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Der Sprint-Deal der Deutschen Telekom: Meisterstück oder nächstes Fettnäpfchen?

Seit Jahren arbeitet die Deutsche Telekom (WKN:555750) daran, ihre US-Tochter in einer größeren Einheit unterzubringen. Nun soll es endlich durch die Fusion mit der Nummer 4 namens Sprint klappen. Das Telekom-Management frohlockt: „eine einzigartige Gelegenheit für Aktionäre“, mit angeblichen Synergien im Wert von 43 Mrd. US-Dollar. Alles zu schön, um wahr zu sein? Bei mir ruft das Ganze auch einige unliebsame Erinnerungen wach.

Milliardenschwere Fehlschläge

Seit das früher staatseigene Fernmeldeunternehmen in die freie Marktwirtschaft entlassen wurde, hat es immer wieder gerne mit Milliarden um sich geschmissen. 1999 übernahm man für 6,9 Mrd. Pfund den britischen Mobilfunkanbieter One 2 One und 2000 wurden in Großbritannien und Deutschland geradezu mutwillig die Kosten für die UMTS-Lizenzen in die Höhe getrieben. Im gleichen Jahr wurden über 50 Mrd. US-Dollar für den Kauf von Voicestream ausgegeben, der heutigen T-Mobile US (WKN:A1T7LU).

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Weil in der Folge gleichzeitig riesige Summen für den Aufbau von schnellen Funknetzen investiert werden mussten, war dann erst mal kein Geld mehr da, um etwa im attraktiven französischen Markt zu expandieren, wo die Lizenzen praktisch verschenkt wurden.

Besorgniserregend war auch, dass es sowohl in England als auch in Amerika lange Zeit nicht besonders gut lief. T-Mobile hinkte den jeweiligen Platzhirschen hinterher. Ohne Aussicht auf eigenständigen Erfolg wurde T-Mobile UK dann 2009 mit Orange (WKN:906849) zusammengeführt und sechs Jahre später gegen ein Aktienpaket in die BT Group (WKN:794796) eingebracht. Der zunächst aussichtsreiche Deal mündete letztlich in hohen Abschreibungen auf die Beteiligung.

Die Telekom ist eigentlich eine fantastische Geldmaschine, die Jahr für Jahr ein Betriebsergebnis vor Abschreibungen in Höhe von rund 20 Mrd. Euro präsentiert. Aber diese großen Deals trüben regelmäßig das Gesamtbild, weshalb wir auch jetzt gut beraten sind, genau hinzuschauen.

Warum es diesmal besser laufen könnte

Immerhin scheint sich seit der gescheiterten Übernahme der US-Tochter durch AT&T (WKN:A0HL9Z) im Jahr 2011 auch einiges gebessert zu haben. Die Entschädigung für das geplatzte Geschäft war üppig und wurde schon bald in die erfolgreiche Übernahme von MetroPCS investiert. Damit fühlte sich der damalige Chef René Obermann selbstbewusst genug, um anzugreifen. Der im September 2012 engagierte John Legere startete 2013 die legendäre „Un-carrier“-Kampagne und seither entwickeln sich Kundenstamm und Aktienkurs im Gleichschritt nach oben.

Somit konnte die Telekom diesmal aus einer Position der Stärke in die Verhandlungen gehen. Geht der Deal über die Bühne — was noch längst nicht sicher ist — dann würde endlich ein Spieler auf Augenhöhe mit den beiden Marktführern entstehen.

Gut gefällt mir auch, dass T-Mobile US nicht in bar für die Übernahme bezahlt, sondern bilanzschonend mit den eigenen hoch bewerteten Aktien. Dass bei einem etwaigen Scheitern der Kombination keine Entschädigungszahlungen vorgesehen sind, ist daneben genauso zu begrüßen wie der Wegfall einer hohen Übernahmeprämie.

Zudem wurde ein Paket mit guten Argumenten für die Regulierungsbehörden geschnürt: Es locken hohe Investitionen in ein gemeinsames Netz der fünften Generation, Preissenkungen, eine bessere Funkabdeckung und die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen. T-Mobile stellt in Aussicht, dass über das kommende 5G-Netz eine Innovationswelle rund um Themen wie das Internet der Dinge und die Künstliche Intelligenz losgetreten wird.

Was mich trotzdem vorsichtig bleiben lässt

Einerseits wird zwar davon gesprochen, dass Jobs geschafft werden, aber andererseits will man auch die Kosten um mindestens 6 Mrd. US-Dollar pro Jahr senken. Im Vertrieb und in der Verwaltung werden wohl Tausende Stellen wegfallen. Ob dies an anderer Stelle wirklich überkompensiert werden kann, davon müssen die widerborstigen Aufsichtsbehörden erst mal überzeugt werden.

Ein Problem sind auch die hohen Schulden, welche sich dann auf zusammen über 75 Mrd. US-Dollar belaufen werden. Da die Refinanzierung in Zukunft teurer werden könnte, ist ein zügiger Abbau geplant. Klappt das wie geplant, ist alles super, aber wenn aus irgendeinem Grund Sand ins Getriebe kommt, dann hat auch die kontrollierende Deutsche Telekom einen Klotz am Bein.

Immerhin müssen die Einführung einer neuen Technik (5G-Netz), ein komplexer Fusionsprozess und der Aufbau von neuen Geschäftsfeldern (Internet der Dinge) innerhalb von wenigen Jahren gewuppt werden.

Was ich daraus mache

Insgesamt macht die Telekom diesmal vieles richtig und legt überzeugend dar, dass sie aus früheren Erfahrungen gelernt hat. Die Erfolgssträhne von T-Mobile US der letzten Jahre könnte sich so langfristig verfestigen und dem Mutterkonzern schöne Gewinne in die Kasse spülen. Über den Kniff der Konsolidierung trotz Verlust der Aktienmehrheit wird auch ein Aktienkurs-getriebenes Debakel wie im Fall der BT Group vermieden.

Übrigens geht es hier nicht um einen Deal mit einem „Marktwert“ von 150 Mrd. US-Dollar, wie zum Teil in ersten Reaktionen durch die Presse ging. Es ergibt für mich keinen Sinn, bei einer reinen Fusion Börsenwert und Schulden zusammenzurechnen. Aber lustigerweise wäre die Kombination bei den Aktienkursen vom Freitag (27.04.) ähnlich wie die Mutter fast 70 Mrd. Euro wert.

Bis es allerdings richtig losgehen kann, dauert es den Planungen zufolge noch rund ein Jahr. Ich würde die „einzigartige Gelegenheit“ daher vielleicht noch etwas reifen lassen.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool empfiehlt T-Mobile US.



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