskussionen anhalten, ob wir uns wohl in einem Bullen- oder Bärenmarkt befinden, hat der TecDAX schon längst wieder neue Hochs erklommen. Da habe ich mir die Frage gestellt, was die Technologiewerte treibt, und ob es so noch lange weitergehen kann.

Die außergewöhnliche Performance

Hier bei The Motley Fool raten wir regelmäßig, sich nicht nur die bekannten Dickschiffe anzuschauen, sondern auch gezielt nach attraktiven Nebenwerten zu fahnden, die oft größeres Potenzial haben. Zum aktuellen Stand sind die Chancen gut, mit einer solchen Strategie den DAX zu schlagen. Denn während der Bluechip-Index seitwärts läuft, ist der TecDAX im laufenden Jahr mit 9 % im Plus. Auf Sicht von zwölf Monaten sind es +29 % gegenüber nur 2 % beim DAX.

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Getrieben wird der Index von Unternehmen wie Nemetschek (WKN:645290), die allein über die letzten drei Monate schon wieder um 45 % zugelegt hat, Sartorius (WKN:716560), die in sechs Monaten um 63 % gestiegen ist, AIXTRON (WKN:A0WMPJ), deren Aktionäre ein Plus von 152 % auf Jahressicht feiern dürfen, S&T (WKN:A0X9EJ), bei der es sagenhafte +890 % innerhalb von fünf Jahren sind und schließlich die unermüdliche Cancom (WKN:541910), deren Aktie über die letzte Dekade um 2.798 % hochgeschossen ist.

Zwar waren zwischen Ende Januar und Anfang April auch im TecDAX mehrfach herbe Einbrüche zu verzeichnen, aber seither läuft eine wundersame Frühlingsrally, die uns die höchsten Kurse seit Einführung des Index am 24. März 2003 beschert. Das Momentum haben die Anleger also auf alle Fälle auf ihrer Seite, aber wie sieht es fundamental aus?

Die Bewertungen sind anspruchsvoll

Schon ein Blick auf die Dividendenrenditen legt nahe, dass die Kurse zu hoch sein könnten. Lediglich die drei Telekommunikationskonzerne schütten vernünftig aus. Acht Unternehmen verzichten komplett darauf und bei den anderen gibt nur zwischen 0,1 und 2,1 %. Allerdings wird im Tech-Bereich mehr Wachstumskapital benötigt, weshalb es in vielen Fällen sinnvoll sein könnte, einen großen Teil der Gewinne einzubehalten.

Beim 2017er-KGV sieht die Lage allerdings nur wenig freundlicher aus. Bei vier Aktien ist der Wert negativ und gerade mal bei sieben liegt er bei unter 25. Grob eingeordnet würde ich sagen, dass bereits für die 25 deutlich überdurchschnittliche Wachstumsaussichten notwendig sind, denn es entspricht zunächst nur bescheidenen 4 % Gewinn auf die Investition.

Bei 14 Indexmitgliedern übertrifft das KGV jedoch sogar die Marke von 30, und bei sieben die Marke von 50. Den Vogel schießen Qiagen (WKN:901626) und AIXTRON ab, bei denen es erstaunliche 172 und 193 sind.

Nicht besonders erbaulich ist auch der Blick auf die Substanz, also das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV). Einen soliden Wert unter 3 weisen nur sechs Aktien auf. Bei allen anderen ist die Eigenkapitaldecke eher dünn, besonders krass bei Highflyern wie Nemetschek und Sartorius, die mit einem KBV von 21 bzw. 17 bewertet werden – und ein Großteil des Eigenkapitals besteht dann auch noch aus stets kritisch zu betrachtenden Firmenwerten (Goodwill).

Die Wachstumsaussichten sind ungewiss

Um die vielfach sehr hohen Niveaus zu rechtfertigen, wären häufig 5-10 Jahre hohen Wachstums notwendig. Wenn das gelingt, dann schrumpfen über die Zeit die aktuell optisch übertrieben wirkenden Kennzahlen in Richtung eines vernünftiger wirkenden Bereichs, sodass sich neue Kurspotenziale eröffnen. Beispielsweise würde ich bei einer Aktie mit einem KGV von 50 und einem KBV von 10 über den Daumen gepeilt eine Verfünffachung des Gewinns bis etwa 2025 erwarten, bei dann weiterhin soliden Wachstumsperspektiven. Der heutige Kurs entspräche dann zehnmal dem Gewinn, sodass gute zweistellige Renditen zu erwarten wären.

Es ist daher entscheidend, eine langfristige Perspektive einzunehmen und seine Favoriten daraufhin abzuklopfen, ob ihre Marktstellung und Strategie eine außergewöhnliche Gewinndynamik über viele weitere Jahre hinweg zulassen. Lauern hingegen auf absehbare Zeit verstärkter Wettbewerb, Marktsättigung oder ein Nachfrageeinbruch, dann ist Vorsicht angesagt.

Unternehmen mit einer optisch besonders hohen Bewertung müssen also in vielerlei Hinsicht brillieren und immer wieder neue Wachstumsimpulse setzen, so wie es rückblickend etwa seit Jahren bei der umtriebigen Wirecard (WKN:747206) oder bei der Übernahmemaschine Nemetschek passiert. Ich denke, dass man auch heute noch auf Outperformer stoßen kann, aber die Luft wird sichtlich dünner. Insgesamt erwarte ich, dass der meines Erachtens höchstens leicht überbewertete DAX mittelfristig gegenüber dem aktuell noch Rekorde jagenden TecDAX im Vorteil ist.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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