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3 Gründe, warum man besonders heute nicht ETF-, sondern Stock-Picker sein sollte

Geschäftsmann mit Lupe untersucht Papier Bericht
Foto: Getty Images

Seit dem Jahr 2003 ist das in ETFs investierte Kapital um deutlich mehr als 20 % pro Jahr gestiegen. Aus gutem Grund, denn ETFs bieten jedem noch so kleinen Investor die Möglichkeit, an den historisch überdurchschnittlich hohen Renditen an der Börse zu partizipieren. Auch ich hatte bis vor kurzem ETF-Sparpläne für meine beiden jungen Töchter eingerichtet.

Das hat sich mit der Anfang des Jahres eingeführten Vorabpauschale geändert. Diese ist nicht nur kompliziert, sondern verschlechtert durch die Versteuerung noch nicht realisierter Gewinne die langfristigen Renditeaussichten für ETF-Sparer.

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Das ist jedoch eigentlich nur ein Grund, und um offen zu sein nicht einmal der gravierendste, der gegen das Investieren in ETFs und für das Investieren in einzelne Aktien spricht. Gerade heute gibt es mindestens drei noch bessere Gründe. Hier sind sie.

1. Mit ETFs investiert man auch in die (sehr) vielen Nieten an der Börse

Es gibt weltweit mehrere tausend verschiedene ETFs. Rund 3.600 davon investieren ihr Kapital in Aktien. Diese schneiden das Aktienangebot in alle möglichen feinwürfeligen Teile, so dass man mit ihnen entweder in die 30 größten Aktien in Deutschland, 2.000 der kleinsten Aktien in den USA oder alle möglichen weiteren Schnittmengen des globalen Aktienmarktes anlegen kann.

Eines haben sie dabei alle gemeinsam: Sie investieren in eine mehr oder weniger mechanisch festgelegte Auswahl an Aktien. Meist geschieht die Auswahl auf Basis eines Aktien-Indexes, womit praktisch blind in alle Aktien des Indexes investiert wird, sowohl in die Gewinner, als auch die Verlierer.

Die Anzahl der Verlierer ist dabei wohl gar nicht klein. Eine Studie des Hedge Fonds Blackstar Funds fand auf Basis von 8.054 an allen drei Hauptbörsen in den USA gehandelten Aktien zwischen den Jahren 1983 bis 2006 heraus, dass:

  • rund zwei von fünf Aktien eine negative Rendite brachten;
  • rund eine von fünf Aktien sogar mindestens 75 % ihres Wertes verlor;
  • der Mittelwert der 8.054 Renditen -1,06 Prozent betrug.

Wenn man einmal darüber nachdenkt: In einem enorm bullischen Zeitraum für US-Aktien waren diese im Durchschnitt eigentlich Geldvernichtungsmaschinen. Es ist überhaupt nicht gesagt, dass die nächsten 25 Jahre ähnlich bullisch für die Börsen werden. Und mit ETFs investiert man eben auch in die zukünftigen Nieten.

Dürfte es sich nicht lohnen zu versuchen, die Trefferquote zu verbessern? Ich meine ja.

2. Die demographische Entwicklung und zukünftige Rentenforderungen könnten einen Strich durch die ETF-Rechnung machen

Gestern habe ich zum ersten Mal eine sehr alarmierende Zahl erfahren. Rechnet man die Länder mit den sechs größten Rentenkassen (USA, Großbritannien, Japan, Holland, Kanada und Australien) mit Indien und China zusammen, ergab sich laut einer Analyse des Weltwirtschaftsforums schon im Jahr 2015 eine Rentenlücke von 70 Billionen US-Dollar.

Das ist kein Übersetzungsfehler. Diese Summeentspricht ziemlich genau dem Bruttoinlandsprodukt der gesamten Weltwirtschaft. Man müsste also die gesamte Weltwirtschaftsleistung für praktisch ein Jahr lang in die Pensionssysteme dieser acht Länder umleiten, nur um es diesen zu ermöglichen, ihren zukünftigen erwarteten Rentenverpflichtungen nachzukommen.

Diese Herausforderung wird durch die demografischen Verschiebungen nicht einfacher. Gab es in den OECD-Ländern im Jahr 1950 noch mehr als siebenmal so viele Menschen im Alter zwischen 20 und 64 Jahren als Menschen im Alter von 65 und mehr, soll dieses Verhältnis bis zum Jahr 2050 auf 2:1 schrumpfen. Ein Großteil der zukünftigen Verschiebung kommt schon in den kommenden Jahren auf uns zu, wenn sich die Baby-Boomer in die Rente verabschieden.

Nun frage ich mich: Wie kann unter diesen Umständen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten ein weltweites Wirtschaftswachstum erreicht werden, das auch nur annähernd dem der letzten Dekaden entspricht?

Übersetzt auf die Börse: Sollte man in der Zukunft noch mit einer Aktienrendite von durchschnittlich 7-8 % pro Jahr rechnen, wie wir sie historisch gesehen haben?

Ausschließen würde ich das nicht, es spielen dabei natürlich auch noch andere Faktoren eine Rolle. Trotzdem denke ich, dass es ein realistisches Szenario ist, mit ETFs in der Zukunft nicht viel mehr als nur niedrige bis vielleicht mittlere einstellige Renditen zu erzielen.

3. Der Wettbewerb ist geringer, als man denkt

Bloomberg berichtete vor wenigen Monaten, dass im Jahr 2017 12 % weniger für die Recherche von Aktien ausgegeben wurde als im Jahr 2011. Ein Bericht von McKinsey deutet noch stärkere Kürzungen in den kommenden Jahren an.

Die Chefinvestorin der Hewlett Foundation (die immerhin 9 Milliarden US-Dollar verantwortet) bringt dies folgendermaßen auf den Punkt:

[Die Wall Street] hat nicht mehr die Zeit oder die Kapazitäten, um wirklich tief gehende Recherchen zu machen wie früher […]. Jetzt werden Recherche-Berichte [nach einer Ergebnisbekanntmachung] komplett von einem Computer produziert oder sie sind sehr, sehr schlicht, weil all die Senior-Analysten weg sind.

Anders gesagt sind heute zwar so viele Informationen zu einem Unternehmen für jedermann verfügbar wie noch nie. Aber immer weniger Leute interpretieren diese Informationen. Was rein wirtschaftlich auch Sinn ergibt für die Analysehäuser, wenn immer mehr und mehr Geld passiv investiert wird.

Im Umkehrschluss bedeutet diese Ausdünnung an Ressourcen, dass diejenigen, die sich selbst mit der Analyse von Unternehmen befassen, sich heute leichter einen Vorteil im Markt verschaffen können.

Natürlich kostet dies mehr Arbeit, als das Investieren in einen ETF, was praktisch ohne Zeitaufwand schon funktioniert. Aber neben einer potentiell höheren Rendite rein wirtschaftlich lernt man dabei sehr viel – über Unternehmen, Produkte, Wirtschaft und vieles mehr. Dadurch bildet man sich praktisch kontinuierlich weiter.

Und was gibt es für eine sinnvollere Investition als in die eigene Bildung?

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