Rocket Internet: Mit diesen Veränderungen soll Wert für Aktionäre geschaffen werden
Noch wird es zwar nicht eindeutig kommuniziert, aber in meinen Augen erfindet sich Rocket Internet (WKN:A12UKK) gerade komplett neu.
Was erst einmal nach einem enttäuschenden Rückzug aussieht, entpuppt sich bei genauerer Analyse als eine disziplinierte und schlaue Strategie, um langfristig Wert für Aktionäre zu schaffen.
Der Größenwahnsinn wird zurückgeschraubt
Als Rocket Internet gegründet wurde, hatte man noch das Ziel, in vielen Internetbranchen einen zukünftigen Giganten nach dem nächsten aus dem Boden zu stampfen, so wie das bereits bei Zalando (WKN:ZAL111) funktioniert hatte und bei HelloFresh (WKN:A16140) bald funktionieren könnte. Auf der Internetseite war unbescheiden das Ziel genannt worden, „die größte Internetplattform außerhalb der USA und China” zu werden.
Mittlerweile sind aber die offensichtlichen Möglichkeiten, konsumentenorientierte internetbasierte Geschäftsmodelle hochzuziehen, überschaubarer geworden, und viele der vielversprechenden ehemaligen Beteiligungen wurden bereits an die Börse gebracht.
Deswegen scheint Rocket Internet nun auch seine grundlegende Strategie zu überdenken. Das sogenannte Company-Building steht nicht mehr im Vordergrund. Stattdessen werden immer mehr, aber dafür kleinere Investments getätigt, bei denen man operativ nicht mehr so intensiv zuarbeitet, wie das bei früheren Beteiligungen der Fall war. Man wird also eher zu einer Art börsennotiertem Venture Capital-Fonds.
Rank und schlank
Als eine Art Beteiligungsgesellschaft braucht man natürlich viel weniger Mitarbeiter. Deswegen hat Rocket Internet seinem Hauptquartier in den letzten Jahren auch eine Rosskur verpasst.
Ende 2015 arbeiteten in der Berliner Zentrale noch 425 Mitarbeiter, Ende des letzten Jahres betrug dagegen die Zahl der Mitarbeiter gerade einmal noch 171. Rocket Internet betont, dass das kein herzloses Rausschmeißen war, sondern dass viele Mitarbeiter in die Beteiligungen gewechselt sind, was durchaus Sinn machen würde.
So oder so sind 171 Mitarbeiter für ein MDAX-Unternehmen eine sehr kleine Zahl. Man will aber anscheinend Fett trimmen, wo es nur geht.
Die Hürde für zukünftige Wertsteigerungen wird gesenkt
Auch an anderer Stelle verschlankt sich Rocket Internet merklich, nämlich bei der Zahl der ausstehenden Aktien. Bereits im Sommer des letzten Jahres wurde ein Aktienrückkaufprogramm gestartet, das kürzlich aber, noch bevor es ausgeschöpft war, zugunsten einer noch viel größeren Rückkaufaktion eingestellt wurde.
Bei den neuen Rückkaufplänen handelt es sich um ein öffentliches Angebot, bei dem Rocket Internet bis zu 15.472.912 eigene Aktien zu dem festen Preis von 24,00 Euro je Aktie kauft. Damit sollen vor allem Großinvestoren gelockt werden, die große Pakete nur schwer an der Börse loswerden. Sollte dieses Programm voll ausgereizt werden, dann würde man auf einen Schlag ganze 9,37 % des eingetragenen Grundkapitals aus dem Umlauf nehmen.
Ein Rückkauf in einer solchen Größenordnung macht langfristig einen großen Unterschied, denn er senkt die Hürde für zukünftige Vermögenswertsteigerungen, da sich diese auf weniger Aktien verteilen.
Gute Nachrichten für Aktionäre
Als Aktionär kann man durchaus davon enttäuscht sein, dass Rocket Internet aktuell keine neuen Möglichkeiten sieht, ein völlig neues großes Internethandelsunternehmen hochzuziehen.
Sobald man diese Einschränkung aber akzeptiert hat, merkt man, dass Rocket Internet intelligent seine Strategie verändert, um langfristig Wert für seine Aktionäre zu schaffen. Das Berliner Hauptquartier wird möglichst schlank gehalten, um unnötige Kosten zu verhindern, und die Aktienanzahl wird reduziert, damit die Gewinne der Zukunft einen größeren Effekt haben.
Oliver Samwer baut sich hier kein Imperium aus Größenwahn, sondern reagiert mit Disziplin und Fokus auf die sich verändernden Realitäten. So stehen die Chancen gut, dass mit den bei letzter Zählung 2,4 Mrd. Euro Nettorücklagen langfristig Wert für Aktionäre geschaffen wird.
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Marlon Bonazzi besitzt Aktien von Rocket Internet. The Motley Fool empfiehlt Zalando.